John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Franz Anton Graf Nostitz-Rieneck 1929

¾ Portrait stehend, den Betrachter direkt anblickend. Der Dargestellte trägt eine k.u.k. Linienschifftsleutnant Uniform (drei schmale Borten mit Elliotauge darüber) ohne Epauletten und mit Degen, die Marinekappe in seiner rechten Hand haltend. Die linke Hand steckt in der Hosentasche, wobei der Uniformrock zurückgeschlagen wurde. An seiner linken Brust mehrere nicht identifizierbare Orden, unter seiner rechten Brust trägt er das Seeflugführer Abzeichen. Hintergrund: Meereswellen, darüber ein flächiger Hintergrund einen bedeckten Himmel andeutend.

JQAW# P_1929_050
Öl auf Leinwand 132 x 96 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1929
Privatbesitz Österreich
Abbild: Privatphoto des Besitzers.

Franz Anton (František Antonín) Bohuslav Friedrich Maria Graf von Nostitz-Rieneck 16.6.1888 Falkenau/Sokolov (CZ) bis 15.11.1956 Bad Wiessee (D), Marineoffizier, Jäger und Lebemann.
Franz Anton wurde 1888 als zweites Kind des Leopold Abraham Maria N-R. (1865-1945) und der Karoline (Cara), geb. Gräfin Chotek von Chotkowa und Wognin (1865-1919, der Schwester von Sophie Gräfin Chotek, der Gemahlin des Thronfolgers Franz Ferdinands und mit ihm 1914 in Sarajewo ermordert) geboren. Das Ehepaar hatte 5 Söhne. Franz Anton dürfte seine Jugend in der späteren Tschechoslowakei auf dem Schloss Falkenau/Sokolov sowie in Prag verbracht haben (öffentliche Quellen sind praktisch nicht vorhanden). Erst mit dem Ersten Weltkrieg und danach wird die Quellenlage besser. Franz Anton N-R. war k.u.k. Kämmerer (ein Ehrentitel, der der Hocharistokratie vorbehalten war und den Zugang zum kaiserlichen Hof ermöglichte), sowie Ritter des Souveränen Malteser Ritterordens. Er begann seine Militärkarriere als Fähnrich bei der k.u.k. Marine, wo er bis zum Linienschiffsleutnant befördert wurde. Er war ebenso Seeflugzeugführer (Marine-Pilot), eine Marine-Waffengattung, die neben U-Booten die höchsten Mortalitätsraten aufwies. Franz Anton kehrte unversehrt aus dem Krieg heim und führte danach das Leben eines Privatiers. Bereits 1918 wurde er als Jahresmitglied im hoch-exklusiven Wiener Jockey Club aufgenommen. 1927/1928 (Dezember bis Mai) war er Mitglied einer 5-monatigen Großwildjagdexpedition, die Alfons und Clarisse Rothschild über Agypten, den Sudan bis nach Kenya führte und sogar von einem eigenen Kameramann begleitet wurde und bei der über 500 Tiere erlegt wurden (s. Roman Sandgruber, Rothschild - Glanz und Untergang des Wiener Welthauses, 2018, S.405-408).

Nach seiner Rückkehr verheiratete er sich am 26.6.1928 nun bereits 40-Jährig auf dem Benies-Familienanwesen in Klecany mit der ausnehmend attraktiven, vermögenden Verlegerin Elisabeth, geb. Mercy, verh. von Morawitz , s. deren Adams Portrait und eigenen Katalogeintrag (Querverweise), deren 1. Ehe vorher vom Heiligen Stuhl am 6.6.1927 annulliert wurde. (Eine Heirat mit einer Geschiedenen wäre für einen aktiven Malteser Ritter -- Franz Anton war u.a. 1934 Teilnehmer am Malteser Kongress in Rom-- undenkbar gewesen.) Das Paar hatte keine Nachkommen (Elisabeth aber zwei Söhne aus erster Ehe) und führte einen Jet-Set Lebensstil mit alternierenden Wohnsitzen in Prag (im historischen Palais Hložek de Žampach, Kanovnická 4, nach 1945 Residenz des österreichischen Botschafters) und dem ehemaligen Habsburgischen Jagdgut Langreith in Salzburg, das Franz Anton 1928 erworben hatte, und reger Teilnahme am gesellschaftlichen Leben (Besuch von Autorennen, Poloturnieren, den klassischen Darbys in Wien und in Pardubice, Teilnahme an Tennisturnieren, Jagden, u.a. bei den Rothschilds und den Larisch) und zahlreichen Reisen (Adria, Monte Carlo, Ägypten). Bemerkenswerterweise werden in der Presse vom Ehepaar keine karitativen Tätigkeiten oder Teilnahme an solchen Veranstaltungen berichtet. Franz Anton zeigte aber in schwieriger Zeit Zivilcourage, nicht zuletzt wegen der nicht-arischen Wurzeln seiner Frau. Sein Bruder (Herrmann) verstarb im KZ. 1945 bot Franz Anton seinem rassisch verfolgten Schwager (verheiratet mit Mathilde, geb. Mercy, (1897-1982), s. deren Adams Portrait) Max Benies (1894-1955, ebenfalls von Adams portraitiert, Bildnis aber verschollen), der nach seinem Fluchtort Kenya im Dezember 1945 kurz nach Prag zurückkehrte, Unterkunft. (Dieser kehrte aber alsbald nach Kenya zurück, diesmal von den Kommmunisten verfolgt). Nach der Enteignung und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, lebte das Ehepaar auf Langreith. Franz Anton verstarb 1956 in Deutschland. Sein Grab befindet sich in Hintersee nahe Langreith in Salzburg.

Das Portrait des Grafen Franz Anton ist trotz seiner späten Datierung (1929) eher ein Bild, das in der Zeit der Monarchie mit ihren farbenprächtigen Uniformen, enstanden sein könnte. Adams hat offensichtlich dem Wunsch des Portraitierten entsprochen, sich in seiner k.u.k. Uniform darstellen zu lassen, was dem Bild einen besonderen nostalgischen Charakter verleiht. Lediglich der Bildhintergrund, bis auf das stilisierte Meer, völlig gegenstandslos, deutet auf die Spätphase des Künstlers. Das Bild verblieb wohl nach Fertigstellung in Österreich. Dadurch blieb ihm die Zerstörung und Plünderung 1945/1946 die die Bilder seiner angeheirateten Verwandten, der Familie Benies wiederfuhr, erspart. Das Bild, ebenso wie das seiner Gattin Elisabeth aus 1924, verblieb im Besitz der Familie und der Nachkommen nach den Kindern der ersten Ehe seiner Gattin.

Ausgestellt

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, kein Katalogeintrag.

Literatur

Werksverzeichnis JQA 1995, S. 218, Kat.#185, ohne Abb.

Provenienz

Der Dargestellte.
Seine Witwe.
Deren Familiennachkommen aus 1. Ehe.
Privatbesitz Österreich.

Top