John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Elisabeth von Morawitz 1924

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Halbportrait leicht seitlich, dem Kopf in Richtung Betrachter gewandt und leicht angehoben, in die Ferne blickend. Die Dargestellte trägt kurzes, gewelltes blondes Haar und ein weit ausgeschnittenes, fast durchsichtiges weißes Seidenkleid, das im Ausschnitt durch Perlen gesäumt ist, an eine Perlenkette erinnernd, darüber einen weißen Chiffon.

JQAW# P_1924_080
Öl auf Leinwand 68 x 52 cm.
Signatur: John Quincy Ɑdams 1924
Privatbesitz Österreich
Abbild: Privatphoto des Besitzers

Elisabeth („Lisi“) Kunigunde von Morawitz, geb. Mercy, wiederverh. von Nostitz-Rieneck, 18.6.1901 Prag bis 26.5.1983 Wiener Neustadt. Verlagsbesitzerin.
Elisabeth Kunigunde wurde in die Verlegerfamily Mercy, die u.a. die liberale Zeitung „Prager Tagblatt“ herausgab, geboren. Nach dem Tode des Vaters Dr. Wilhelm Mercy (1866-1914) war sie gemeinsam mit ihren Schwestern Rosa (1896-1916) und Mathilde „Mimi“ (1897-1982), verh. Benies (s. deren Adams Portrait, Querverweise) die Herausgeberin des Prager Tagblatts und Mit-/Besitzerin weiterer Verlage und Druckereien. Am 24.9.1919 ehelichte sie den Bankierssohn, ehem. k.u.k. Offizier und Autorennfahrer Edgar von Morawitz (1893-1945, s. seinen Exkurs unten). Der Ehe entsprangen zwei Söhne: Thomas M. (1922-2016, spanischer Teilnehmer an der Winterolympiade 1948) und Johann M. (1924-2012, Provenienzforscher und nach 1945 in Kunstrestitutionen tätig). (Die Brüder entflohen 1939/1940 der Nazi Besetzung der Tschechoslowakei zu ihrem Vater nach Spanien; lediglich Johann kehrte 1946 nach Österreich zurück.) Das Ehepaar Morawitz trennte sich um 1926 und die Ehe wurde per Dekret des Päpstlichen Stuhles vom 6.6.1927 für nichtig erklärt. (Edgar von Morawitz übersiedelte nach der Trennung nach Spanien und überschrieb seine Anteile am Verlag Julius Kittel an die Schwestern Elisabeth und Mathilde). Elisabeth verheiratete sich am 27.6.1928 in Klecany (Gut ihrer Schwester Mimi, verh. Benies) wiederum mit dem Marine-Offizier i.R. Franz Anton Graf Nostitz-Rieneck (1888-1956, s. sein Adams Portrait und eigenen Katalogeintrag). Das Ehepaar führte einen Jet-Set Lebensstil mit alternierenden Wohnsitzen in Prag (im historischen Palais Hložek de Žampach, heute Residenz des österreichischen Botschafters) und im Jagdsitz Langreith in Salzburg, mit zahlreichen Reisen (u.a. Monte Carlo und Ägypten) und aktiver Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen (Pferderennen, Tennistourniere, Empfänge, Hochzeiten der Aristrokratie) sowohl im Wien als auch in Prag. Nach 1945 und der Enteignung und Vertreibung aus der Tschechoslowakei, Wohnsitz in Langreith und später auch im Nebenhaus ihres Sohnes Johann/Hans Morawitz in Wiener Neustadt, wo sie 1983 auch verstarb. Grablege in der für ihren Mann F.A. Nostitz-Rieneck in Hintersee errichteten Gruft.

Das 1924 entstandene Adams Portrait der Elisabeth von Morawitz ist eines der gelungensten des Künstlers. Die Schönheit der Dargestellten wird durch die an eine vom Wind zerzauste Frisur erinnernde Haartracht sowie das betont schlichte, raffinierte Kleid besonders hervorgehoben, wobei das Bild auf glamouröse Attribute völlig verzichtet. Das Bild vereint sowohl Natürlichkeit als auch Eleganz, eine Kombination, die auch Adams eher selten wirklich gelungen ist, wo mondäne Eleganz oftmals mit Distanziertheit in Charakterisierung der Portraitierten einhergeht. Das Portrait ist wohl in Wien entstanden und reiht sich in eine Reihe von Portraits des weiteren Familienumkreises der Dargestellten ein (s. Querverweise): 1925 Portrait ihrer Schwester Mathilde/“Mimi“ Benies und ihres Gatten Max Benies (verschollen), sowie 1929 das Portrait ihres zweiten Ehemannes Franz Anton Nostitz-Rieneck in nostalgischer k.u.k Marineuniform. Adams hat weiters auch die Schwester des Edgar von Morawitz, Frau Nolly von Seemann (Leonie von Seemann-Treuenwart, geb. von Morawitz, 1888-1944) im Jahre 1913 sowie Sophie von Hohenberg (1901-1990), die Gattin von Franz Anton’s Cousin Friedrich Leopold N.-R. (1891-1973) als Kind um ca. 1910 portraitiert.

Exkurs: Das abenteuerliche Leben des Edgar von Morawitz.
Edgar von Morawitz wurde am 26.4.1893 in Wien als Sohn des Finanzfachmanns und Bankiers Carl/Karl/Charles Morawitz (1846-1914), der 1913 zum Ritter von Morawitz nobilitiert wurde (s. seinem Eintrag ins OeBL und sein Portrait von Philip Alexius de László aus 1904) und der Bankierstochter Margarethe von Frank (1868-1925) geboren. Er hatte drei Schwestern. Nach Besuch des k.k. Akademischen Gymnasiums in Wien nahm er als Leutnant des Dragonerregimentes 11 am Weltkrieg teil. Nach dem Kriege übersiedelte er nach Prag, wo er im Verlagswesen tätig war (u.a. als Gesellschafter der Julius Kittl Nachfolger Keller & Comp. in Mährisch-Ostrau) aber vor allem seinen Leidenschaften für Autorennen und Tennis nachging. Als „Herrenfahrer“ (gentleman driver) verzeichnete er seine größten Rennerfolge mit Bugatti Rennwagen, mit denen er mehrere vordere Plätze bei der Eifelrundfahrt und beim Taunusrennen (1925) und in 1926 einen 2. Und 7. Platz beim Grand Prix von Rom (auf Bugatti T34) und einen Ersten Rang beim Bergrennen von Zbraslav-Jiloviste erreichte. Eine seiner Schwestern war mit dem Autorennfahrer Hugo Urban-Emmerich verheiratet. 1919 ehelichte er die Verlegertochter Elisabeth Mercy, das Ehepaar hatte zwei Söhne, trennte sich aber um 1926. Die Ehe wurde 1927 von Heiligen Stuhl annulliert. 1927 übersiedelte Edgar M. nach Spanien, wo er einen landwirtschaftlichen Betrieb und 1929 auch den Rennkurs von Sitges-Terramar (Eröffnung 1923) nahe Barcelona erwarb und auch einige Jahre betrieb. Er co-finanzierte auch die Entwicklung eines Spanischen Rennwagens (8-Zylinder Ricart-España), der aber nur mäßigen Erfolg erzielte, weitere Rennen in Spanien absolvierte er wiederum mit Bugatti Fahrzeugen (sein Vermögen erlaubte ihm, mehrere Fahrzeuge zu erwerben). Beim Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges wurde sein Betrieb in Sitges von Republikanischen Truppen besetzt und er selbst im August 1936 inhaftiert, aber nach Interventionen des tschechoslowakischen Konsuls freigelassen. Er kehrte kurz nach Prag zurück, aber reiste alsbald über Italien zurück nach Spanien, wo er sich den Franco Truppen anschloss und am Ende des Bürgerkrieges 1939 als Capitán abrüstete. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten verwandelte er den Terramare Rennkurs in eine Obstplantage um. Eine Quelle berichtet, dass er einen Bugatti als LKW umbaute und damit den Obstmarkt von Barcelona belieferte. Seine zwei Söhne zogen nach 1939/1940 auf der Flucht vor den Nazi Truppen von Prag zu ihm. Edgar von Morawitz starb am 2.9.1945 in Sitges/San Peres de Ribes nahe Barcelona erst 52-jährig.

Ausgestellt

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 50.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #50 (ohne Abb.)

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 188, Kat.#155, ohne Abb.

Provenienz

Die Dargestellte.
Deren Familiennachkommen aus 1. Ehe.
Privatbesitz Österreich.

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