John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Marie Gräfin Traun 1919

Ganzkörperportrait stehend, an eine dunkelbraune Barock-Kommode gelehnt, sich auf dieser mit ihrem rechten Ellenbogen leicht abstützend, lächelnd in Richtung Betrachter blickend. Sie trägt einen pelzverbrämten dunkelrosa Mantel, in den sie allerdings nur mit ihrem rechten Arm hineingeschlüpft ist und der so ihr hellrosa ärmelloses Kleid und den darüber geschlungenen weißen Chiffon freigibt. Als Schmuck trägt sie lediglich Perlenohrclips sowie am Ringfinger einen Goldring. Auf der Kommode liegen ihre weißen Handschuhe, weiters befindet sich darauf ein rund-ovales Kristall-Aquarium. Hintergrund durch fleckige Pinselstriche in Braun-, Orange- und Blautönen gestaltet, der dem Bildnis einen Perlmutschimmer verleiht.

JQAW# P_1919_020
Öl auf Leinwand 212 x 121 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1919
Privatbesitz Österreich.

Marie Josephine (Franziska Leopoldina Benedikta) Gräfin Abensberg-Traun, geb. Gräfin Podstatzky-Lichtenstein, 19.3.1878 Wien bis 4.4.1966 Wien.
Die aus dem Mährischen Grafengeschlecht der Podstatzky-Lichtenstein stammende Marie Josephine heiratete am 10.2.1901 in der Wiener Schottenkirche den Grafen Rudolf Abensperg-Traun (1872-1954). Die Grafen Traun (seit 1653 Reichsgrafen Abensperg-Traun) sind eines der sogenannten Apostelgeschlechter des Landes (Adelsfamilien, die bereits seit der Zeit der Babenberger [976-1246] in Österreich ansässig sind. Das namensgebende Stammschloss Traun ist seit 1120 in dessen Besitz) und haben eine Reihe bedeutender Feldherren hervorgebracht. Rudolf von Abensperg-Traun war erbliches Mitglied des Herrenhauses, seit 1904 Fideikommissinhaber von Maissau und war von 1909 bis 1919 Präsident des Hilfsvereins vom österr. Roten Kreuz, bzw. dessen Präsident, eine karitative Aufgabe in der er von seiner Gattin Marie durch Annahme zahlreicher Patronagen von Wohltätigkeitsveranstaltungen unterstützt wurde. Der Ehe entsprangen 5 Kinder (4 Söhne und eine Tochter), s. Querverweise. Trotz der mondän-eleganten Inszenierung in ihrem Adams Portrait war Gräfin Marie Traun nach vorhandenen Quellen vor allem ein Familienmensch und widmete sich drüber hinaus vor allem der Unterstützung karitativer Initiativen (bmkw. auch 1929 einer Veranstaltung zur Förderung „Wiener Frauenkunst“ im heutigen MAK Museum). Abseits von der Teilnahme an gesellschaftlichen „Pflichtveranstaltungen“ (Festzug und Hofburgball anlässlich des Kaiserjubiläums 1908, Teilnahme an Hochzeiten und Begräbnissen der weiteren Verwandschaft) sind nur wenige gesellschaftliche Aktivitäten und eigentlich keine der vor dem 2. Weltkrieg üblichen glamourösen Darstellungen aristokratischen Lebensstils durch Quellen belegt. Leider liegen keine Quellen zu der schwierigen Zeit 1938-1945/1955 (Anschluss und Auslöschung Österreichs, Auflösung der Fideikommisse durch die Nazis, Krieg und nach dem Kriege der Großteil der Besitzungen in der russischen Besatzungszone) vor. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Marie Gräfin Traun diese Zeit, die sowohl zu wirtschaftlichen als auch familiären Problemen und Spannungen (wegen der NSDAP Mitgliedschaft von Sohn Johann Adams) führte, gemeistert hat. Sie verstarb 1966 und ist zusammen mit ihrem Gatten und zwei ihrer Kinder in einem (im Gegensatz zu der in der bmkw. romanischen Rundkapelle Petronell befindlichen Absperg-Traun Familiengruft) bescheidenen Grab in Maissau beigesetzt.

Das 1919 in schwieriger Zeit entstandene Adams Portrait der Marie Gräfin Traun wird treffend von Nikolaus Schaffer als „königlich“ bezeichnet. Die noble, distinguierte Eleganz, die das Portrait ausstrahlt, sowie sie raffinierte Farbgebung und Farb-Gegenüberstellungen in der Kleidung und den Objekten, die Adams im Portrait verwirklicht hat, machen es zu einem Hauptwerk des Künstlers und zu einem Höhepunkt der Portraitmalerei der Endphase der k.u.k. Monarchie. Das lebensgroße Format und die elegante Inszenierung die Adams gewählt hat dienten wohl dem Zweck nostalgische Erinnerungen an vergangene Glanzzeiten in einer Zeit der politischen Umbrüche und wirtschaftlicher Katastrophen (1919 war die Zeit der Hungers- und Energienot sowie der Beginn der galoppierenden Hyperinflation) zu evozieren und die reife Schönheit und Distinguiertheit der 40-jährigen Gräfin Marie Traun gab dafür das perfekte Modell ab. Das Bild wurde dementsprechen auch viel beachtet, zweimal im Künstlerhaus Wien (und auch 1986 in der Adams Ausstellung) ausgestellt und in Farbe am Titelblatt der Zeitschrift Moderne Welt (2.3.1920, S.21) publiziert. Zeitgleich zum Portrait der Mutter, verfertigte Adams auch eine Kopfportraitstudie des ältesten Sohnens Johann/Hans (s. dessen Katalogeintrag) an, eine Vorgangsweise die er auch bei anderen Portraits (etwa Marizza und Alois Liechtenstein) wählte.
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Querverweise

Die Familie Abensperg-Traun ca. 1914

Kopfportraitstudie Hans Traun (Sohn) 1919 (kein Abbild verfügbar).

Alice Gräfin Harrach 1919

Ausgestellt

1920 Künstlerhaus Wien (EL 1919/20 Vol.64 #2359).

1921 Künstlerhaus Wien (EL 1921 Vol. 67 #46).

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 44.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #44 (m.Farbabb.)

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 170, Kat.#137, Abb.#93.

Provenienz

Dargestellte.
Deren Familiennachkommen.
Privatbesitz Österreich.

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