Mena Erbprinzessin zu Fürstenberg 1927
3/4 Viertel Portrait in sitzender Stellung, den Blick nach links in die Ferne gerichtet. Fauteuil durch einen blauen Überwurf bedeckt, darauf der rechte Arm der Portraitierten ruhend. Im linken Arm hält sie einen weißhaarigen Schoßhund. Bekleidet mit einem ärmellosen weissen Seidenkleid, um die Schultern einen durchsichtigen Chiffon. Um den Hals eine Kette ungewöhnlich grosser, gleichmässiger Perlen, an den Ringfingern je ein Ring mit grosser Perle. Hintergrund durch Farbflächen fast geometrisch gestaltet.
JQAW# P_1927_070
Öl auf Leinwand 123 x 95 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1927
Schlossmuseum Weitra, Österreich.
Franziska Ida Mena Erbprinzessin (ab 1941 Fürstin) zu Fürstenberg, geb. Gräfin Nostitz-Rieneck, 28.3.1902 Prag bis 20.5.1961 München.
Am 26.4.1921 Heirat mit Erbprinzen (ab 1941 Fürst) Karl Egon V. zu Fürstenberg (1891-1973, s. dessen Katalogeintrag). (Hochzeitsgeschenk war eine ungewöhnliche Cartier Stahl-Brillianten Tiara). Die Fürstenbergs zählen zu den ältesten deutsch-österreichischen Adelsgeschlechtern (und sind eines der 16 sogen. Apostelgeschlechter, d.h. Geschlechter, die bereits zur Zeit der Babenberger in Österreich ansässig waren. Das Haus Fürstenberg-Weitra ist eines der fünf, die heute noch in Österreich existieren).
Die Ehe von Mena und Karl Egon blieb kinderlos, weshalb Karl Egon auch auf die Nachfolge seines Vaters auf die schwäbischen Hausgüter (Schloss Donaueschingen) zugunsten der Kinder seines Bruders verzichtete. Mena ihrerseits war eine beliebte Patentante und umgab sich gerne mit Kindern jeglicher Herkunft. Im Gegensatz zum mondänden Adams Portrait war ihr Lebensstil eher unspektakulär und beschränkte sich auf gesellschaftliche „Pflichttermine“, wie Teilnahme an Hochzeiten der Verwandtschaft oder dem Wiener Derby, wo eigene Rennpferde teilnahmen (wie die eher spärlichen Presseberichte über sie dokumentieren). Das Ehepaar lebte hauptsächlich auf Schloss Weitra und in Wien. Nach der Devastierung des Schlosses zu Kriegsende (das Einschussloch im Adams Portrait gibt noch heute davon Zeugnis), bewohnte es den Meierhof des Schlosses. (Das Schloss ist mittlerweile durch Anstengungen der Familie Fürstenberg und der öffentlichen Hand wieder renoviert und öffenlich zugänglich und beherbergt ein Brauereimuseum –Bierbrauen ist eine lange Fürstenberg Tradition--und ein Schlossmuseum, in dem die zwei Adams Portraits besichtigt werden können.) Von schwerer Krankheit gezeichnet verstirbt Mena früh 59-jährig in München, wo sie zur ärztlichen Behandlung weilt. Grablege in der Fürstenberg Familiengruft in Altweitra, die sich neben der bmksw. romanischen Wehrkirche befindet.
Das Portrait der Mena Erbprinzessin zu Fürstenberg wird zu Recht als eines der Hauptwerke von Adams und besonders repräsentativ für seinen reifen Portraitstil angesehen. Der etwas verschreckt wirkende Gesichtsausdruck der Dargestellten ist wohl eine (Gegen-)Reaktion auf die glamouröse Inszenierung die Adams in Szene gesetzt hat, die aber dem Bild gerade seinen ikonischen Charakter verleiht. Oftmals in der Presse reproduziert (etwa als Titelbild des Wiener Salonblatts vom 29.4.1928), zierte das Mena Fürstenberg Portrait auch den Katalog und das Ausstellungsplakat der Adams Ausstellung 1986 in der Akademie Schillerplatz Wien. Die oft beschriebene Schönheit der Portraitierten wird durch die raffinierte Schlichtheit des Kleides hervorgehoben, der gesellschaftliche Anspruch aber auch durch die Perlen, deren Gleichmässigkeit und Größe sie „zu einer der kostbarsten der Welt macht“ (Leipziger Ill. Zeitung, und die auch im Sotheby’s Auktionskatalog der Cartier Stahl-Brillianten Tiara 2015 abgebildet sind), unterstrichen. Die impressionistische Auflösung der Konturen, das reduzierte Farbspekrum, sowie der flächig, abstrakte Hintergrund wurden von Adams in diesem Portrait so meisterhaft kombiniert, das es nur wenige vergleichbare Pendants gibt (s. Querverweise), von denen das Bildnis der Elisabeth von Morawitz (wiederverh. Gräfin von Nostitz-Rieneck) aus 1924 auch einen biographischen Bezug herstellt.
Querverweise
Karl Egon Erbprinz zu Fürstenberg 1929.
Elisabeth von Morawitz (spätere Gräfin Nostitz-Rieneck) 1924.
Ausgestellt
1927 Künstlerhaus Wien #148 (kein Eintrag im Einlaufbuch).
1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 60.
Literatur
Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #60 (m.Farbabb.)
APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 214, Kat.#181, Abb.#122.
Provenienz
Dargestellte.
Deren Erben.
Schlossmuseum Weitra, Österreich.