Professor Lafayette B. Mendel 1931
.
Halbportrait in Ansicht von seitlich links, das kahle Haupt zum Betrachter hingewandt, diesen durch einen Nasenkneifer mit ovalen Gläsern direkt anblickend, die Hände vor seinem Unterkörper übereinandergefaltet. Der Portraitierte trägt einen schütteren Schnauzbart, einen braunen Drei-teiligen Anzug sowie eine rosa Krawatte. In linken Bildvordergrund ein Glasbehälter auf einem Tischchen, in dem sich zwei weiße Ratten befinden.
JQAW# P_1931_030
Öl auf Leinwand 133 x 97 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1931.
Yale University, USA Inv.Nr. 1932.1738
Lafayette Benedict Mendel 5.2.1872 Dehli, NY bis 9.12.1935 New Haven, CT, Biochemieprofessor und Mitentdecker von Vitamin A, siehe auch seinen Eintrag auf Wikipedia und den Nachruf von R.H. Chittenden (Literaturhinweise).
Lafayette B. Mendel wurde als Sohn deutscher Einwanderer in Dehli, Bundesstaat New York geboren. Bereits in seiner Schulzeit hatte er ausgezeichnete Lernerfolge, was ihm mit einem staatlichen Stipendium den Besuch des Yale College ermöglichte, in das er bereits mit 15 Jahren 1887 eintrat und 1891 mit einem B.A. mit Auszeichnung abschloss. Mit einem Stipendium besuchte er anschließend die mit Yale assoziierte Sheffield Scientific School, wo er unter Professor Russell H. Chittenden (der 1936 auch seinen Nachruf verfassen sollte) studierte und diese 1893 mit einem Doktorat (PhD) abschloss. Anschließend war er Lehrbeauftragter und 1895-1896 verweilte er zu Studienzwecken in Deutschland (Breslau und Freiburg). 1897 Assistenzprofessor, wurde er 1903 zum Professor für Physiologische Chemie an der Sheffield School ernannt. 1921 wurde er schlussendlich zum Sterling Professor für Physiologische Chemie ernannt und Fakultätsmitglied sowohl in der Yale Graduate School, der medizinischen Yale Fakultät, sowie der Sheffield School, eine Position, die er bis 1934 innehatte.
Neben seiner Lehrtätigkeit war Prof. Mendel vor allem Forscher und Wissenschafter, der in seiner Karriere mehr als 300 Publikationen verfasste, darunter auch einige auf Deutsch. Viele davon in enger Zusammenarbeit mit Yale Kollegen und insbesondere (mehr all 100 Publikationen) mit Dr. Thomas B. Osborne (1859-1929) von der Connecticut Agricultural Experiment Station, mit dem er den Einfluss der Ernährung (insbesonders von Proteinen) auf Wachstum und Entwicklung von Lebewesen untersuchte. Als experimentelle Forschungsobjekte benutzten die Forscher weiße Albino-Ratten (die Adams in seinem Portrait auch als wichtige „Mitarbeiter“ ebenso dargestellt hat). In ihren Experimenten stellten Mendel und Osborne fest, dass einige Aminosäuren essenziell für das Überleben sind und mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, wobei andere entscheidend beim Wachstum von Jungtieren sind. Es wurde festgestellt, dass Wachstum von bislang unbekannten fettlöslichen Bestandteilen im Milchfett abhängig war, Substanzen, die später als Vitamin A bekannt wurden. Diese Entdeckung wurde von den beiden Wissenschaftern 1913 publiziert, zeitnah (aber doch einige Wochen später) mit identen Arbeiten des Biochemikers Elmer Veron McCollum (1879-1967) und seiner Kollegin Marguerite Davis (1887–1967) von der Universität Wisconsin. McCollum/Davis und Mendel/Osborne sind daher die Co-Entdecker des Vitamins A. Spätere Forschungen von Mendel und Osborne führten zur Identifizierung einer Vorläufersubstanz des Vitamins A, später als ß-Carotin identifiziert. Die Forschungen der beiden Wissenschafter beinhalteten auch Arbeiten zum wasserlöslichen Vitamin B. Neben seiner Forschungsarbeit und der Lehre diente Lafayette B. Mendel auch in zahlreichen wissenschaftlichen Kommissionen und Institutionen sowie von wissenschaftlichen Zeitschriften, ein Beitrag, der in zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt wurde (s. Auszeichnungen).
Lafayette B. Mendel war mit Alice R., geb. Friend, einer Absolventin der University of Wisconsin verheiratet, die er 1917 ehelichte. Das Paar blieb kinderlos. Er starb 1935 in New Haven Spital nach zwei-jähriger schwerer Krankheit. Seine Gattin verstarb wenige Wochen vor seinem Tod, erschöpft von der Belastung der Krankheit und Pflege ihres Gatten. Das Wohnhaus der Mendels in New Haven, in dem das Paar 1900-1924 lebte, ist seit 1976 als National Historic Landmark klassifiziert.
Auszeichnungen Lafayette B. Mendel:
1913: Mitglied der National Academy of Sciences
Ehrendoktorat der University of Michigan
1925: Mitglied der Leopoldina.
1927: Gold Medal und Fellowship des American Institute of Chemists
1930: Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
Ehrendoktorat der Rutgers University
1932: Ehrendoktorat der Western Reserve University
Ehrung durch das Adams Portrait, gewidmet von Yale Kollegen und Studenten
1935: Conné Medal des Chemist's Club of New York
Das im Herbst 1931 entstandene Adams Portrait von Prof. Mendel war eine Arbeit, für die Adams vom Yale Professor Joseph Marshall Flint vorgeschlagen wurde. Es wurde als Ehrung des Portraiterten von Kollegen und Studenten in Auftrag gegeben und 1932 als Geschenk der „associates and students“ der Universität gewidmet. Stilistisch ist das Portrait ein charakteristisches Spätwerk des Künstlers mit dem charakteristischen, abstrakten, nur durch expressionistische Pinselstriche gestalteten Hintergrund. Das Portrait besticht vor allem durch ein charmantes Detail: die Darstellung von Mendel’s Albino-Laborratten im linken Bildvordergrund. Der konservatorische Zustand des Bildes ist durch eine Reihe von Kratzern beeinträchtigt, Beschädigungen, die durch die jetzige Verglasung in Zukunft wohl verhindert werden können. Nach seinem Aufenthalt in New Haven reiste Adams weiter nach Boston, wo er eine Reihe weiterer Portraits von Mitgliedern bedeutender Familien anfertigte.
Querverweise
Prof. Joseph Marshall Flint (Yale Kollege) 1929
Prof. Harry Burr Ferris (Yale Kollege) 1930
Ausgestellt
Permanente Ausstellung: Dean’s Hallway, Yale Medical School, New Haven.
Literatur
APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 230, Kat.#197, ohne Abb.
Russel H. Chittenden, Biographic Memoir of Lafayette Benedict Mendel 1872-1935, US National Academy of Sciences Biographical Memoirs Vol. XVIII 6th memoir, 1936.
Provenienz
1932 Widmung an Yale University, Inv.Nr. 1932.1738.