Kote 219 südwestlich Tarnow 1915
Ein vegetationsloses Hügelplateau mit zum Teil zerstörten Holz-Barrikaden, auf dem lose Steine, Holzteile und Uniformreste verstreut liegen. Im Hintergrund weite grüne Landschaft mit einem Flusstal, dahinter großteils bewaldete Hügelketten.
JQAW# G_1915_020
Öl auf Leinwand 42 x 53 cm
Signatur: J.Q. Ɑdams C 21.9. südwest Tarnow 12.V.15.
Privatbesitz Österreich.
Dieses Landschafts/Kriegs-Genre Bild ist laut Signatur im Mai 1915 auf der Höhenkote 219 südwestlich der galizischen Stadt Tarnow (heute Tarnów, Polen) entstanden. Adams war nach seinem ersten Aufenthalt an der Ostfront 1914 Anfangs Mai 1915 wieder nach Galizien zurückgekehrt und begleitete die Offensive gegen die russischen Truppen, die das habsburgische Galizien weiterhin besetzt hielten und die als Durchbruchsschlacht von Gorlice-Tarnów bekannt wurde. Gemeinsam mit (und unter Oberbefehl durch) deutschen Truppen durchbrachen die Deutsche 11. Armee und die k.u.k. 3. und 4. Armee die russischen Stellungen und zwangen die russischen Truppen zum Rückzug auf russisches Territorium und damit auch zur Aufgabe des besetzten Polens. Die österreichischen Truppen wiederum konnten durch diesen Befreiungsschlag anschließend die Festung Przemyśl sowie das besetzte Lemberg wiedererobern, Ereignisse, die Adams als Kriegsmaler ebenso dokumentiert hat. Dieser Erfolg --mit beträchtlichen Verlusten erkauft-- änderte aber wenig an der ungünstigen Kriegssituation der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn. Die Westfront war weiterhin im menschenfressenden Stellungskrieg erstarrt, und im Süden entstand nach der Kriegserklärung Italiens eine neue Front in den Dolomiten und am Isonzo. Die k.u.k. Truppen, vor allem die Tiroler Kaiserjäger wurden Ende Juli von der Galizienfront abgezogen und an die Südfront verlegt, die Adams dann ebenfalls 1915 und 1916 besuchte und dokumentierte.
Das Bild Kote 219 entlehnt die Bezeichnung aus dem militärischen Vermessungswesen, wo Positionen durch Höhenangaben und deren Messpunkte bezeichnet wurden. Die verwüstete Landschaft der Stellungen, die Adams festgehalten hat, zeigen wohl von russischen Truppen verlassene Positionen und erinnern durch die expressive Pinselführung stark an die danach angefertigten Bilder der Festung Przemyśl (s. Querverweise), die ursprünglich von den Österreichern 1914 aufgegeben und selbst zerstört, aber 1915 wieder rückerobert wurde. In Niederlage wie im Sieg bringt der Krieg unweigerlich immer Zerstörung und fordert menschliche Opfer, die Adams, wenn auch propagandistisch etwas „schöngefärbt“ der Nachwelt als Dokument in seinen Bildern hinterlassen hat. Das gegenständliche Bild ist im Einlaufbuch des Wiener Künstlerhauses (EL 1915/16 #1244 taxiert auf 500 Kr) dokumentiert und wohl auch ident mit dem Bild „eroberte Stellungen südwestlich Tarnow“, das 1917 in der Kollektivausstellung John Quincy Adams (#24) gezeigt (und mit 800 Kronen taxiert) wurde. Es blieb aber trotz des (für Adams) relativ bescheidenen Preises bei beiden Ausstellungen unverkauft, was wohl auf die Expressivität der Darstellung devastierter Landschaft ohne patriotischen Pathos, geschuldet war, was wiederum das Gemälde aber heute künstlerisch wertvoll macht.
Querverweise
Ausgestellt
1915 Künstlerhaus Wien (EL 60 1915/16 #1244).
1917 Künstlerhaus Wien Kollektivausstellung John Quincy Adams No. 24 (kein Eintrag im Einlaufbuch).
Literatur
Provenienz
Unbekannt.
Kunsthandel Wien.
Privatbesitz Österreich.