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Jenka Duschnitz 1920

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Brustportrait Ölskizze en face, in Richtung Betrachter blickend. Die Dargestellte mit markanten, schön geschwungenen Augenbrauen und blauen Augen trägt ein leichtes weißes Seidenkleid mit weitem v-förmigen Ausschnitt und eingefasstem Saum. Die dunklen Haare sind hochgesteckt. Portrait im Hintergrund durch in kräftigem Blau gehaltenen Farbauftrag in der oberen Bildhälfte betont.

JQAW# P_1920_040
Öl auf Leinwand Hochformat-Oval ca. 100 x 85 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1920
Privatbesitz Österreich

Jenka Duschnitz, geb. Loeff, wiederverh. Ferrière, 27.7.1886 Holleschau/Holešov (CZ) bis 8.5.1967 Genf; Klavierspielerin, Gesellschaftsdame und Bewohnerin einer Architektur-Ikone.
„Schaun’s da fährt der Duschnitz vorbei....Er fährt selber... – Wer ist das? – Den kennen Sie nicht? Mit der schönen Frau und der Orgel.“ (Die Stunde 4. August 1925, S. 5).
Jenka war stets bekannt als schöne Frau. Diese schöne Frau war aber auch eine ausgebildete Pianistin. Als Willibald Duschnitz (1884-1976) auf sein Jahr als Freiwilliger 1906 mit seinem Regiment (Schwarzenberger Ulanen) in Holleschau (heute: Holešov ) eintraf hörte er sie Klavier spielen … und verliebte sich in ihre Musikalität … und in sie. Das Paar heiratete 25. Juni 1907 in Holleschau, 1910 wird die Tochter Eva (verh. Chipman, 1910-1999) geboren. Im Jahr 1916 vollendete der bahnbrechende österreichische Architekt Adolf Loos das berühmte Musikzimmer in der Villa Duschnitz im Cottage in Wien. Auch die Instrumente waren avant-garde: die Walcker Orgel war mit der innovativen Organola Technik ausgestattet und das Konzert Grand Klavier war von der deutschen Marke Feurich. Der Industrielle Willibald Duschnitz war Hobby Organist und Komponist, seine Kunstsammlung war legendär (s. Chipman und Weidinger, 2014). Während Gatte Willibald und Tochter Eva moderne Lieder komponierten, bevorzugte Jenka klassische Musik, aber nicht ausschließlich. Sie spielte Kammermusik mit vielen verschiedenen Wiener Künstlern, insbesondere mit der später weltbekannten Geigerin Erica Morini oder dem bedeutenden ungarischen Pianisten Louis Kentner. Auch Komponist Erich Wolfgang Korngold war zu Gast sowie die Opernsängerinnen Louise von Fraenkel-Ehrenstein, Selma Kurz (s. deren Adams Portrait und Katalogeintrag) und Marie Gutheil-Schoder. Auf ihren Reisen nach Paris besuchte Jenka den Komponisten Maurice Ravel. Jenka war auch eine glänzende Gastgeberin und pflegte lebenslang einen internationalen Kreis schillernder Freunde.

(Siehe den Exkurs zum Freundeskreis von Jenka Duschnitz).

1922 konvertierten Jenka und Eva Duschnitz zum Katholizismus. Mitte der 1920er-Jahre verliebte sich Jenka in den Schweizer Arzt Dr. Louis Ferrière (1887–1963). Die Ehe mit Willibald Duschnitz wurde einvernehmlich am 26.4.1926 geschieden und am 30. April 1926 heiraten Jenka und Louis in der Evangelischen Kirche HB in Wien. Jenka, Tochter Eva und Dr. Louis Ferrière blieben in der Villa Duschnitz wohnen (Willibald Duschnitz trat vom jüdischen Glauben aus und bezog eine neue Wohnung am Getreidemarkt. Bei dieser Veränderung seiner Lebenssituation reorganisierte und erweiterte er auch seine berühmte Kunstsammlung). Kunst- und Architektur-Liebhaber durften seit 1922 die Villa und die Kunstsammlung mit Erlaubnis des Bundesdenkmalamts besuchen. So waren Jenka und Louis oft die ,Gastgeber‘ bei den Besichtigungen. Auch Adolf Loos schickte architekturbegeisterte Besucher. Das so bereichernde Leben in Wien nahm 1936 ein Ende, als das Ehepaar Ferrière nach Paris zog. Mit Kriegsausbruch 1939 übersiedelten sie nach Genf. (Willibald Duschnitz musste 1938 emigrieren. Über England und Frankreich gelangte er nach Brasilien, wo er als Unternehmer wiederum erfolgreich tätig war.) Die “Welt von gestern” (Stefan Zweig) war vergangen. 1947 trennten sich Jenka und Louis (der nach den USA auswanderte). Obwohl Jenka sich bemühte, nach dem Kriege in der Schweiz noch eine Karriere als Pianistin aufzubauen, war es dafür doch zu spät. Ihre letzten Lebensjahre verliefen ruhig zwischen Genf und regelmäßigen Besuchen in Kitzbühel. 1958 wurde ihr erstes Urenkelkind Francesco geboren. Jenka starb am 8. Mai 1967 in Genf. Die Erinnerung an sie und ihre Familie wird auf einem Gedenkstein am Wiener Zentralfriedhof aufrecht erhalten, wo sie mit ihrem ersten Ehemann Willibald und Tochter Eva vereint ist.

Das 1920 entstandene Portrait von Jenka Duschnitz besticht durch die Unmittelbarkeit einer sich auf das Antlitz der Portraitierten fokussierenden Ölskizze. Ungewöhnlich für Adams ist der in kräftigen Blau gehaltene Bildhintergrund (der in Adams Spätphase immer gedämpftere Farben annahm und schlussendlich lediglich einen weißen Leinwandhintergrund zeigte) und den er wohl als Kontrapunkt zu Jenka‘s strahlend blauen Augen gewählt hat. Obwohl nie öffentlich ausgestellt, war das Portrait der Wiener Kunstwelt wohl vertraut und das Bildnis wurde von einem Kritiker („L.v.H.“) wegen „seiner Frische und Schönheit der Farben“ (Wiener Salonblatt 11. November 1928, S.17) gepriesen. Das Bild verblieb bei Jenka und nach ihrem Tod bei ihren Familiennachkommen. Das Adams Porträt der Jenka erlebte 2013 einen markanten Auftritt. Das Auktionshaus Christie’s Wien organisierte einen Abend zu Ehren der Willibald Duschnitz Kunstsammlung. Als Rednerpodium für Jenka’s Enkel Dr. Harold Chipman und Provenienzforscher Mag. Leonhard Weidinger errichtete man um das Porträt eine ‘Wiener Salonecke’ … eine schöne Hommage an die schöne Frau, die im Eröffnungszitat der Zeitung Die Stunde erwähnt wird.

Katalogeintrag: Harold Chipman (Enkel der Dargestellten).

Ausgestellt

2013 Christie's Wien, Die Kunstsammlung Willibald Duschnitz.

Provenienz

Die Dargestellte.
Deren Familiennachkommen,
Privatbesitz Österreich.

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