Dr. Alphons Baron Rothschild 1915

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Halbportrait in grau-brauner Felduniform (Rittmeister Rang) und Feldkappe, an der Brust ein Orden (Miltärverdienstkreuz); Dargestellter in sitzender Stellung mit angewinkelten Unterarmen, Oberkörper halblinks gedreht, den Kopf rechts gewandt, den Betrachter direkt anblickend; mit Brille (Nasenkneifer mit Ovalgläsern) und Schnauzbart; Hintergrund abstrakt.


JQAW# P_1915_070
Öl auf Leinwand 85 x 56 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams Bozen 4.XI. 15. - darüber Tiroler Adler
Privatbesitz USA.
Photo: © Momentosphere by Tobias de St. Julien

Dr. Alphons Mayer Rothschild (15.2.1878 Wien – 1.9.1942 Bar Harbor, USA). Zweitältester Sohn von Albert Salomon „Salbert“ und Bettina Caroline (geb. Rothschild - sie war Albert's Cousine) Rothschild.

Nachdem sein älterer Bruder Dr. Georg Rothschild an Schizophrenie litt und fast sein ganzes Leben in geschlossenen Anstalten verbrachte, was Alphons ursprünglich als Nachfolger seines Vaters in den Rothschild Unternehmen vorgesehen, was er aber (ebenso wie sein Bruder Eugen, 1924 verh. mit „Kitty“ Wolff/Schönborn/Rothschild) ablehnte und seinen Privatinteressen („Philologie, Philatelie, Hippophilie“ Sandgruber, 2018, p. 412) als Privatgelehrter (Altphilologe mit exzeptioneller Fachbibliothek), Briefmarkensammler, und Rennstallbesitzer, folgte. (Die Geschäfte des Hauses Rothschild führte daraufhin sein Bruder Luis, 1946 verh. mit Hilda geb. Auersperg, verh. Pollak-Parnegg/Hériot/Rothschild, quasi als Nebenbeschäftigungen zu seinen privaten Sport-Vorlieben wie Polo, was in schwierigen Zeiten auch den ökonomischen Niedergang des Wiener Hauses förderte.) Alphons, sein Sohn Albert, Kitty, Hilda, sowie auch Louis Rothschild wurden alle von Adams portraitiert.

Alphons war mit Clarisse, geb. Sebag-Montefiore verheiratet und hatte drei Kinder (Albert, Bettina, und Gwendoline). Während des Ersten Weltkrieges diente er ebenso wie sein Bruder Eugen im prestigeträchtigen k.u.k. Dragonergegiment Nr. 6; beide erhielten Auszeichnungen. Zur Zeit des Anschlusses Österreichs 1938 weilte er im Ausland (London) und eilte dann zu seinem schwerkranken Sohn Albert in der Schweiz. Nach dessen tragischem frühen Tod emigrierten Alphons und Clarisse mit den Töchtern in die USA, wo Alphons auch bald (1942) in Bar Harbor, Maine, als gebrochener Mann verstarb.

Das 1915 in Bozen entstandene Portrait ist aufgrund seiner expressiven Pinselführung und der Ton-in-Ton-Gestaltung (Uniform-Hintergrund) bereits wegweisend für die Spätphase des Künstlers. Es ist wohl das einzige Gemälde eines Mitgliedes der Familie Rothschild in Felduniform und begegnet dadurch auch antisemitischen Vorurteilen, die während des Ersten Weltkrieges (und danach) weit verbreitet waren.

Querverweise

Albert Rothschild (Sohn)

Hilda Auersperg/Rothschild (Schwägerin)

Kitty Schönborn/Rothschild (Schwägerin)

Ausgestellt

1917 Künstlerhaus Wien Kollektivausstellung John Quincy Adams No. 13 (EL 61 1916/17 #540)

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 40.

2021/2022 Jüdisches Museum Wien, Ausstellung Die Wiener Rothschilds.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #40 (S/W Abb.)

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 138, Kat.#106, Abb.#77.

Roman Sandgruber, Rotschild - Glanz und Untergang des Wiener Welthauses, Molden, Wien, 2018.

Provenienz

Dr. Alphons und Clarisse Rothschild, Österreich, USA.
Bettina Looram (geb. Rothschild), Tochter, Österreich, USA.
Deren Erben, USA.