Charles Francis Adams III 1931
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Halbportrait, stehend in Seitenansicht, seinen linken Arm auf eine Sessellehne gestützt. Der Dargestellte ist kahlköpfig und trägt einen braunen dreiteiligen Anzug, weißes Hemd und eine beige-blaue Krawatte. Im Bildhintergrund eine hellbraune Wand und ein zurückgeraffter dunkelbrauner Vorhang, der den Blick auf eine Meereslandschaft mit einem wolkenverhangenen Himmel, der im Abendrot erglüht, freigibt.
JQAW# P_1931_50
Öl auf Leinwand 127 x 84 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1931.
Naval Historical Center, Washington D.C. USA, 43-035-A
Abbild: freundliche Mitteilung Navy Art Collection, Naval History and Heritage Command
Charles Francis Adams III., 2.8.1866 Quincy bis 11.6.1954 Boston, 44. US Marineminister und begeisterter Segler.
Charles Francis Adams wurde am 2.8.1866 in Quincy, Massachusetts, geboren. Er war der Enkel von John Quincy Adams (1767-1848), dem sechsten US Präsidenten (1825-1829), und der Urenkel von John Adams (1735-1826), dem zweiten US Präsidenten (1797-1801). Adams erwarb 1888 seinen Bachelor-Abschluss cum laude und 1892 seinen Abschluss in Rechtswissenschaften an der Harvard University. Bevor er in Boston Jura studierte und 1893 die Anwaltsprüfung ablegte, reiste er durch Europa. Anschließend praktizierte Adams als Anwalt in Boston. 1893 wurde er in den Stadtrat von Quincy gewählt, und 1896 wurde er Bürgermeister, ein Amt, das er zwei Amtsperioden innehatte. 1898 wurde er zum Schatzmeister der Harvard University gewählt und erhöhte in dieser Funktion den Treuhandfonds der Hochschule erheblich. Er war auch an zahlreichen Unternehmen beteiligt. Adams war ein bekannter Segler. Im Jahr 1914 gewann er als Skipper des Bootes Resolute den America's Cup; diesen Sieg wiederholte er 1920. Im Jahr 1939 gewann er den King's Cup, den Astor Cup und den Puritan Cup, eine bis dato noch nie erreichte Leistung.
1929 ernannte Präsident Herbert Hoover (1874-1964) Adams zum 44. Sekretär der Marine (Marineminister), ein Amt das er bis 1933 innehatte. Sekretär Adams führte ein Marinebauprogramm ein, um die amerikanische Marine auf den Stand anderer Seemächte, insbesondere Großbritanniens, zu bringen, und er forderte eine Erhöhung des Haushalts der Marine. In den Jahren seiner Amtszeit verschärfte sich jedoch die Weltwirtschaftskrise, und der Kongress stellte die von ihm geforderten Mittel nicht zur Verfügung. Adams spielte eine wichtige Rolle auf der Londoner Seekonferenz von 1930, wo er sich für ein Gleichgewicht zwischen der Seestärke der USA und der Großbritanniens und Japans einsetzte. Als Hoover seine Kandidatur für die Wiederwahl verlor, kehrte Adams ins Privatleben zurück, stieg wieder in die Geschäftswelt ein und fuhr mit dem Jachtsport fort. Er starb am 11. Juni 1954 in Boston und ist am Mount Wollaston Cemetery in Quincy bestattet.
1899 verheiratete sich Charles Francis Adams III mit Frances Lovering (1896-1956), die Tochter des Kongressabgeordneten William C. Lovering (1835-1910). Ihr Sohn Charles Francis Adams IV (1910-1999) wurde der erste Präsident des Rüstungskonzerns Raytheon Company. Ihre Tochter Catherine Adams Morgan (1902-1988, s. ihr Adams Portrait aus 1932) war mit dem Bankier Henry Sturgis Morgan Sr. (1900-1982, s. dessen Adams Portrait aus 1932), dem Enkel von John Pierpont Morgan (1837-1913) verheiratet.
Ehrungen: 1932 wurde Adams in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Nach ihm ist auch die Charles Francis Adams Memorial Trophy für Segelsportler benannt. Der Zerstörer U.S.S. Charles Francis Adams trägt ebenso seinen Namen.
Das 1931 in Washington D.C. entstandene Portrait des Charles Francis Adams III stellt einen Höhepunkt der Malerkarriere von Adams in den USA dar. Nicht nur war der Auftrag, den Marineminister und (sehr) entfernten Verwandten (und Segelkollegen) zu portraitiern ehrenvoll, er war auch Gelegenheit der amerikanischen Öffentlichkeit seinen gereiften Spätstil zu präsentieren. Dementsprechen ist das Bild sehr sorgfältig komponiert. Der Dargestellte ist in Seitenansicht dargestellt und bildet zusammen mit dem gerafften Vorhang im Bildhintergrund eine Bilddiagonale, die den Blick des Betrachters auf das im Hintergrund durch ein Fenster sichtbare Meer lenkt und somit die Position des Dargestellten bildlich ausdrückt. Ebenso besticht das Bild durch die konsequente Anwendung des von Whistler inspirierten Ton-in-Ton Konzepts, im gegenständlichen Fall verschiedene Brauntöne. Als Kontrapunkt setzt Adams sparsame blaue Farbakzente (Krawattenstreifen, Meereswellen, Himmel über den dichten Wolken). Dem wichtigen Anlass entsprechend hat Adams auch einen Photographen zur Portraitsitzung mitgenommen, von der sich eine Aufnahme im Künstlerhausarchiv erhalten hat (s. Querverweise). Das Bild ist Bestandteil der Kunstsammlung der US Marine und befindet sich zurzeit im US Verteidigungsmunisterium, dem Pentagon in Washington D.C., ist also nicht öffentlich zugänglich, was seine Veröffentlichung in diesem Katalog umso größere dokumentarische Bedeutung verleiht. Adams hat 1932 ebenso die Tochter des Dargestellten und dessen Schwiegersohn portraitiert (s. Querverweise).
Querverweise
Adams malt Adams - die Portraitsitzung 1931
Catherine Frances Morgan 1932 (Tochter)
Henry S. Morgan 1932 (Schwiegersohn)
Ausgestellt
Zur Zeit permanente Ausstellung: Pentagon, Washington D.C. (nicht öffentlich zugänglich)
Literatur
Provenienz
1931 vom Künstler an US Navy,
Naval Historical Center, Washington D.C. USA, 43-035-A.