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Anne Drusilla Apperson Flint 1929

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¾ Portrait stehend, den Betrachter direkt anblickend. Ihr Blick ist offen, aber ernst. Die Dargestellte lehnt sich mit ihrem linken Arm auf eine reich verzierte Kommode mit ihrer rechten Hand den Mantel über ihren linken Unterarm haltend. Sie trägt ein ärmelloses hellgraues Seidenkleid, darüber einen roten Mantel, der ihr über die Schulter herab zu den Ellenbogen gerutscht ist. Ihr dunkles Haar ist kurz und gewellt. Als Schmuck trägt sie eine zierliche Flussperlen-Halskette, Perlen-Ohrclips sowie einen goldenen Ehering sowie am selben Finger davor einen Solitär-Brillantring.

JQAW# P_1929_120
Öl auf Leinwand 125 x 85 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1929
Yale University, USA Inv.Nr. 1969.89



Anne Drusilla Flint, geb. Apperson, 20.4.1878 San Simeon CA bis 13.7.1970 Shelton CT, verfeindete Cousine von Citizen Kane (William Randolph Hearst).
Anne Drusilla wurde als Tochter des Elbert Clark Apperson (1851-1900) und der Elizabeth Anne A., geb. Sutherland (1859-1904), die am 17.12.1876 geheiratet hatten, im Jahre 1878 geboren. Sie hatte einen jüngeren Bruder: Randolph William A. (1897-1965). Ihr ungewöhnlicher zweiter Vorname stammt von ihrer Großmutter Drusilla (Drucilla) Anne Apperson, geb. Whitmire (1816-1904). Das Leben der Familie wurde stark von Elberts Schwester Phoebe Apperson (1842-1919) beeinflusst. Diese heiratete 1861 George Hearst (1820-1891), der als Bergbauunternehmer im Goldrausch Kaliforniens zu grossem Reichtum gelangt war und später (1886) in den US-Senat gewählt wurde. Dies ermöglichte es Phoebe Hearst ihren Bruder und seine Familie zu unterstützen. Um 1870 hatte George Hearst eine große Ranch mit ca. 1,000 ha in Pleasanton Kalifornien erworben, die später als Hazienda del Pozo de Verona (benannt nach einem aus Verona importierten Brunnen aus dem 15. Jahrhundert) bekannt werden sollte, und die das Ehepaar Hearst als Sommeresidenz nutzte und nach 1891 Phoebe Hearst als Hauptwohnsitz mit eklektischer Ausstattung (Architektin: Julia Morgan) diente. Die Eltern Anne Drusillas waren die Verwalter des Besitzes, wo sie in engem Kontakt und als Vertraute ihrer Tante Phoebe Hearst zusammen mit deren einzigen Sohn, dem späteren Zeitungsmagnaten -- und Vorbild für Orson Welles Film Citizen Kane (1941) -- William Randolph Hearst (1863-1951) aufwuchs. Die Beziehung zwischen den Cousins Anne Drusilla Apperson und William Randolph Hearst dürfte anfangs freundschaftlich gewesen sein. Anne Drusilla half ihrer Tante Phoebe auch William Randolph während seiner Krankheit (Depressionen) 1893-1894 zu pflegen (B. Procter, William Randolph Hearst, the Early Years 1863-1910, 1998, S.72).

Die Philantropin Phoebe Hearst, die auch erste weibliche Regentin (Aufsichtsratmitglied) der Universität Berkeley war, unterstützte großzügig das neugegründete Institut für Anatomie der Universität, an das Professor Joseph Marshall Flint (1872-1944) im Jahre 1902 berufen wurde. (Sie finanzierte auch die Gründung des nach ihr benannten Anthropologiemuseums der Universität Berkeley, das sie mit zahlreichen historischen Artefakten beschenke.) Anne Drusilla Apperson und Joseph Marshall Flint lernten sich kennen und heirateten am 15.9.1903 auf der Hazienda del Pozo de Verona. Die Flitterwochen verbrachte das frischgetraute Ehepaar auf einem weiteren Landsitz von Phoebe Hearst, Wyntoon castle, in der Nähe von San Francisco. Das Ehepaar Flint hatte keine Kinder. 1919 stirbt Phoebe Hearst und vermacht ihrer Nichte den schloss-ähnlichen Ansitz Wyntoon ebenso wie eine beträchtliche Summe (250,000 Dollar nach heutigen Geldwert rund 3 Millionen) sowie einen Cadillac. Das Ehepaar übersiedelte nach dem Rücktritt Flints von seiner Professur in Yale 1921 nach Wyntoon und adaptierte den Ansitz durch mehrere Bauwerke. Die Freude am neuen Besitz währte aber nur kurz. Anne Dusilla‘s Cousin William Randolph Hearst, der den Großteil von Phoebe’s Vermögen geerbt hatte, wollte die testamentarische Verfügung seiner Mutter betreffend Wyntoon nicht anerkennen und bedrängte das Ehepaar Flint mit seinen Anwälten. Die Flints verkauften das Anwesen schlussendlich 1925 an William Randolph Hearst für rund 200,000 Dollar. Cousin und Cousine verblieben danach (v)erbitterte Feinde.

Bereits 1924 beantragte das Ehepaar Reisepässe und schiffte sich nach Europa ein, wo es in Vevey in der Schweiz Wohnsitz nahm und zahlreiche europäische Länder bereiste. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kehrte das Ehepaar in die USA zurück und nahm an der Ostküste Wohnsitz. 1944 verwitwet, lebte Anne Drusilla in New York und in Connecticut, wo sie 1970 auch verstarb. Testamentarisch bedachte sie großzügig mehrere US Universitäten (Princeton, Yale, und Berkeley), ihr Adams Portrait aus dem Jahre 1929 widmete sie der Yale Universität bereits 1969. Anne Drusilla Apperson-Flint ist auf dem Oak Hill Memorial Park Friedhof in San Jose, Kalifornien beigesetzt. Zumindest im Tode kehrte sie so zu ihren kalifornischen Wurzeln zurück.

Das 1929 Portrait, das in der Literatur sowie in den Yale Inventaren bislang als „Mrs Joseph Marshall Flint“ dokumentiert war, wird hier mit dem eigenen Namen der Portraitierten geführt wie er auch vom Ehepaar Flint in seiner Reisepass-Applikation 1924 angeführt wurde. Stilistisch ist das Bild ein charakteristisches Spätwerk des Künstlers, in dem die Konturen, sowie die bei einem Damenportrait noch verbleibenden dekorativen Accessoires (Kommode, Kleidung, Schmuck) in flüchtigen impressionistischen Konturen aufgelöst werden. Auch der Hintergrund, bislang bei Damenportraits oft als stilisierter Landschaftshintergrund ausgeführt, ist in diesem Werk abstrakt. Der flächige Farbauftrag ist lediglich durch expressionistische Pinselstriche strukturiert. Das Farbschema ist reduziert und wird von braun, grau und dunklen Rottönen dominiert, was an niederländische Alte Meister erinnert. Die Persönlichkeit der Portraitierten ist durch den ernsten, geradezu etwas verbitterten Ausdruck, der kein Lächeln entkommt, eingefangen. Obwohl vom Schicksal sehr begünstigt, haben wohl die erbitterten Erbstreitigkeiten mit ihrem Cousin bleibende Spuren hinterlassen. Ebenso wie beim Portrait ihres Gatten Joseph Marshall Flint ist eine Entstehung in Europa (Schweiz oder Wien) wahrscheinlich, da für 1929 keine USA Reise Adams belegt ist. Das Portrait verblieb im Besitz der Dargestellten, bis es 1969 kurz vor ihrem Tode der Yale Universität gestiftet wurde. Somit blieb das Ehepaar Flint auch nach dem Tode in der Galerie des Dekans der medizinischen Fakultät Yales vereint.

Ausgestellt

Permanente Ausstellung: Dean’s Hallway, Yale Medical School, New Haven.

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 232, Kat.#199, Abb.#134 (S/W)
(dort unkorrekterweise mit 1930 datiert).

Provenienz

Die Dargestellte.
1969 Widmung an Yale University, Inv.Nr. 1969.89

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