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Alfred Géza von und zu Liechtenstein 1923

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Kopfportrait Ölskizze des 16-jährigen Jünglings. Den Kopf leicht gesenkt, mit den blauen Augen aufblickend, den Betrachter ansehend. Kurzes, einen Scheitel andeutendes Haar. Flächiger grauer Bildhintergrund.

JQAW# P_1923_040
Öl auf Leinwand, 42 x 33 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1923.
Privatbesitz Österreich
Abbildung (aus 2024): freundlicherweise vom Besitzer zur Verfügung gestellt

Alfred Géza (Johann Dionys Maria Josef) von und zu Liechtenstein, 27.6.1907 Betlér (Ungarn, jetzt Betliar, Slowakei) bis 28.12.1991 Frauenthal, Steiermark. Ab 1929 Fideikommissinhaber und Oberhaupt des (süd-)steirischen Zweiges der Familie Liechtenstein, Forstwirt.
Alfred Géza war der Sohn von Prinz Johannes von und zu Liechtenstein (1873-1959) und von Maria „Marizza“ Liechtenstein, geb. Gräfin Andrássy (1986-1961), s. deren Adams Portrait in den Querverweisen). Jugend in Pula und Triest, wo sein Vater Johannes als Marineoffizier stationiert war, dann in Betliar und Wien. Seine sportlichen Interessen als Jugendlicher umfassten Fechten (Florett und Säbel, Residenz-Fechtklub in Wien) und Golf. 1929 übernimmt er nach Verzicht seines Vaters auf die Erbfolge den Fideikommiss der südsteirischen Line der Liechtensteins (s. Exkurs Die Linien des Hauses Liechtenstein unten). Am 26. April 1932 verehelichte er sich mit Ludmilla Prinzessin von Lobkowicz (1908-1974), der Ehe entsprangen vier Kinder (1 Tochter und 3 Söhne). Wohnsitz auf Schloss Hollenegg und Schloss Frauenthal in der Weststeiermark. Alfred Géza widmete sich vor allem der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung seiner Güter, die er erfolgreich durch die schwierigen Zeiten der Depression in den 1930er-Jahren und des Nationalsozialismus brachte und in der Nachkriegszeit modernisierte. Er führte auch die Liechtensteintradition des Aufbrechens der Primogenitur fort: sein ältester Sohn Franz Géza (1935-) erbte die Weststeirischen Besitzungen (Schloss Hollenegg und Frauenthal), sein Sohn Friedrich (1937-2010) erbte die Riegersburg und die oststeirischen Besitzungen. (Dieser Tradition folgend, vererbte auch Alfred Géza’s Sohn Franz Géza das Schloss Hollenegg an seinen Sohn Alfred Paolo (1972-) sowie das Schloss Frauenthal an den Sohn Lukas Wolfgang (1974-), auch die Tochter Livia (1977-) wurde mit Realitäten in Hollenegg und Grundbesitz in Italien bedacht).

Adams Portrait des 16-jährigen Alfred Géza Liechtenstein besticht vor allem durch den Charme des feschen jungen Mannes (noch ohne dem ihn in späteren Jahren prägenden schütteren Haupthaar und Schnauzbart) und der Unmittelbarkeit einer Kopfstudie. Es entstand 1923 parallel zum Portrait, das Adams von Alfred Gézas Mutter „Marizza“ von und zu Liechtenstein, geb. Gräfin Andrássy, anfertigte (s. Querverweise). Die in Braun- mit Rottönen vor grauen Hintergrund gestaltete Studie bezaubert durch den ernsten Ausdruck und den direkten Augenkontakt des Dargestellten mit dem Betrachter. Man spürt die Nähe und Emphatie die Adams dem jungen Portraitierten entgegenbrachte, teilten sie doch viele Interessen, vor allem im Fechtsport, den Adams in jüngeren Jahren auf hohem Wettkampfniveau betrieb. Wenige Portraits von Adams fangen die Jugend, und die vielleicht naive Unmittelbarkeit so gelungen in einem Portrait ein, wie die Studie des jungen Alfred Géza Liechtenstein.

Exkurs: die Linien des Hauses Liechtenstein
Die Nachfolge der Familien der Hocharistokratie war/ist durch zwei Rechtsinstrumente geregelt. Der Fideikommiss, eine Art Stiftung, die den unveräußerlichen Kernbesitz an Gütern der Familie umfasst (darüber hinausgehende Besitzungen stehen als sog. Allodialgut praktisch zur freien Verfügung), der ungeteilt zur Nutzung vererbt wird, sowie das Prinzip der Primogenitur (Titel und Fideikommissgüter erbt der älteste Sohn, wobei alle weiteren Nachkommen leer ausgehen). Dieses Prinzip wurde im Hause Liechtenstein im Sinne größerer Fairness (allerdings nur unter männlichen Nachkommen) erstmals von Fürst Johann I. Josef Liechtenstein (1760-1836), von dem alle lebenden Mitglieder der Familie Liechtenstein abstammen, aufgeweicht. Durch den Kauf zahlreicher Grundherrschaften zusätzlich zu den (enorm großen) Besitzungen in der heutigen Tschechoslowakei (nach 1945 enteignet), dem Fürstentum Liechtenstein sowie dem Besitz in und um Wien, plante Fürst Johann I. die Errichtung von drei weiteren Fideikommissen zugunsten seiner nicht erstgeborenen Söhne: Franz de Paula (1802-1887, aus dessen Line Alfred Géza abstammt), dem die südsteirischen Güter zugedacht waren; Karl (1803-1871), Besitzungen in Niederösterreich; und Friedrich (1807-1885), Besitzungen in Kärnten und in der Obersteiermark. Die Errichtung von Fideikommissen erforderte die Bewilligung durch den Kaiser, die 1833, 1846 und 1860 auch erfolgte, aber erst 1860 unter Fürst Johann II. (1840-1929, s. dessen Adams Portrait aus 1908) endgültig verwirklicht wurde. Neben der fürstlichen Hauptlinie (die 1938 erlosch und durch Franz Josef II. (1909-1986) aus der steirischen Linie weitergeführt wurde) existieren also drei weitere Linien des Hauses Liechtenstein wovon die Linie nach Franz de Paula (1802-1887) für die Steiermark bedeutsam ist: Sohn Alfred Luis (1842-1907), Enkel Alois (1869-1955, verh. mit Erzherzogin Elisabeth, der jüngsten Tochter Kaiser Karls) und dessen Sohn Franz Josef II., dem regierenden Fürsten Liechtenstein ab 1938, Schloss Waldstein, Enkel Franz (kinderlos), und Enkel Johannes (1873-1959), dem Vater von Alfred Géza (1907-1991), Schloss Hollenegg. Der Fideikommissinhaber der Stammlinie trägt den Titel Fürst (sein ältester Sohn ist der Erbprinz), alle anderen Mitglieder der Familie (mittlerweile mehrere Hundert) tragen den Titel Prinz bzw. Prinzessin von und zu Liechtenstein, was bei der ebenso vererbten Namensgebung (z.B. Johannes oder Alfred) leicht zu Konfusion und Verwechslung in der Genealogie des großen Hauses führen kann. Lediglich der regierende Fürst wird zusätzlich zu seinem Namen mit römischen Ziffern näher bezeichnet.
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Ausgestellt

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait (kein Katalogeintrag).

2022 Riegersburg, Sonderausstellung 200 Jahre Familie Liechtenstein.

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 181, Kat.#148, Abb.#101.

Provenienz

Dargestellter.
Dessen Familiennachkommen.
Privatbesitz Österreich.

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