John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Helene Odilon als Dubarry 1903

Bildbeschreibung s. unten.

JQAW# P_1903_040
Öl auf Leinwand 150 x 122 cm
Signatur: JQ (ineinander verschlungen) Ɑdams.
Wien Museum Inv.Nr. 50.061
Abbild: Privataufnahme im Zustand 2023 in der Restaurierungswerkstätte

3/4 Ganzkörperportrait in Profilansicht, den Blick nach links gerichtet, ihre rechte Hand erhoben, einen Zeremonienstab haltend; in ihrer linken Hand ein Strauss Rosen. Ihr Theaterkostüm besteht aus einem weißen Unterkleid, das im Ausschnitt mit Spitzen und Bommeln verziert ist, darüber einen türkisen Sammtmantel, der mit rosa Seide und braunem Pelz eingefasst ist und an den Ärmeln alternierend mit weißen Spitzen und türkisen Samtstreifen gestaltet ist. Hintergrund: eine graue Wand mit Lichtreflexionen, die durch weiße Pinselstriche strukturiert sind. Link oben, ein Adelswappen: zwei Schilder, die von einer Kartusche eingefasst sind, darüber eine Krone, in der eine nach vorne geöffnete Mauerkrone sichtbar ist, in der sich ein schwarzer Hund mit roter Zunge und Feder am Kopf befindet. Links und rechts der Kartusche ebenfalls zwei schwarze Hunde mit goldenen Halsband und roter Zunge.

Helene Odilon (Künstlername), geb. Petermann 31.7.1865 Dresden bis 9.2.1939 Baden bei Wien, skandalumwitterte Schauspielerin mit tragischem Ende.

Helene Petermann, die den Künstlernamen Helene Odilon annahm (s. ihre Biographie im OeBL), wurde 1865 in Dresen in bescheidenen Verhältnissen geboren. Nach Schauspielunterricht in Dresden hatte Sie erste Rollen in Theatern in Chemnitz (Bühnendebut 1881), Gera, und Lübeck, sodann in Hamburg und Berlin (Hoftheater, dort wg. ihres Privatlebens entlassen). 1891 Debut im Wiener Volkstheater. Durch ihre darstellerischen Leistungen, aber auch durch ihre Skandale wurde sie zu einem wahren „Star“ im theaterbegeisterten Wien. Erfolgreiche Gastspiele führten auch nach Berlin, London (1899) und in die USA (1901, 1902). Ihre Paraderollen waren die Dubarry (Dubarry von D. Belasco, in welcher Rolle und Theaterkostüm sie auch im Portrait getreulich dargestellt ist, s. Querverweise), die Madame Sans-Gêne (die Rolle der Herzogin in V. Sardou‘s Madame Sans-Gêne), und die Lona Ladinser (in Der Star von Hermann Bahr), unter anderem. Sie reussierte aber auch im klassischen Fach in Stücken von Lessing (Minna Barnhelm), Ibsen (Nora), oder Schiller (Kabale und Liebe). Zu Ende des Jahres 1903 erleidet sie einen Schlaganfall, der ihrer Bühnenkarriere ein Ende setzt und einen langen Abstieg in Krankheit und Armut einleitet.

Helene Odilon war durch zahlreiche, oftmals skandalumwitterte, Liebesaffairen bekannt, wurde von Bertha Zuckerkandl als „Sexualwunder“ charakterisiert und war dreimal verheiratet: In die Geschichte eingegangen sind die Kabalen und Eifersuchtsdramen, die ihre Ehe (1893-1897) mit dem populären Schauspieler Alexander Girardi (1850–1918) prägten. Die Odilon hatte zahlreiche Affairen (unter anderem auch eine „Fahrrad-Liebesbeziehung“ mit Albert Rothschild; s. Roman Sandgruber, Rothschild, 2018, S. 296-300 und Querverweise) und suchte den eifersüchtigen Girardi mittels eines Ferngutachtens des Psychaters Julius Wagner-Jauregg (1857-1940) in eine Nervenheilanstalt zwangseinweisen zu lassen. Dieser entkam knapp durch einen Sprung aus dem Fenster und suchte Schutz bei seiner Kollegin Katharina Schratt (1853-1940), die Girardi durch Intervention beim Kaiser persönlich aus dieser Situation rettete. Eine Psychiatriereform war die Folge, Einweisungen durften danach nur mehr nach richterlicher Anordnung und einem formellen Verfahren erfolgen. In zweiter Ehe (1900-1907) war Helene Odilon mit Franz von Rakovsky (ca.1877-1907) verheiratet, dessen Adelswappen auch im Adams Portrait dargestellt ist. Verwitwet, verehelichte sie sich mit dem Apotheker Bela von Pecic (?-?); auch diese Ehe (1907-1912) währte nicht lange.

Nach ihrem Schlaganfall versank Helene Odilon in Depressionen, was von ihren Verwandten dazu benutzt wurde sie unter Vormundschaft zu stellen. Die Odilon konterte mit der Publikation ihrer Memoiren, die 1909 unter dem Titel „Das Buch einer Schwachsinnigen, Lebenserinnerungen“ erschienen. Ihre kostbare Wohnungsausstattung (1897 von Albert Rothschild finanziert) wurde 1914 im Dorotheum versteigert, 1916 erblindete Helene Odilon und versank danach in völlige Armut und lebte in Armenasylen in Salzburg und Dresden. Nach einem einem Aufruf des Literaten Hermann Bahr 1920, der auf ihr tragisches Schicksal (sie wird in der Neuen Freien Presse 2.8.1925 S.11 als „bitter bettelarm, bresthaft, gelähmt, des vollen Gebrauches der Sprache und einer Hand beraubt“ beschrieben) wurden Helene Odilon schließlich verschiedene (bescheidene) Ehrenpensionen gewährt und sie selbst auch 1928 in das Künstler-Altersheim „Sorgenfrei“ in Baden bei Wien aufgenommen, wo sie 1939 durch einen Schlaganfall verstarb. Sie ist am Wiener Zentralfriedholf in einem Ehrengrab (Gruppe 12 D, Reihe 1, Nr. 23) der Stadt Wien bestattet.

Das Portrait der Helene Odilon wurde von Adams 1903 im Wiener Künstlerhaus ausgestellt (EL 46 1903 #1700) und erregte Aufsehen. Auch Kaiser Franz Josef äußerte sich wohlwollend über das Bild und lies sich den Künstler vorstellen (Sport & Salon 38.3.1903 S.23). Wohl wegen des großen Erfolges verfertigte Adams eine Kopie (s. deren eigenen Katalogeintrag), die er wiederum in Künstlerhaus ausstellte (EL 47 1903/04 #563). (Das Duplikat ist ident mit der Erstfassung lediglich bei der Signatur fügte Adams das Jahr 1903 hinzu, s. den Signaturenvergleich) Die Erstfassung wurde am 15.6.1903 an einen Hr. Plesch Wien Neustiftgasse 13 ausgefolgt, der aber wohl nur Bote/Beauftragter war (da nicht an der angegebenen Adresse gemeldet). Durch einen rezenten Zufallsfund eines Photos konnte die Besitzerin des Odilon Portraits als die Solotänzerin der Hofoper Gisela Schreitter (1870-1949) bestimmt werden (s. Querverweise), die das Bild wohl wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten 1920 zur Auktion gab. Nach mehreren Auktionen gelangte das Bild 1930 nochmals beim Dorotheum Wien zur Auktion und gelangte in den Besitz des Wienmuseums, wo es seither unter der Inv.Nr. 50.061 verwahrt wird. Leider erlitt das Bild in einem früheren Depot des Museums starke Schäden (weswegen es auch in der 1986 Adams Ausstellung nicht gezeigt werden konnte), befindet sich aber momentan (2023) zur Untersuchung und Restaurierung in den Ateliers des Instituts für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien.

Ausgestellt

1903 Künstlerhaus Wien (EL 46 1903 #1700)

Literatur

Provenienz

1903 KH Ausstellung 1903 (EL 46 1903 #1700, als Privatbesitz Versicherungswert 3000 Kronen gelistet).
1903-1920 bei Fräulein Schreitter Solotänzerin an der Hofoper (wohl: Gisela Schreitter 1870-1949, Wien VI, Mariahilferstraße 31).
1920 Auktion Schidlof Wien 11.10.1920 Lot 3 (25,000 Kronen).
1924 Auktion Schidlof Wien 31.3.1924 Lot 11 (2,000,000 Kronen).
1930 Auktion Dorotheum Wien 13.3.1930 Lot 96 (1200 Schilling).
Seit 1930 im Wienmuseum HMW_050061.

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