Dr. Nicolas Schlumberger ca. 1926
Halbportrait in Schrägansicht von links, das Haupt leicht geneigt, den Blick in Richtung Betrachter gerichtet, diesen aber nicht direkt anblickend. Der Dargestellte mit hoher Stirn, schwarzem Haar und ausgeprägten Augenbrauen trägt eine Militäruniform mit dem Rangabzeichen eines Hauptmanns (drei Sterne auf goldenem Grund), auf seiner Achselklappe die Zahl 28 in Silber, die den Dargestellten als Mitglied der Dragoner Schwadron 28, einer Kavallerieeinheit, die sich aus Bürgern der Stadt und des Kantons Basel rekrutierte, ausweist. Über die Brust trägt er einen Lederriemen. Hintergrund als stilisierte Landschaft mit wolkenverhangenem Himmel dargestellt.
JQAW# P_1926_050
Öl auf Leinwand 75 x 60 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams
Privatbesitz USA.
Abbild: freundliche Mitteilung Auktionshaus Beurret-Bailly-Widmer, Basel.
Dr.jur. Nicolas (Niklas) „Niki“ Schlumberger, 6.12.1894 Basel bis 1.7.1975 Basel, Bankier, Offizier der Kavallerie und des Schweizer Generalstabs.
Nicolas Schlumberger wurde in eine bedeutende Unternehmerfamilie geboren, die ursprünglich aus dem Elsass stammte und im wirtschaftlichen Leben der Stadt Basel eine bedeutende Rolle spielte. Sein Großvater Amédée Sch. (1833-1905) erwarb 1872 das Basler Bürgerrecht und trat 1873 als Teilhaber in die Privatbank Ehinger & Cie. ein und amtierte 1893-96 zudem als Vizepräsident des Basler Bankvereins. Sein Sohn Charles Schl. (1861-1934, s. dessen Adams Portrait) folgte ihm in seinen Stellungen. Charles' Sohn Nicolas wiederum trat nach Absolvierung seines Jus Studiums ebenso in die Bank Ehinger & Cie ein und war auch an mehreren Unternehmen beteiligt, bzw. fungierte in diesen als Aufsichtsrat. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkaufte er seine Anteile am Bankhaus Ehinger und lebte großteils als Privatier seinen privaten Interessen folgend. Er war er auch Offizier der Schweizer Armee, wo er ab 1925 im Range eines Hauptmanns als Kommandant der 28. Dragoner Schwadron diente (und in dieser Position auch von Adams portraitiert wurde) und es bis zum Obersten des Generalstabs brachte.
Nicolas Sch. verheiratete sich am 17.2.1925 mit seiner Cousine Marie-Luise Staehelin (1902-1997); sein Bruder Charles Amédée (1895-1984) wiederum verheiratete sich mich Alice Staehelin (1904-1999), der Schwester von Marie-Luise. Die Ehe von Nicolas und Marie-Luise Sch., aus der drei Töchter entsprangen, endete in Scheidung (29.3.1938, s. auch den Katalogeintrag des Adams Portraits von Marie-Luise Sch. aus 1927). Die gescheiterte Ehe wurde später (1989) in den Memoiren seiner Gattin, die sie unter dem Pseudonym Diane d’Henri veröffentlichte, vernichtend dargestellt. In zweiter Ehe (Heirat 28.4.1938) war Nicolas Sch. mit Claire Rose Boegli (1901-2002) verheiratet. Beide sind am Friedhof Therwil bei Basel bestattet. Nicolas Schlumberger’s private Hobbys umfassten den Alpinismus (seit 1918 Mitglied des Schweizer Alpen Clubs SAC) und vor allem seine Leidenschaft für den Pferdesport, die er mit seiner Schwester Henriette (s. deren Adams Portrait aus 1926) teilte. Ausdruck dieser Leidenschaft war u.a. dass Nicolas alle seine Pferde portraitieren lies, wie sein Enkel Roy Cortell berichtete (Zeitlupe 85 [2007] Heft 10:80-81).
Das wohl um 1926 entstandene Portrait des Nicolas Schlumberger reiht sich in eine ganze Serie von Portraits der Familie Schlumberger ein, die Adams 1926-1927 in Basel anfertigte. Der Kontakt kam wohl durch Nicolas Schwester Marguerite „Tit“ (Erst- und Zweitfassung ihres Portraits 1926), die in Wien Musik studierte, zustande. Adams portraitierte ferner auch Nicolas Schwester Henriette (1926), sowie Nicolas‘ Gattin Marie-Luise (Portrait aus 1927, nicht lokalisiert), sowie Nicolas‘ Vater Charles Schlumberger (Portrait aus 1927, nicht lokalisiert) sowie möglicherweise auch die Mutter Emilie, geborene Vischer (1867-1946). Stilistisch ist das Portrait charakteristisch für den reifen Spätstil des Künstlers, der den Charakter und Physiognomie des Portraitierten trefflich einfängt. Das bislang in der Adams Literatur unbekannte Werk gelangte am 27.6.2023 als Lot 1 bei einer Auktion bei Beurret-Bailly-Widmer in Basel zur Versteigerung. Dort war das Portrait lediglich als „Bildnis eines Offiziers“ gekennzeichnet. Die Identifizierung des Dargestellten als Dr. Nicolas Schlumberger erfolgte aufgrund seiner Dienstuniform. Das Bild gelangte bei der Versteigerung in den Besitz von Nachkommen der Familie des Künstlers in den USA.
Danksagung: Die freundliche Unterstützung von Jürg Burlet und Henri Habegger vom Verein Schweizer Armeemuseum VSAM ermöglichte die namentliche Identifizierung des Dargestellten.
Querverweise
Charles Schlumberger 1927 (Vater)
Marguerite Tit Schlumberger 1926 (Schwester)
Henriette Catherine Schlumberger 1926 (Schwester)
Marie-Luise Schlumberger 1927 (Gattin)
Ausgestellt
Literatur
Provenienz
Unbekannt.
Auktion 23. Feber 2023 Swann Galleries New York, Lot 1 (unverkauft).
Auktion 27. Juni 2023 Beurret-Bailly-Widmer, Basel, Lot 1.
Privatbesitz USA.