Moritz Sobotka 1913
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Brustportrait, Oberkörper leicht gedreht, Kopf nach links geneigt, den Betrachter ansehend. Der Dargestellte mit blond-weissem Schnauzbart und Monokel in seinem linken Auge, trägt einen braunen zwei-reihigen Trachtenanzug mit grünen Aufschlägen und am Kopf einen Hut mit kleinem Gamsbart.
JQAW# P_1913_010
Original verschollen.
Zeitgenössische Farbdruck-Reproduktion 40 x 38 cm
Signatur: ф (J Q verschlungen) Ɑdams 1913.
Privatbesitz USA
Moritz Sobotka 22.10.1843 Dobkau/Dobkov (Chotěboř, CZ) bis 20.11.1918 Wien. Self-made Großindustrieller und Schwiegervater des Künstlers.
Moritz wurde als Sohn des Valentin Franz S. (1810-1892), der eine gepachtete Branntweinproduktion betrieb, die er von seinem Schwiegervater übernahm,von der Grundherrschaft gepachtet hatte, geboren. Als 14-jähriger ging er nach Wien, um eine Handelsschule zu besuchen. (Zwei seiner Brüder folgten ihm nach Wien: Gustav S. [1845-1919, Chemiker, der in die USA auswanderte], sowie Ignatz S. [1853-1909, Arzt, verehelicht mit der Tochter von Moritz‘ Partner Jacob Hauser, im engen Kontakt zu Moritz‘ Familie und auch Sammler von Adams Werken]). Seinen Berufseinstieg absolvierte Moritz als Angestellter bei dem Getreidehändler Josef Heller und danach in der Spiritus-Fabrik des Barons Gustav von Springer, einem der erfolgreichsten jüdischen Industriellen Wiens. 1869 heiratete der die Tochter des Malzhändlers Leopold Brum Sofie Brum/Sobotka (1851-1930), das Ehepaar hatte neun Kinder. Die Tochter Stefanie (1881-1952) heiratete 1901 den Maler John Quincy Adams (1873-1933).
Zusammen mit seinem Schwager Jacob Hauser (1839-1915, der Sofies Schwester Johanna/Hanna geheiratet hatte), war er Partner in der Firma seines Schwiegervaters, die diese 1884 übernahmen und mit finanzieller Unterstützung von Baron Springer 1885 die Erste Wiener Export Malz Fabrik Gesellschaft Hauser & Sobotka gründeten und eine moderne Malz-Fabrik in Wien Stadlau erbauten. Hauptkunden waren Bierbrauereien. Die Firma, die bis zur Arisierung 1938 im Besitz und unter Management der Familien Hauser und Sobotka verblieb (und auch heute noch unter dem Namen STAMAG Stadlauer Malzfabrik Aktiengesellschaft weiter besteht, s. das Adams Bierplakat mit den Abbildungen der Fabriken in den Querverweisen) wuchs zu einem erfolgreichen Großunternehmen heran und machte die Firmengründer sehr wohlhabend (Sandgruber, 2013 listet sowohl Moritz Sobotka als auch Jacob Hauser zu den nach Einkommensteuer 500-reichsten Wienern und Wienerinnen im Jahre 1910 [Einkommen jeweils rund 150,000 Kronen]). Die Firma wuchs bis zum Ersten Weltkrieg zur größten Malzfabrik Europas und diversifizierte in Produktsortiment (Malzkaffee, Backmalzextrakt [für die Brot- und Gebäckerzeugung], Hoff Malzextrakt sowie das auch heute noch bekannte Ovomaltine Getränk) sowie in seinen Exportmärkten mit Niederlassungen in Deutschland (1902), England (1905), USA (1906), Italien (1909) sowie Frankreich (1911).
1904 erwarb Moritz S. das rund 200 ha große Bürglgut am Ufer des Wofgangsees (Gemeinde Strobl), in dem er nach seinem 60. Geburtstag den Großteil des Jahres verbrachte und in der Stadlauer Malzfabrik vom operativen Management in Aufsichtsfunktionen wechselte. Die Nachfolge war nach der Heirat der Tochter Alice (1873-1963, s. deren Adams Portrait) mit Alfred Hauser (1870-1948), dem Sohn seines Partners Jacob, sowie durch den Firmeneintritt seiner Söhne Hanns (1877-1947) und Felix (1878-1934) und später auch Valentin (1896-1988) gesichert. Das Bürglgut wurde zum Zentrum des Familienlebens der Großfamilie. In den verschiedenen Villen des Besitzes wurden in den Sommermonaten bis zu 40 Gäste beherbergt. (Die Führung eines solch großen Haushaltes mit bis zu 10 Dienstboten lag in den kundigen Händen von Sofie von der ihre Enkelin Harriet Adams/Walderdorff später viele Ideen zur Führung des von ihr gegründeten Goldenen Hirschen in Salzburg aufnahm.) Moritz hingegen engagierte sich in der Lokalpolitik, karitativ, sowie bei der Entwicklung der ländlichen Infrastruktur (Wasserleitung, Rekrutierung eines Arztes für Strobl), wofür der von den Gemeinden Strobl wie auch St. Wolfgang zum Ehrenbürger ernannt wurde. In seinem Adams Portrait wird er im Habitus eines Landadeligen mit (modischem) Monokel und Jagdkleidung (Steireranzug, obwohl er nicht jagte und auch keine Waffe besaß) dargestellt. Moritz Sobotka starb im November 1918 und musste so das Ende der Monarchie und des „Zeitalters der Sicherheit“ (Stefan Zweig) nicht mehr miterleben. Sein jüngster Sohn musste nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit und der Hyperinflation das Bürglgut 1929 zur Hälfte verkaufen. Nach dem Tode Sofies wurde auch der Rest 1930 verkauft. Der neue Besitzer, der Prager Großindustrielle (Kohle) Hans Petschek (1895-1968) war der Schwiegersohn von Moritz Tochter Gabriele Sobotka, verh. Epler (1871-1959). Nach Arisierung und Nutzung durch Nazi-Bonzen wurde der Besitz 1948 an Hans Petschek restituiert und als Flüchtlingsheim verwendet. Hans Petschek verkaufte das Anwesen 1955 an die Republik Österreich mit der Auflage einer Nutzung zu Bildungs- und friedensfördernden Zwecken. Es dient heute als Bildungsheim und Sitz der Sommerhochschule der Universität Wien.
Das mit 1913 datierte Portrait des Moritz Sobotka ist im Original verschollen. Es ging wohl nach 1938 aufgrund der rassischen Verfolgung der erweiterten Familie Sobotka und der Emigration fast aller Familienmitglieder verloren. Allerdings hat sich eine zeitgenössische Farbbild-Reproduktion im Familenbesitz erhalten, die wohl als Andenken für die zahlreichen Familienmitglieder der Großfamilie zeitnah zu 1913 produziert wurde. Im Familienbesitz haben sich ferner zwei weitere Portraits von Moritz (Reproduktion?) und Sofie (Original, möglicherweise verkleinert) Sobotka aus 1905 erhalten, die allerdings nicht signiert sind. Eine Zuschreibung dieser 1905 Portraits zu Adams ist aufgrund der fehlenden Signatur und auch stilistischer Gründe wenig plausibel, weswegen diese Portraits lediglich in den Querverweisen, aber nicht im Werkskatalog aufscheinen.
Biographische Informationen: Roman Sandgruber, 2013, Traumzeit für Millionäre, Styria; und Valtentin Sobotka, 1980, Ways and Issues Retraced, Eigenverlag, Berkeley, USA. Genealogische Informationen: freundliche Mitteilung von Mark Petschek, USA.
Querverweise
Moritz Sobotka 1905 Portrait (S/W Abbild).
Sofie Sobotka Portrait 1905 (Farbphoto)
Die Famile Sobotka am Buerglgut ca. 1910 (Photo)
Die Familie Sobotka ca. 1910 Identifizierung der Familienmitglieder
Ausgestellt
Literatur
Provenienz
1913-1938? Famile Sobotka Strobl und Wien,
Orginal verschollen.
Zeitgenössische Farbreproduktion, Besitz der
Familiennachkommen,
Privatbesitz USA.