John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Marie Hofteufel 1907

Marie Hofteufel als Mabel Chiltern in Oskar Wilde's "Ein idealer Gatte". Ganzkörperportrait von rechts seitlich, stehend vor einem großen Empire-Spiegel, den Kopf leicht geneigt, einen Männchen-machenden Rauhaardackel auf einem blau weiss-goldenen Empire Sessel ansehend. Sessel mit einem blau-goldenen Seidenüberwurf drapiert. Die Dargestellte trägt ein weisses Seidenkleid mit gelb-seidenen Puffärmeln und einer gelben Schleppe sowie weissem Seidenkragen. Die Haare in einer Biedermeierfrisur mit gerollten Locken in der Hand einen Strauß gelber und roter Chrysanthemen. Wohninterieur weiters durch ein Regal im linken Bildhintergrund dargestellt.

JQAW# P_1907_060
Öl auf Leinwand 202 x 155 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 907
Bielsko-Biała (PL) Sułkowski Palace Museum MBB/S/73

Marie Luise Hofteufel (Familienname: Wollner), 17.9.1880 Wien? bis 15.5.1944 Vence, Frankreich.
Schauspielerin am Deutschen Volkstheater (1904-1905), Theater in der Josefstadt (1905-1908), und Hofburgtheater (1910-1912), Wien. 1905-1908 auch Gastauftritte am Carl Theater und Lustspieltheater Wien. 1908-1910 am Kleinen Theater Berlin und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg engagiert. Paraderollen: Mabel Chiltern in Oskar Wilde's "Ein idealer Gatte" (im Bild dargestellt), Ellen Birkins in Oskar Wilde's "Dorian Gray", und Erna in Arthur Schnitzler's "Weites Land" (s. Querverweise).

1912 verlängert sie ihren Vertrag am Hofburgtheater nicht (die Presse berichtet von ihrer angeblichen Verheiratung, die allerdings nicht dokumentiert ist). Danach Private in Wien (Presseberichte sprechen von einer schweren Erkrankung), 1923 kurze Rückkehr zum Theater (Gastspiel am Renaissancetheater), 1929 Auflösung des Haushalts in Wien und freiwillige Auktion ihrer Möbel und Kunstgegenstände (s. Versteigerungskatalog mit Bildern u.a. von Jan Breughel, Luca Giordano, Hans Markart, Adolf Kaufmann), darunter das Adams Portrait (Lot#12). 1937 verlässt sie Wien, danach Wohnsitz in Davos in der Schweiz (Haus Merula). Ihr letztes dokumentiertes Lebenszeichen ist ihre Vermögenserklärung vom 9. Dezember 1938 an den Polizeipräsidenten in Berlin, die als Basis der Konfiskation ihres in Österreich verbliebenen Besitzes (Wertpapiere und Sparbücher) diente (Österr.Staatsarchiv Akten Zl. 1.366). Ihr weiters Schicksal ist unbekannt; nur Ihr Tod in Vence, Frankreich am 15.5.1944 ist durch Akten des UNO Flüchtlingskommissariates dokumentiert (s. Querverweise). Sie vermacht ihren letzten Besitz (Schmuckgegenstände im Wert von ca. 30,000 US$ in einem Schweizer Banksafe) dem (jüdischen) Joint Distribution Committe (s. Literatur). Marie Hofteufel war wegen ihrer jüdischen Vorfahren trotz ihres Evangelischen Religionsbekenntnisses rassisch verfolgt. Es ist unklar, ob Ihr Tod als 64-jährige Flüchtende in Frankreich ein natürlicher war oder ob sie Opfer der Shoa wurde.

Das Bildnis Marie Hofteufel in ihrer Paraderolle als Marie Chiltern vereint sowohl technische Raffinesse durch die Spiegelung des Portraits sowie der wiederkehrenden, harmonisch abgestimmten Farbschemata als auch Anziehungskraft für ein breites Publikum. Im Vergleich zu ihren Schauspielerkolleginnen Lily Marberg (1907) oder Hilde Radnay (1910) ist Marie Hofteufel als volknaher und weniger hoheitsvoll/distanziert portraitiert (s. Querverweise). Bei der Ausstellung in Salzburg 1907 wurde das Portrait mit der Goldenen Staatsmedaille ausgezeichnet. Das Bild wurde oftmals ausgestellt und mehrfach publiziert, unter anderem als Kunstpostkarte (Verlag Gebrüder Kohn, Wien), dort unter dem Titel „Vor dem Spiegel“. Bei der Versteigerung der Hofteufel Wohnungsausstattung war das Adams Portrait auch das teuerste Los. Es wurde wohl von Maria Theresia von Moser-Ebreichsdorf, verh. Fürstin Sulkowski (1872-1940) oder ihrem Gatten (Fürst Alexander Edmund S. 1856-1929) ersteigert und auf ihr Schloss in Bielitz/ Bielsko, Polen, verbracht. Dort verblieb das Bildnis und ist seit der Verstaatlichung des Schlosses und der Sulkowski Sammlungen nach 1945 im dortigen Museum öffentlich ausgestellt, was ein durchaus passendes Heim für das Portrait der Hofburgschauspielerin Marie Hofteufel darstellt: Zwischen 1837 und 1860 bestand in Wien das Sulkowski Theater, das von den Fürsten Sulkowski errichtet worden war. 1929 hat Adams auch ein Portrait des jüngsten Sohnes von Maria Theresia und Alexander Sulkowsi, Roman Sulkowski gemalt, das sich ebenso im Museum im Bielsko befindet (s. Querverweise).

Ausgestellt

1907 Künstlerhaus Wien (EL 51 1907/08 #1912).
1907 Salzburg (Goldene Staatsmedaille).
1907 Galerie Arnold Dresden.

1909 Große Berliner Kunstausstellung, cat.#1689 (Adams erhält die Goldene Medaille für Kunst).

Permanente Ausstellung (Stiegenaufgang), Sułkowski Palace Museum, Bielsko-Biała PL.

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 77, Kat.#46, Abb.#31.

The Jewish Post 12.1.1945

Provenienz

1907-1929 Dargestellte.
1929 Auktion Dorotheum Wien 19.11.1929.
1929-1940 Maria Theresia Moser-Ebreichsdorf, Fürstin Sulkowski, Bielsko (PL).
Deren Nachlass, Schloss Sulkowski, Bielsko.
Nach 1945 Verstaatlichung.
Bielsko-Biała Sułkowski Palace Museum MBB/S/73.

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