John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Madame de Portas 1925

Ganzkörperportrait en face, stehend, ihren rechten Arm an einem Lehnsessel abgestützt, die Beine voreinandergestellt, den Blick zum Betrachter gerichtet, diesen aber nicht direkt anblickend. Sie trägt ein rotes, ärmelloses Seidenkleid mit v-förmigen Ausschnitt. Die dunklen Haare sind kurz oder am Hinterkopf zusammengebunden, an den Ohren große Gold-Ohrringe. Hintergrund: stilisierte weite Landschaft in Brauntönen, darüber ein grauer Himmel.

JQAW# P_1925_010
Öl auf Leinwand, 200 x 124 cm.
Signatur: John Quincy Ɑdams
Unbekannter Privatbesitz.

Margarethe de Portas, geb. Weiß (Weiss), wiederverh. Brünner, 13.8.1902 Wien bis ?? (Sterbedatum unbekannt, aber nach Juli 1986).
Geboren als Tochter des Adolfo Weiss (Adolf Weiß) (1874 Wien – 1956 Lissabon), Portugiesischer Generalkonsul in Wien und der Ellen W., geb. Wurmser (1876 Mannheim - ??). Am 29.5.1923 Heirat mit dem portugiesischen Bankier Carlos Fabeiro de Portas, Scheidungsdatum unbekannt. Wiederverheiratung mit Alexander Ferdinand Karl Brünner (1883-1974), wohl nach 1930. Alexander Brünner war in erster Ehe mit Martha Beatrix B., geb. Burian verheiratet, die Adams zweimal portraitiert hat (1905 und 1923). Rassisch verfolgt, emigrierte das Ehepaar 1938 nach England (Wohnsitz bis mindesten 1957 in London). Margarethe Brünner kehrte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Wien zurück und lebte in einer Wohnung im 13. Bezirk. 1986 nahm die 84-Jährige noch bei der Eröffnung der Adams Ausstellung in der Akademie Schillerplatz teil und gab auch ein Fernsehinterview. Danach verliert sich ihre Spur.

Das Portrait Madame de Portas, das Adams 1925 auf eigene Initiative und Kosten anfertigte, ist ohne Zweifel eines seiner Hauptwerke und besticht sowohl durch seine Rembrandesque gedämpfte Farbgebung wie auch dem südländischen Reiz und der kühlen Eleganz der Dargestellten. (Dazu gab die Dargestellte 1986 in einem Fernsehinterview eine Erklärung: Er [Adams] „hat mir den Hof gemacht und er hat so viel Sachen z’amm‘gred die mir nicht gefallen haben“ weswegen sie den Blick kühl in die Ferne gerichtet habe.) Das Bild erregte 1925 bei der Ausstellung im Künstlerhaus Aufsehen und wurde viel diskutiert und auch in Zeitungen und Zeitschriften mehrfach publiziert. (Ursprünglich als „Die Spanierin“ bezeichnet, wurde die Identität der Portraitierten als Wienerin und Tochter des Portugiesischen Generalkonsuls Adolf Weiß erst später richtiggestellt, Die Stunde 25.6.1925 S.6). Es erhielt den Volkspreis, d.h. wurde per demokratischer Abstimmung unter den Besuchern der 1925 Künstlerhaus Ausstellung als bestes Werk gekürt.

Das Bild verblieb im Besitz von Adams, der es sehr geschätzt haben muss, da er es als einziges Bild 1927 nach Pittsburgh zu einer Ausstellung im Carnegie Institute schickte, Dessauer, 1927, S.17). Es gelangte aus seinem Nachlass an seinen Schwiegersohn und die Stiefmutter seiner zwei Enkelinnen, bei denen es bis 1986 verblieb. Nach der Adams Ausstellung wurde es bei Sothebys in London (Auktion 2.10.1996 Lot 178) zur Versteigerung gebracht um die Pflegekosten von Adams Enkeltochter Nina, die in Belgien während des Krieges versteckt (wegen ihrer Trisomie 21 Erkrankung und ihrer jüdischen Mutter war sie doppelt gefährdet) überlebte und dort bis zu ihrem Tode im Jahr 2010 in guter Obhut verblieb, zu bezahlen (Elizabeth Baum-Breuer, Institut für judische Geschichte Österreichs, Ausgabe 2019, S. 79). (Die Familie verfuhr ähnlich bei einem weiteren Adams Hauptwerk Gräfin Karolyi, das 1987 bei Christies London zur Versteigerung gelangte). Wie üblich bei Auktionen ist der/die Erwerber/-in des Portraits unbekannt.
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Ausgestellt

1925 Künstlerhaus Wien XLVI. Jahresausstellung #59 (mit Volkspreis ausgezeichnet).
1927 Carnegie Institute Pittsburgh, USA.
1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 53.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #53 (m. Farbabb.)

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 195, Kat.#162, Abb.#107.

Provenienz

1925-1933 beim Künstler.
1933-1948 Nachlass des Künstlers (1938-1948 in Spedition eingelagert).
1949-1996 Familie Frank Wien (Verwandte/Erben des Künstlers).
Auktion Sothebys London 2.10.1996 Lot 178.
Unbekannte Privatsammlung.

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