John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Lillian Karczag-Marischka 1927

Ganzkörperportrait stehend, den Körper nach links gedreht, ihren linken Fuß vor den rechten gesetzt, den Betrachter direkt anblickend. Sie lehnt an einen weiß-blau goldenen Lehnsessel, ihre linke Hand auf die Lehne gestützt, zu ihrer rechten Seite ein Barsoi Windhund. Sie trägt ein ärmelloses, weit ausgeschnittenes Seidenkleid mit weit ausbauschenden rosa-hellblauen Rock, der an eine aufgeblühte Tulpe erinnert, an der Taille, eine große rosafarbene Stoffblume, sowie einen um die Arme geschlungenen weiß-blauen Chiffon. Ihre gewellten rot-braunen Haare sind kurz, um den Hals trägt sie eine ein-reihige Perlenkette, sowie an ihrem linken Ringfinger einen großen Goldring. Hintergrund als weite Landschaft mit rosa-bläulichem wolkigen Himmel gestaltet.

JQAW# P_1927_050
Öl auf Leinwand 217 x 130 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1927
Theatermuseum Wien BT_O_3851

Lillian Karczag-Marischka 7.7.1901 Hinterbrühl bis 23.10.1981 Wien, Stummfilmschauspielerin und Kostümbildnerin.
Lillian (Lilly) Karczag wurde in eine Vollbluttheaterfamile geboren. Ihr Vater Wilhelm (Vilmos) Karczag (1859-1923) war Theaterdirektor (praktisch aller Operettenbühnen in Wien nach dem Ersten Weltkrieg), Schriftsteller (der auf Ungarisch publizierte) und Musikverleger (u.a. von Franz Lehár und Emmerich Kálmán). Ihre Mutter Julia (Juliska) Kopácsy, verh. Karczag (1871-1953) war eine gefeierte Sängerin. Früh (28.8.1921) heiratete sie den Schauspieler und Regisseur Hubert Marischka (1882-1959), der sie unter dem Namen Lilly Marischka mit seinen Stummfilmen in der Zeit 1920-1923 bekannt machte. Nach dieser kurzen Filmkarriere nahm sie einen Berufswechsel vor und arbeitete als Kostümbildnerin vor allem am Theater an der Wien, wiederum mit ihrem Gatten, der die Leitung des Theaters nach dem Tode ihres Vaters (ebenso wie dessen Musikverlag) übernommen hatte. Die Theaterkrise, die nach der Machtübernahme der Nazis von Deutschland auch nach Österreich übergriff, führte zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die zur Schließung des Theaters an der Wien (1935) und des Musikverlags (1936) führten. 1935 kündigte das Ehepaar Marischka eine einvernehmliche Scheidung an (Die Stunde 19.7.1935, S.3). Die Ehe wurde aber erst im September 1938 rechtlich geschieden (Wolfgang Böhm, Seminararbeit Der Musikverlag Karczag, Universität Wien 2002, S. 8). Im Juni 1939 verehelichte sich Lillian Karczag-Marischka mit dem Chilenischen Gesandten Martin Robert Figueroa (1889-1971). Das Ehepaar verbrachte die Kriegszeit in Santiago de Chile. Nach dem Kriege kehrte das Ehepaar 1947 nach Wien zurück, Martin Figueroa als Chilenischer Botschafter, Lillian K-M/Figueroa hingegen zog sich ins Privatleben zurück.

Das Portrait der Lilian Karczag-Marischka ist ein charakteristisches Spätwerk von Adams, in dem er den Kanon des mondänen Damenportraits, den er mit dem Bildnis der Kitty Schönborn 1918 etabliert hat, weiter ins geradezu Rokokohafte steigert. Darin war die Portraitierte sicherlich maßgeblich beteiligt, da ihre Wahl der Garderobe im Stil der „Roaring Twenties“ und die Pose mit dem Barsoi Windhund sicherlich stark von früheren Adams Portraits und von ihrer beruflichen Tätigkeit als Kostümbildnerin und Operettenausstatterin beeinflusst war. Das Bildnis erregte bei der Künstlerhausausstellung 1927 dementsprechend große Publicity, was sicherlich auch der raffinierten Farbkomposition geschuldet war. Das Bild verblieb im Besitz der Familie (vermutlich der Mutter Julia Karczag oder Hubert Marischka‘s) und gelangte 1965 als Nachlasswidmung in den Bestand des Theatermuseums Wien.

Ausgestellt

1927 Künstlerhaus Wien
(EL Vol.78 1927 #869)

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 58.

2023/2024 Theatermuseum Wien, Showbiz made in Vienna, Die Marischkas.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #58 (o.Abb.).

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 209, Kat.#176, Abb.#118.

Provenienz

Familie der Dargestellten.
1965 Nachlasswidmung an Theatermuseum Wien BT_O_3851.

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