John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Lili Marberg 1907

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Lili Marberg als Jolanthe in „Der Teufel“ von Ferenc Molnár. Ganzkörperportrait, von einem runden Podium herabsteigend, den Blick in Richtung Betrachter gerichtet. Die Dargestellte trägt einen prunkvollen, pelzverbrämten Mantel, der ihr über die linke Schulter herabgerutscht ist und den sie mit ihrer linken Hand vor der Brust zusammenhält. Vom sonstigen Körper ist lediglich der linke, ausschreitende Fuß zu sehen, dessen Schuh von einer Masche geziert wird. Sie trägt ihre Haare aufgesteckt, darauf ein zierliches Diadem. Im Bildhintergrund Interieur mit Marmorkamin, darauf Dekorationsobjekte; am Boden ein Perserteppich, an der Wand mehrere Bilder angedeutet. Für Farbbeschreibung s. Katalogeintrag.

JQAW# P_1907_080
Öl auf Leinwand, Abmessungen unbekannt.
Signatur: John Quincy Ɑdams 907
Bildnis verschollen.
S/W Reproduktion, Künstlerhausarchiv.

Lili (Lilli/Lilly) Marberg 9.12.1876 Grimma/Leipzig bis 8.4.1962 Wien. Hofburgschauspielerin und vielportraitierte Künstlerin.
Lili Marberg erhielt ihre Ausbildung in Klavier und Englisch im Konservatorium in Dresden, wandte sich dann aber der Schauspielerei zu. Ausbildung und erste Engagements in Provinzbühnen in Zwickau und Eberfeld-Barmen. Dann am Thalia Theater in Hamburg sowie am Münchner Schauspielhaus engagiert. Dort machte sie 1903 als Salome in Oscar Wilde’s Stück Furore (s. die Rollenportraits von Ferdinand Schmutzler in den Querverweisen). 1907 als Nachfolgerin von Helene Odilon, s. deren Adams Portrait) ans Deutsche Volkstheater Wien engagiert, wechselte Sie 1911 ans Hofburgtheater, dessen Mitglied sie bis bis 1950 war. Ihre Premiere am Hofburgtheater war 1911 in Arthur Schnitzler’s Stück Das Weite Land (wo auch Marie Hofteufel, s. deren Adams Portrait, mitwirkte). Sie stellte Rollen in Stücken von F. Wedekind, G. Hauptmann und H. Ibsen dar, später dann Königinnen und mütterliche Rollen, um im Alter ins Charakterfach zu wechseln. Ehrungen: Ehrenmitglied des Burgtheaters, Kammerschauspielerin, Professorentitel. Lili Marberg war mit dem Architekten Karl Hans Jaray (1872-1944) verheiratet. Ihr Stiefsohn aus Jaray’s erster Ehe war der Schauspieler Hans Jaray (1906-1990) dessen Karrierewunsch Lili Marberg auch gegen den Willen des Gatten/Vaters förderte. (Hans Jaray wurde rassisch verfolgt und ging ins Exil nach Hollywood. Nach dem Kriege kehrte er nach Wien zurück. Er war ein erfolgreicher Schauspieler im Theater und Film, Regisseur, und Autor.)

Lili Marberg war als Schauspielerin eine oft portraitierte Person öffentlichen Interesses (s. Querverweise) und ihr 1907 entstandenes Adams Portrait, das leider verschollen ist, stellt sie in einer hoheitsvollen Pose als Jolanthe in Ferenc Molnar’s Stück „Der Teufel“ dar. Das Sujet ist nicht ohne Pikanterie, da im Molnar Stück der Teufel (personifiziert als Dr. Müller) den Maler Hans und die verheiratete Jolanthe (die sich bereits als Kinder gekannt hatten) bei einem Wiedersehen (Jolanthe will sich portraitieren lassen) zu einem sexuellen Abenteuer verführen will und deren innere Gedanken und Gefühle bloß legt und kommentiert. Nach der ungarischen Erstaufführung 1907 wurde das Stück zeitnah auch in Wien aufgeführt und wurde aufgrund der Kritik der bürgerlichen Scheinmoral und das explizite Ansprechen sexueller Regungen und Konflikte ein grosser internationaler Erfolg. Das Adams Bild wurde vielfach in Artikeln besprochen und auch in Schwarz/Weiss mehrmals reproduziert. Es ist seit der 1908 Künstlerhaussausstellung (KH EL Vol.52 1908/09 #2036) verschollen, aber das Farbschema hat sich in einer detaillierten Besprechung in der Wiener Zeitung 19.11.1908, S.20 erhalten. Dort wird der Mantel als „in würdevollem Blau mit kostbarstem grauen Pelzwerk“ vor einem braunen Hintergrund beschrieben. „Der rosa Seidenschuh ist virtuos hingesetzt“ und „die sehr schön gemalte Schulter, die das Licht einfängt“ sind weitere Charakteristika der Bildbeschreibung von 1908. Die gelungene Farbgebung des Bildes wurde auch von Adams Kritikern neidlos anerkannt und als „ein Tropfen Theaterblut auf der Palette“ gepriesen (zitiert in: Roessler, 1913, S.96).

Ausgestellt

1908 Künstlerhaus Wien (KH EL Vol.52 1908/09 #2036).

1908 Kunstverein Salzburg.

1909 Grosse Kunstausstellung Düsseldorf (mit Medaille ausgezeichnet).

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 83, Kat.#52, Abb.#37.

Provenienz

Unbekannt.
Bildnis verschollen.

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