John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Kaiser Karl zu Felde 1916

Dreiviertelportrait stehend, den Körper leicht nach links gedreht, den Kopf nach rechts gewandt, in die Ferne blickend. Der Kaiser in feldgrauer Uniform mit Degen, und mehreren Orden (u.a. dem Habsburger Hausorden vom Goldenen Vlies, und die deutschen Orden Pour le Merite und Eisernes Kreuz) dekoriert. Hinter ihm ein braunes gesatteltes Pferd vor braun-grauem stilisiertem Landschaftshintergrund.

JQAW# P_1916_270
Öl auf Leinwand 125 x 130 cm.
Signatur: John Quincy Ɑdams 20.9. Chotrow 1916
Privatbesitz Haus Habsburg.

Karl Franz Joseph, Kaiser von Österreich, König von Ungarn. 18. 8. 1887 (Persenbeug) bis 1.4.1922 (Madeira, Portugal). Zur Biographie s. den Eintrag im OeBL.
Über wohl keinen Habsburger Herrscher sind die Meinungen und Urteile, trotz seiner kurzen Regentschaft, so stark und widersprüchlich wie über Kaiser Karl I. Sie reichen vom anekdotisch berichteten vernichtenden Urteil des scheidenden Ministerpräsidenten Ernest von Körber in 1916 („Kaiser Karl ist 30 Jahre alt, sieht aus wie ein 20-Jähriger und denkt wie ein 10-Jähriger“) bis zu seiner Seligsprechung durch die katholische Kirche in Jahr 2004. Die Jugend und wohl auch Unerfahrenheit des Herrschers und die schwierige Zeit des Krieges führten zu zahlreichen Bestrebungen zu seiner repräsentativen Darstellung, vor allem in Form von Portraits und veröffentlichter Photos. Dabei wurden alle vorhandenen Kräfte eingebunden: von den ikonischen Photos der Familie und der ungarischen Konigskrönung, die Dora Kallmus angefertigt hat, bis zu einer Reihe von Portraits von mehr als ein Dutzend Malern (und auch einer Malerin, Erni [Ernestine] von Hüttenbrenner).

In diesem Kontext der verstärkten Nachfrage sind auch die vier Portraits (mit mehreren Varianten und Formaten) Erzherzog/Kaiser Karls I., die Adams 1916-1917 angefertigt hat, zu sehen. Wie der Bildvergleich (s. Querverweise) zeigt, sind diese Portraits praktisch ident und eher nicht in einer formellen Sitzung entstanden, sondern wurden im Atelier wohl nach einer Portraitskizze, oder vielleicht sogar nach einem Photo gemalt, bzw. fertiggestellt. Das eigentliche Portrait des Erzherzogs und späteren Kaisers ist in allen Bildern praktisch ident (3/4 Portrait, Haltung, Blickrichtung, Gesicht), lediglich Uniform, Orden und Hintergrund variieren (s. Überblick weiter unten). Die Portraits entsprechen auch weitgehend der Darstellung Erzherzogs Karl im Grossgemälde Kaiserjägerhuldigung (kleinere Unterschiede sind wohl der Fertigstellung des Bildes durch fremde Hand geschuldet).

Das vorliegende Portrait Kaiser Karl im Felde (mit Pferd) existiert in (mindestens?) zwei Kopien, die wohl nur in ihren Abmessungen (125 x130 cm) und (ca. 200 x 200 cm?) unterschiedlich sind. Deren Existenz ist durch Korrespondenz des Sekretariats Otto von Habsburgs mit der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste Wien aus 1986 dokumentiert. Eine genaue Identifizierung der Unterschiede der Portraits sowie deren Provenienz war nicht möglich, da das jetzige Haus Habsburg (im Gegensatz zu ihren Vorfahren, die durchwegs kunstinteressiert waren) auf keine diesbezüglichen Anfragen des Katalogherausgebers sowie auch der Adams Nachkommen geantwortet hat.

Das vorliegende Portrait ist mit 20.9.1916 Chotorow datiert, was möglicherweise seitens Adams einen Irrtum darstellt, da ein Besuch Erzherzog Karls (nach 21. November 1916 Kaiser Karl) in der galizischen Grenzstadt Chotorow (das heutige Chodoriw, Ukraine) lediglich zwischen 1. und 18. August 1916 belegt ist. Im Adams Akt des Kriegspressequartiers (Österr. Staatsarchiv AT-OeStA/KA, FA, AOK, KPQ, Akten Kt. 26,) hat sich ein handschriftliches Schreiben Adams mit den Hauptstationen seiner Arbeiten während des Krieges erhalten. Darin führt er an, dass er im August 1916 von Erzherzog Karl nach Chotorow berufen wurde und dort mit einem Grossgemälde beauftragt wurde (Kaiserjägerhuldigung). Darauf begab er sich zu Studienzwecken für 8 Wochen nach Südtirol und kehrt danach nach Wien zurück, um mehrere Aufträge der Erzherzogs/Kaisers abzuarbeiten (Kopien seines Portraits Kaiser Franz Josefs I., sowie ein „repräsantatives“ Portrait [wohl „Kaiser Karl zu Felde“] Kaiser Karls sowie ein Portrait, das für das Berg Isel Museum bestimmt war „Erzh. Karl als Oberstinhaber der Tiroler Kaiserjäger“). Die Adams Portraits Erzherzogs/Kaiser Karls sind also wohl alle in seinem Atelier in Wien entstanden und die Bezeichnung Chotorow 20.9.1916 bezieht sich wohl auf das Datum des Treffens von Adams mit Erzherzog Karl (20.8.1916?), oder den Beginn der Ausführung des Portraits.

Das vorliegende Portrait gleicht den anderen Portraits Erzh./Kaiser Karls im Wesentlichen, der Erzherzog/Kaiser trägt im vorliegenden Bild lediglich zwei zusätzliche Orden (das Deutsche Pour le Merite und das Eiserne Kreuz mit schwarz/weißem Band am Uniformknopfloch, wohl um die Allianz mit dem deutschen Verbündeten zu betonen, die eher fragil war. (Adams portraitierte z.B. den deutschen General Cramon an der Dolomitenfront, der als „Aufpasser“ der k.u.k. Truppen fungierte). Auch der Hintergrund ist anders, hier von einem braunem Pferd dominiert. (In der Kriegspropaganda wird es als Lieblingspferd des Kaisers bezeichnet, obwohl er sich nach vorhandenen Quellen aus Pferden nicht viel gemacht hat).

Die erste Ausstellung des Portraits ist mit 18. Jänner 1917 in der Bozner Kriegsbilderausstellung dokumentiert, wo auch bereits Vervielfältigungs-Farbdrucke 60x60 cm verkauft wurden (Bozner Nachrichten 18.1.1917 Nr. 3, S.4). Ab 25.2.1917 wird das Bild bei der Kollektivausstellung Adams/Ohmann in Künstlerhaus in Wien ausgestellt (Deutsches Volksblatt 25.2.1917 S.11), im Ausstellungkatalog ist das Bild als „Bildnis Seiner k.u.k Apostolischen Majestät Kaiser Karl I. als Armeekommandant“ als Position 1 angeführt mit Hinweis, dass es sich im Besitz der Kaiserin (Zita) befindet. Interessanterweise lautet der Eintrag in Einlaufbuch des Künstlerhauses (EL 61 1916/17 #646) „Reproduktion des Portraits S. Majestät“ mit Versicherungswert von lediglich 20 Kronen (was sich nur auf die 60x60 cm Kunstreproduktion beziehen kann). Das Original ist nicht eingetragen.

Eine zweite (wohl kleinere) Version des Bildes verblieb im Besitz des Künstlers, wie ein Atelierphoto mit dem Gemälde aus 1925-1929 belegt (s. Blogeintrag Im Atelier mit Adams). Aus dem Vergleich mit dem auf dem Photo davor auf einer Staffelei stehenden Portrait Gräfin Karoly (187x175) kann auf ein kleineres Format ca. 130x130 cm geschlossen werden, was dem Bild, das in der 1986 Ausstellung gezeigt wurde (125x130 cm) entspricht. Es ist weiters dokumentiert, daß die Erbin des Adams Nachlasses Gräfin Walderdorff 1949 eine Kiste mit Adams Gemälden mit Portraits von Mitgliedern des Kaiserhauses dem Haus Habsburg zukommen lies (über die Familie Hohenberg, an deren Wiener Palais Reisnerstrasse 53 die Bilder 1949 gesandt wurden), 1962 erfolgte die Ausfuhr eines Kaiser Karl Portraits datiert September 1916 (BDA Zl. 711/62) nach Pöcking (D), dem Wohnsitz Otto von Habsburgs, von wo das Bild (125 x 130 cm) auch zur 1986 Adams Ausstellung entlehnt wurde. Es ist wohl sicherlich die Kopie, die Adams von dem Bild Kaiser Karl im Felde angefertigt hatte und die sich in seinem Nachlass befand.

Das im 1986 Brief des Sekretariats Otto von Habsburgs erwähnte zweite Portrait Kaiser Karls ist als von größerem Format beschrieben (wohl 200 x200 cm) mit Standort Wien, Palais Schwarzenberg (Leihgabe an Paneuropa-Union); weitere Angaben fehlen. Es ist wahrscheinlich, daß dieses Bild das Portrait Kaiser Karl als Armeekommandant aus dem Besitz der Kaiserin Zita der 1917 Adams Ausstellung ist. (Möglicherweise ist es aber auch eine Kopie des 1917 Portraits in Galauniform [235 x 146] aus dem Belvedere). Wie die Kopie des Portraits Kaiser Franz Josef I. aus 1916 (nach dem Original von 1914) zeigt, sind nur geringe Abweichungen zwischen Original und Kopie zu erwarten. Angesichts der Unsicherheiten und fehlender Bilddokumentation wird dieses Adams Werk (Kaiser Karl als Armeekommandant, ca. 200x200 cm, Vorbild für das Portrait Kaiser Karl zu Felde, 125x130 cm) vorläufig nicht als eigener Eintrag im Werksverzeichnis und Katalog geführt.

Ausgestellt

1916 Bozen Kriegbilderausstellung.

1917 Künstlerhaus Wien Kollektivausstellung John Quincy Adams No. 1 (kein Eintrag im EL).

Akademie Schillerplatz Wien 1986, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 37.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #37 (mit S/W Abb.).

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 155, Kat.#123, Abb.#86.

Provenienz

Nachlass des Künstlers.
1949 von Harriet Walderdorff über Famile Hohenberg an Haus Habsburg, Österreich.
1962 Ausfuhr nach Deutschland (Pöcking).
Villa Austria Pöcking bis min. 1986 oder 2011 (Tod Otto Habsburgs) oder 2014 (Neunutzung d. Softwarefirma).
Jetziger Standort unbekannt.

Übersicht der Adams Portraits von Erzh./Kaiser Karl I.

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Kaiser Karl zu Felde
(Kaiser Karl als Armeekommandant)

Kopie nach 1916?
(September-Dezember 1916)

125 x 130 cm
(200 x 200 cm?)

Nachlass des Künstlers, 1949 an Haus Habsburg, Österreich.
1962 nach Pöcking (D) verbracht (BDA Zl. 711/62) dort bis 1986 (2011/2014?).
Haus Habsburg, dzt. Standort unbek.

(1917 Kaiserin Zita.
Unbekannt, aber wohl Haus Habsburg.
per 1986: Leihgabe an Paneuropa Union Wien, Palais Schwarzenberg.
Dzt. Standort unbek.)

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Erzherzog Karl als Oberstinhaber der Tiroler Kaiserjager

September-Dezember 1916



Abmessung unbek.
(Hochformat)

1917 Privatbesitz (Kaiserjägerausstellung Innsbruck), wohl Haus Habsburg, Österreich.
?-1993 Erzh. Elisabeth (von und zu Liechtenstein), Schloss Waldstein.
Haus Habsburg,
dzt. Standort unbek.

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Erzherzog Karl im Grossgemälde „Kaiserjägerhuldigung“

Begonnen Herbst 1916, nicht fertiggestellt


Auschnitt (gesamt: 223 x 325cm )

Kaiserjägermuseum Berg Isel, Innsbruck

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Kaiser Karl in Galauniform



1917



235 x 146 cm


1917 Kaiserl. Gemäeldegalerie.
1921 KHM, Wien.
1949 Belvedere Wien, Inv.#3718.

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