Kaiser Franz Josef I. 1914
Dreiviertelportrait in sitzender Stellung. Der 84-jährige Kaiser auf einem weiß-rot-goldenen Barocksessel sitzend, die Hände auf den Oberschenkeln ruhend. Er trägt seinen charakteristischen weiß-blonden Backenbart, das Haupt ist kahl, das Gesicht zeigt altersgemäβe Falten. Der Kaiser trägt eine Feldmarschall Uniform mit blauem Rock und goldenen Knöpfen, schwarzen Hosen mit breiten, doppelten roten Lampassen. Die Brust ist ordensgeschmückt, am Hals der Habsburger Hausorden vom Goldenen Vlies.
JQAW# P_1914_010
Öl auf Leinwand 107,5 x 83 cm.
Signatur: John Quincy Ɑdams Schönbrunn I. 1914.
Belvedere Wien Inv.Nr. 2633.
Franz Joseph I. Kaiser von Österreich, König von Ungarn. 18. 8. 1830 (Wien-Schönbrunn) bis 21. 11. 1916 (Wien-Schönbrunn). Zur Biographie s. den Eintrag im OeBL.
Das Bild ist wohl eines der letzten, in einer persönlichen Sitzung (und nicht nach Vorlage) entstandenen Portraits des alten Kaisers, der dieser wohl nur auf Grund der persönlichen Bekanntschaft mit Adams zugestimmt hat (der Kaiser hasste angeblich Portraitsitzungen v.a. wegen der damals üblichen langwierigen Vermessung der Gesichtsproportionen, was Adams wohl nie nach seinem Studium gemacht hat). Diese Bekanntschaft zwischen Kaiser und Künstler entstammt dem Wiener Künstlerhaus dessen Ausstellungen der Kaiser regelmäßig besucht hat (und dort auch zahlreiche Kunstwerke persönlich erwarb). Dort traf der Kaiser auch Adams (Begegnungen in den Jahren 1907, 1910 und 1911, wo Adams dem Kaiser sein Werk "Chaconne" persönlich vorstellte, sind dokumentiert). Bei diesen Bildern wird ersichtlich wie Adams immer mehr ins Zentrum zum Kaiser rückt, was seinen Aufstieg in der Künstlerhaus Hierarchie wiederspiegelt. 1914 hielt Adams das Amt des stellvertretenden Vorstands (gemeinsam mit dem in Hofkreisen bestens vernetzten Malerkollegen Heinrich von Angeli als Vorstand) inne und die Portraitsitzung ist wohl beim Besuch des Kaisers zur Jahresausstellung im Künstlerhaus 1914 ermöglicht worden.
Von den Nachfahren Adams ist folgende Ankdote überliefert: von Adams rascher Malweise und seiner Angewohnheit die Portraitierten mit kurzweiliger Konversation und "Gschichtln" zu unterhalten (und so diese zu einer möglichst natürlichen Haltung zu bewegen) angenehm überrascht, soll der Kaiser Adams eine Nobilitierung vorgeschlagen haben, was dieser aber ablehnte. Ihm wurde dann 1916 der Professor Titel vom Kaiser verliehen.
Das Bild wurde 1915 vom Künstler für die kaiserlichen Sammlungen angekauft und auch für den Amtsgebrauch von der Hofkunstanstalt J. Löwy 1915 reproduziert. 1916 verfertigte Adams noch eine (unsignierte) Kopie des Gemäldes mit kleinerem Bildausschnitt, die sich ebenfalls im Belvedere befindet.
Der Kaiser und Adams 1907. --- Begegnung 1910. --- Im Gespräch mit dem Kaiser 1911.
Querverweise
1916 Kopie des PortraitsAusgestellt
Künstlerhaus Wien 1914, Nr. 24.
Akademie Schillerplatz Wien 1986, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 27
Literatur
Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #27 (mit Farbabbild, S.39).
APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 120, Kat.#88, Abb.#62.
Provenienz
1915 Ankauf vom Künstler.
Kaiserliche Sammlungen.
KHM Wien.
1927 Übernahme ins Belvedere Wien Inv.Nr. 2633.