Irene Mandl ca.1908
Dreiviertel Portrait sitzend und in nachdenklicher Pose; rechter Arm auf einem gepolsterten Clubsessel, linker Arm auf ihrem Knie ruhend. Bekleidet mit lila Seidenkleid, kombiniert mit weißer Bluse (Unterarme unbedeckt) und mit einem weißen Chiffon-Schal. Großer, mit lila Blumen dekorierter Hut. Im Hintergrund angedeuteter Innenbereich mit einem Wand-Gobelin.
JQAW# P_1908_140
Öl auf Leinwand 135 x 151 cm (Rahmenmaβ)
Signatur: John Quincy Ɑdams? (schwer lesbar)
Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, Wellington New Zealand Reg.#2015-0018-1
Irene Mandl (17.5. 1868 – 4.5. 1920 Wien), geb. Mandl, Ehefrau des Gynäkologen und Universitätsprofessors Ludwig Mandl (19.8.1872 Iasi, RO – 23.9.1937 Wien).
Die Wiener Familie Mandl bestand aus zwei Zweigen: Ärzten und Industriellen (Waffen- und Munitionshersteller, v.a. die Hirtenberger Patronenfabrik). (Ein dritter Zweig der Familie Mandl lebte nach 1860 in Neuseeland, s. Querverweise.) Die Ehe der Cousins Irene und Ludwig Mandl verband wiederum die beiden Wiener Zweige der Familie und ist ein Muster, das im damaligen jüdischen Bürgertum Wiens häufig zu beobachten ist (am ausgeprägtesten innerhalb der Familie Rothschild). Der Ärztezweig der Mandls brachte eine Reihe angesehener Ärzte und Wissenschafter hervor, von denen Ludwig Mandl der bekannteste ist. Aus dem (reicheren) industriellen Zweig der Mandls ist das bekannteste Mitglied (eine Generation später) Fritz Mandl (1900-1977), ein einflussreicher Waffenlieferant für Nazi-Deutschland und Mussolinis Italien und Ehemann der Filmschauspielerin Hedwig Eva Maria "Hedy" Kiesler (1914-2000), die sich 1937 von Fritz trennte und über London nach Hollywood emigrierte. Dort wurde sie als Hedy Lamarr bekannt, berühmt als Filmstar und Erfinderin des "Frequenzsprungverfahrens", einer grundlegenden Technologie für alle heutigen Handys und Bluetooth-Geräte).
Die Kinder und Enkel von Irene und Ludwig Mandl wurden rassisch verfolgt und mussten 1939 Österreich verlassen und nach Neuseeland auswandern. Das Adams-Portrait nahmen sie mit. Ein Enkel der Dargestellten (Dr. Tom Farra) schenkte das Gemälde dem Te Papa Museum New Zealand. Irene Mandls Porträt dürfte wohl mit dem Adams-Gemälde "Portrait von Frau Prof. M.", das 1908 im Wiener Künstlerhaus ausgestellt (KH EL Vol. 51 1907/08 #3225, Privatsammlung, Versicherungswert 7000 Kr.) war, ident sein.
Frau Mandl nimmt eine selbstsichere, aber nachdenkliche Pose ein (eine, die in der Porträtmalerei häufig ist) und ihre Aufmerksamkeit ist mit dem Betrachter beschäftigt, konfrontiert diesen aber nicht. Die Haltung, Eleganz, aber auch ihre Intelligenz und Zugehörigkeit zu einer intellektuellen/technischen Eliteklasse wird überzeugend vermittelt. Der Stil und die Auffälligkeit ihres Hutes und ihre Kleidung spiegelt vergleichbare Werke von Sargent (z.B. Die Acheson-Schwestern) wider, und das Bild ist wohl auch eine Anspielung an das vorrevolutionäre goldene Zeitalter des 18. Jahrhunderts von Maria Theresia und ihrer Tochter Marie Antoinette" (Mark Stoker, Übersetzung d. Hrsg.).
Katalogeintrag: Mark Stoker, Te Papa Museum, Neuseeland (Original Englisch, Übersetzung d. Hrsg.)
Querverweise
Ausgestellt
Literatur
Provenienz
Dargestellte.
Familiennachkommen.
2014 Widmung ans Te Papa Museum NZ. Reg.#2015-0018-1.