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Iphigenie Buchmann-Castiglioni 1929

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Ganzkörperportrait stehend im barocken Pagenkostüm (Rosenkavalier Motiv). Die Dargestellte steht an einer antike Säule, die rechte Hand auf der Säulenbasis ruhend. Sie trägt Kniebundhose, Strümpfe, eine reichverzierten Weste und einen am Revers und Stulpen mit floralen Mustern bestickten Oberrock, am Hals eine Spitzenhalsbinde, am Kopf eine barocke Perücke mit Locken und einen von einer Masche gebundenen Zopf, sowie einen mit der linken Hand gehaltenen Degen. Im Hintergrund eine Steinbrüstung, über deren rechten Rand ein zum Boden reichender Textilüberwurf drapiert ist. Im Hintergrund angedeutete Parklandschaft.

JQAW# P_1929_020
Öl auf Leinwand 215 x 128 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1929
Privatbesitz Kanada.
Photo S/W: Künstlerhaus Archiv, Wien
(für Fababbildung s. Querverweise)

Iphigenie Buchmann, verh. Castiglioni, wiederverh. Kinskey, 23.8.1895 Mödling bis 30.7.1963 Los Angeles USA, ein Star in Wien und Hollywood.
Iphigenie Buchmann, Tochter eines Wiener Zahnarztes wurde 1912 als 17-jährige noch während ihrer Ausbildung an der Schauspielakademie ans Hofburgtheater engagiert um dort die Rolle der Kleopatra in George Bernard Shaw’s Cäsar und Kleopatra zu spielen. Nach diesem spektaulären Einstand, spielte sie aber nur mehr kleinere Rollen und trat in Wohltätigkeitsveranstaltungen auf. 1915 kündigt sie am Hofburgtheater, um sich mit Camillo Castiglioni zu verloben (Heirat 1916). Mit diesem hatte sie zwei Töchter Jolanda und Livia (sowie einen Stiefstohn Arturo aus einer früheren Ehe Castiglioni‘s).

Camillo Castiglioni war eine schillernde Persönlichkeit (von einem Biographen als „Haifisch“ bez., s. Literatur). Bereits 1916 vermögender Finanzmann, verdiente er nach dem Kriege in der Hyperinflationszeit an der Abrüstung der k.u.k. Armee ein Vermögen und gelangte zu einem weitverzweigten Firmenimperium. Durch waghalsige (Devisen) Spekulationsgeschäfte begann seine finanzielle Fortüne allerdings rasch zu sinken. 1926 überschrieb er Iphigenie die schlossähnliche Villa am Grundlsee, um sie seinen Gläubigern zu entziehen (Iphigenie verkaufte diese wohl ohne seine Zustimmung wiederum 1937 an einen Schweizer Geschäftsmann; gegen Ende des Krieges war dort die Privatbibliothek Adolf Hitler’s ausgelagert). Im Mai 1935 wurde Castiglioni’s Wiener Palais (Miller-Aichholz) mit der Kunstsammlung gepfändet und in einer Auktion vom Haus Glückselig zur Versteigerung gebracht, darunter auch das Adams Portrait (das nach dem Auto mit 6000 Schilling, zweitteuerste Lot der Auktion mit Schätzwert von 2000 Schilling), das aber vor der Auktion wieder ausgelöst wurde und somit im Besitz Camillo Castiglioni’s verblieb (Iphigenie war da bereits in Hollywood).

Die finanziellen Schwierigkeiten veranlassten wohl auch Iphigenie Buchmann‘s Rückkehr ans Theater (Josefstadt) im Jahre 1934. 1935 reiste Iphigenie Castiglioni mit Max Reinhard nach den USA, wo sie nach Ende des Gastspiels verblieb und in Hollywood eine Reihe von Filmen drehte (und ihr Geburtjahr 1895 auf 1901 änderte). Bmkw. Rollen waren die der Kaiserin Eugenie im Film „The Story of Luis Pasteur“ 1936, sowie (in einer kleineren Rolle) in Hitchcock‘s „Rear Window“ 1954. 1940 lies sich sich von Camillo Castiglioni scheiden (der davor erst nachher erfuhr, da er sich in einem Kloster in Italien vor den Nazis verstecken musste), 1943 wiederverheiratete sie sich mit dem Schauspieler Leonid Kinskey (der den russischen Barkeeper Sascha im 1942 Film Casablanca spielte). Iphigenie starb 1963 in Los Angeles und ist im „Forever Hollywood“ Friedhof beerdigt.

Das Adams Portrait der Iphigenie Castiglioni zitiert das Rosenkavalier Motiv um die vielbeschriebene Schönheit Iphigenie Cstiglioni‘s, die sich laut Presseberichten relativ wenig aus Schmuck und teuren Kleidern machte, in einem neuen, interessanten Kontext darzustellen. Vielleicht waren auch die „wilden 20’er Jahre“ und die Turbulenzen die Österreich und die Castiglionis trafen auch Anlass zu einer nostalgischen Rückbesinnung auf die Barockzeit. Das Photo des Gemäldes aus dem Künstlerhausarchiv war unbezeichnet. Die Zuordnung zu Iphigenie Buchmann erfolgte nach einem Zeitungsartikel (der Morgen 14.10.1935, S.10) in dem das Portrait in der Glückselig Auktion beschrieben wird, sowie dem Setzer Portraitphoto (s. Querverweise), das Adams in seinem Portrait getreulich kopiert hat. Das von Adams gewählte Farbschema (s. Querverweise) wird von Brauntönen dominiert und ist repräsentativ für das Whistler’sche Ton-in-Ton Konzept, das Adams konsequent in seinen Spätwerken angewandt hat.

Die Provenienz des Bildes ist ähnlich abenteuerlich wie das Leben der Iphigenie Buchmann-Castiglioni-Kinskey. Das Bild war in Besitz Camillo Castiglioni’s, der es 1935 von der Zwangsversteigerung rettete. 1937 musste Castiglioni, von seinen Gläubigern bedrängt, fluchtartig Österreich verlassen, das Portrait blieb zurück und wurde wohl bei Freunden oder treuen Mitarbeitern verwahrt. Während der Bombardierung Wiens zu Ende des Zweiten Weltkriegs war das Bild in den Kellern des Wiener Rathauses eingelagert, wo es von Iphigenie anlässlich eines Wienbesuchs aufgefunden und in die USA mitgenommen wurde. Nach ihrem Tode gelangte das Bild an ihre Familiennachkommen in Nordamerika, wo es sich weiterhin befindet.

Ausgestellt

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 178, Kat.#45, o.Abb. (dort unkorrekterweise mit 1921 datiert).

N. Zähringer, Buchbesprechung von Reinhard Schlüters Der Haifisch. Die Welt 22.8.2015

Provenienz

1929-1935 Camillo Castiglioni Wien.
1935 Auktion Glückselig 21.10.1935 Lot 1495 (gelangte nicht zur Versteigerung).
1935-1937 Camillo Castiglioni Wien.
1937-1945 bei Unbekannt in Wien eingelagert.
Nach 1945 bis 1963 die Dargestellte, Privatbesitz USA.
Danach an ihre Familiennachkommen,
Privatbesitz, Kanada.

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