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Dr. Heinrich XXXIX Prinz Reuss 1925

Fast-Ganzkörperportrait in Schrägansicht und in sitzender Stellung, die Beine übereinandergeschlagen, mit beiden Händen sein linkes Knie umfassend, den Kopf leicht geneigt, den Betrachter ansehend. Der Dargestellte trägt einen grauen sportlichen Anzug mit Knickerbocker-Hosen sowie grauen Strümpfen, ein weißes Hemd und ebensolches Stecktuch, sowie eine schwarze Krawatte; an seinem linken Ringfinger trägt er einen goldenen Ring. Er sitzt auf einem über einen Stuhl gebreiteten Pelzmantel, im Hintergrund ist eine stilisierte Landschaft sichtbar.

JQAW# P_1925_020
Öl auf Leinwand 140 x 90 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1925
Privatbesitz Österreich.



Heinrich XXXIX Prinz Reuss zu Köstritz, 23.6.1891 Ernstbrunn bis 24.2.1946 Salzburg. Achter und letzter Paragiatsherr von Reuss-Köstritz.
Heinrich XXXIX wurde in das alte weitverzweigte deutsche Hochadelsgeschlecht der Reuss geboren. (Die Schreibweise Reuß ist ebenso weitverbreitet; hingegen wird von der Familie die Schreibweise Reuss bevorzugt.) Männliche Reuss Nachkommen haben seit der Zeit des Stauffer Kaisers Heinrich VI. (1165-1197) traditionell den Vornamen Heinrich und werden mit römischen Zifferen näher bezeichnet (die aber keine herrschafts- oder erbrechtliche Signifikanz haben), was bei den vielen Linien und Nebenlinien einer Geheimwissenschaft gleichkommt und zu sehr verwirrenden Nummernfolgen führt. (So führte der gegenständliche Heinrich Reuss die Bezeichnung XXXIX (39), wohingegen sein Vater, der Komponist Heinrich XXIV (24) war. Der erstgeborene Sohn des Heinrich XXXIX (39) wiederum wird als Heinrich IV (4), sein zweitgeborener Sohn hingegen mit Heinrich VI (6) bezeichnet. Der erstgeborene Sohn von Heinrich IV (4) und jetzige Besitzer von Schloss Ernstbrunn ist Heinrich XIV (14) Reuss.) Heinrich XXXIX entstammt der sogenannten jüngeren Line (Fürstentum Gera) der Reuss und aus dieser wieder vom zweitgeborenen Sohn Heinrich XXIV (1681-1748) ab, für den sein Vater das Paragium Reuss-Köstritz begründete, wohingegen der Titel und Herrschaft als Graf Reuss zu Schleiz per Primogenitur an seinen älteren Bruder fiel. (Ein Paragium ist eine Abfindung für nicht erstgeborene Söhne und deren Nachkommen. Die Abfindung umfasst „Land und Leute“, d.h. Grundbesitz und niedrige Herrschaftsrechte, aber keine Landeshoheit. Eine Alternative dazu wäre die Begründung eigener Fideikomisse, wie es z.B. in der Fürstenfamilie Liechtenstein der Fall war.) Bereits mit 21 Jahren folgte Heinrich XXXIX seinem Vater als Paragiatsherr von Reuss Köstritz nach. Auf die Führung des Fürstentitels verzichtete er. Neben Herrschaft und Schloss Köstritz in Thüringen (die 1945 enteignet wurden; das Schloss wurde 1972 gesprengt) besaß er auch die Schlösser und Herrschaften Ernstbrunn und Hagenberg in Österreich.

Heinrich XXXIX studierte Rechts- und Staatswissenschaften und schloss sein Studium mit dem Doktorat ab. Er war ebenfalls Oberleutnant a la suite (ein reiner Ehrentitel) der Preußischen Armee, war aber während des Ersten Weltkrieges nicht im Fronteinsatz, sondern zuerst der Deutschen Botschaft in Rom und ab 1915 der Botschaft in Wien zugeteilt. 1918 verehelichte er sich mit Antonia Gräfin zu Castell-Castell (1896-1971, s. deren Adams Portrait). Der Ehe entsprangen 6 Kinder. Er führte den Lebensstil der Hocharistokratie mit zahreichen Reisen (bereits 1912 nach Ceylon/Sri Lanka und Japan, später auch in die USA), wechselnden Wohnsitzen auf seinen Schlössern Ernstbrunn und Köstritz, sowie Teilnahme an zahlreichen gesellschaftlichen Veranstaltungen. Er hatte aber auch musische Interessen. So spielte er zusammen mit vier seiner Geschwister 1909 bei einem Wohltätigkeitskonzert auf Schloss Köstritz das Cello, auch war er Mitglied im Vorstand der Wiener Bibliophilen Gesellschaft und nahm an mehreren bibliophilen Fachtagungen teil. Er war ebenso Mitglied der Freimaurerloge „Archimedes zum ewigen Bunde“ in Gera und auch Ritter des Johanniterordens. Er starb 1946 erst 54-jährig an einer Krebserkrankung in Salzburg. Grablege am Evangelischen Friedhof in Ernstbrunn.

Seinem Sohn Heinrich IV. wurde 1947 die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen; die Thüringer Besitzungen wurden 1946 enteignet, und die österreichischen Besitzungen waren bis 1955 unter sowjetischer Verwaltung und danach weitestgehend devastiert. Nach Erlöschen der anderen Reuss Linien führt die Ernstbrunn Linie das Haus Reuss fort.

Das 1925 entstandene Portrait des Heinrich XXXIX Reuss ist charakteristisch für die Spätphase des Künstlers. Die legere Körperhaltung sowie die sportlich elegante Kleidung stellen Heinrich XXXIX als „casual gentleman“ dar. Lediglich der Landschaftshintergrund stellt eine letzte Reminiszenz an das repräsentative herrschaftliche Portrait dar. In der Provenienz des Bildes ist bemerkenswert, dass es trotz der Prominenz des Dargestellten nie öffentlich ausgestellt war und dass das Bild die Besetzung von Schloss Ernstbrunn durch die sowjetische Armee nur mit geringen Beschädigungen überstanden hat. Es ist weiter in privatem Familienbesitz. Anlässlich der Con Anima Musiktage auf Schloss Ernstbrunn, die die musikalische Tradition der Reuss fortführen, ist Schloss Ernstbrunn (und damit auch die Adams Portraits) aber in Teilen öffentlich zugänglich.

Ausgestellt

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S.193, Kat#160, keine Abb.

Provenienz

Der Dargestellte.
Seine Familiennachkommen,
Privatbesitz, Österreich.

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