John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Hedwig Abel 1925

Halbportrait in sitzender Stellung, Schrägansicht, das Haupt leicht geneigt, den Blick nach rechts in die Ferne gerichtet. Die Dargestellte, mit einer elfenbeinfarbenen Tunika gewandet, die ihre rechte Schulter entblößt, hat schwarzes, gewelltes Haar mit einem ausgeprägten Seitenscheitel. Ihre Unterarme sind vor der Brust erhoben, die Hände am Hals aufeinandergelegt. Bildhintergrund: eine stilisierte Parklandschaft und ein wolkenreicher Himmel.

JQAW# P_1925_060
Öl auf Leinwand 61 x 78 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1925.
Privatbesitz Deutschland
Abbild: Privatphoto

Hedwig Helene Abel, geb. Bachrach 13.10.1881 Wien bis 22.9.1929 Wien.
Hedwig war die einzige Tochter des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Alfred Bachrach (1853-1932, seit 1915 Edler von Bachrach) und der Luise B., geb. Bachrach (1854-1940, die Gatten waren Cousin/Cousine 1. Grades). Der Vater war ein anerkannter Jurist und Rechtsanwalt, der v.a. die kaiserliche Familie sowie die Hocharistokratie oftmals in heiklen Familienaffairen rechtsfreundlich beriet und vertrat und aufgrund seiner Verdienste 1915 nobilitiert wurde. 1902 verehelichte sich Hedwig mit dem Juristen Dr. Paul Abeles/Abel (1874-1971, Namensänderung von Abeles auf Abel 1882, s. seinen Eintrag im OeBL), der danach in die Kanzlei seines Schwiegervaters eintrat und sich als Experte für Patentrecht und rechtliche Fragen des geistigen Eigentums einen hervorragenden Ruf erwarb. (Aus rassischen Gründen verfolgt, musste der Witwer 1938 nach London ins Exil, wo er sich 1939 wiederum verehelichte und nach einer produktiven juristischen Laufbahn 1971 verstarb.) Die Ehe von Hedwig und Paul blieb kinderlos. Hedwig verstarb nach jahrelangem, tapfer ertragenen Leiden 1929 an Krebs und wurde in der Israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs zur letzten Ruhe gebettet (Tor 1 Gruppe 20, Reihe 16, Grab# 57).

Über Hedwigs Biographie gibt es nur spärliche Quellen und noch spärlichere Familienerinnerungen. Bemerkenswert ist ein Nachruf, der ihr 1929 in der Österr. Anwaltszeitung (1929, S.119) gewidmet wurde, und der ihr Interesse für Kunst, vor allem der Musik, ihr gastfreundliches Haus, das von vielen Künstlern und Musikern besucht wurde, sowie ihr freundliches und bescheidenes Wesen hervorhob. Ebenso wurde ihr Interesse an allen Zweigen der Rechtswissenschaft betont: sie war fachkundige Zuhörerin bei zahlreichen Fachvorträgen der Wiener Juristischen Gesellschaft und begleitete ihren Gatten und Vater auch zu juristischen Fachtagungen im In- und Ausland. Während des 1. Weltkrieges co-organisierte Hedwig mehrere karitative Konzerte und trat dort 1917 zusammen mit einer Lautistin auch als Volksliedsängerin auf (Neue Freie Presse 27.5.1917 S.12).

Das Adams Portrait aus 1925 besticht durch die eher ungewöhnliche Körperhaltung der über der Brust erhobenen Arme mit den am Hals übereinander gelegten Händen, die an christliche Märtyrer Ikonographie erinnert. (Die Dargestellte war hingegen jüdischen Bekenntnisses.) Das Portrait umweht auch die Tragik von Hedwigs Schicksal. Es ist wahrscheinlich, dass das Portrait zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Krebserkrankung (laut Familienerinnerungen Magen oder Darmkrebs) der Dargestellten als bleibende Erinnerung von der Familie in Auftrag gegeben wurde, was einen Leidensweg von 4 Jahren bis zum Hinscheiden Hedwigs im Jahr 1929 bedeuten würde.

Das Bild war bislang in der Adams-Literatur völlig unbekannt und verdankt seine Entdeckung dem Werkkatalog des Künstlers. 2023 informierte die Besitzerin den Katalogherausgeber von der Existenz des Bildes, nachdem sie den Katalog bei einer Internetrecherche entdeckt hatte. Sie stellte freundlicherweise Photos und Bilddokumentation zur Verfügung. Informationen zur Person der Dargestellten waren nicht vorhanden. Als „Halbportrait einer unbekannten Dame“ im Katalog publiziert, wurde die Identität der Dargestellten 2025 von ihrer Großnichte, die sich an das Bild erinnern konnte und es im Katalog wiedererkannt hatte, dem Herausgeber mitgeteilt sowie freundlicherweise Provenienzangaben des Bildes bis zu seinem Verkauf Mitte der 1980er geteilt. Beiden gebührt Dank für ihre Mithilfe bei der Erfüllung der Ziele des Katalogs: der Dokumentation des künstlerischen Werkes von John Quincy Adams sowie die Beschreibung der Werke mit einer Kurzdokumentation der Biographien der Dargestellten zu vereinen.

Ausgestellt

Literatur

Provenienz

1925-1971 Die Dargestellte und ihr Gatte Dr. Paul Abel, Wien und London.
1971-1984 im Erbgang an die 2. Frau Dr. Paul Abels Franziska/Fanni Abel und seinen Neffen Stefan Abel.
ca. 1985 Verkauf bei einer Auktion in London.
1985-1994 Kunsthandel UK und Deutschland.
Ab 1994 Privatbesitz Deutschland.

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