Gretl Urban 1905
Ganzkörperportrait von vorne seitlich, stehend in Wohninterieur dargestellt. Die Portraitierte, die Frisur hochgesteckt, zieht sich einen weissen Abendhandschuh aus Seide an. Sie trägt ein dunkelviolettes Seidenkleid, die Ärmel mit mehreren Lagen hell-violetten Seidenrüschen eingefasst, um den Ausschnitt einen weißen Spitzenüberwurf. Wohninterieur durch braunen Boden und Teppich, und durch eine blass-violette Wand, an der zwei Bilder teilweise sichtbar sind, dargestellt.
JQAW# P_1905_030
Öl auf Leinwand 200 x 111 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 05
Privatbesitz USA
Margarete Sofie „Gretl“ Urban, geb. Benk, wiederverh. Ulbing (22.10. 1881 Wien bis 1.8. 1971 Wien).
Gretl Urban wurde als Tochter des Bildhauers und Künstlerhausmitgliedes Johannes Benk (1844-1914) in Wien geboren. Zusammen mit ihrer Schwester Hedwig Reichert, geb. Benk, ebenso wie Gretl eine Wiener Schönheit, verkehrte sie in Künstlerhauskreisen (v.a. zu deren berühmten Gschnasfesten), wo wohl die Verbindung zu Adams hergestellt wurde, der beide Schwestern 1905 portraitierte und im Künsterhaus austellte (KH EL 48 1904/05 #1585 und KH EL 49 1905/06 #3008). Gretl verheiratete sich sich (19.4.1902) mit dem Verlegersohn (medizinische Fachliteratur) Karl (Carl) Urban (1875-1930), aber trennte sich (Trennung 29.1.1915, Scheidung wohl später, aber unbek.) von ihrem Mann und den zwei Kindern. Sie verehelichte sich wieder (wohl nach 1930) und lebte als Margarete Ulbing bis 1971 in Wien. Sie ist in der Urban Familiengruft im Friedhof Döbling beigesetzt, ein Zeichen der Versöhnung (mit) der Familie Urban trotz der gescheiterten Ehe.
Das Bildnis Gretl Urban wird zu Recht zu den Hauptwerken von Adams gezählt. Der verträumte Ausdruck der Portraitierten steht im Gegensatz zur (aufregenden) Vorbereitung, das Haus in grosser Abendtoilette zu verlassen (vielleicht zu einem Künstlerhausball). Die raffinierte violette Ton-in-Ton-Kombination des Kleides und des Interieurs, sowie das ungewöhnlich schmale Hochformat in den Proportionen 2:1 steigern den Reiz des Portraits weiter. Ein Vergleich zum Adams Portrait ihrer Schwester Hedwig Reichert (deren Schönheit, die „Vindobona“ personifizierend, von ihrem Vater im Deutschmeisterdenkmal in Wien verewigt wurde) wäre hochinteressant, scheitert aber daran, dass das Reichert Portrait bislang verschollen ist. Es ist zu hoffen, dass es eines Tages wieder aufgefunden wird, um so die beiden Schwestern zumindest in diesem Werkskatalog wieder zu vereinen.
Querverweise
Ausgestellt
1905 Künstlerhaus Wien (KH EL 48 1904/05 #1585); mit Erzh. Karl-Ludwig Medaille ausgezeichnet.
1986 Akademie Schillerplatz Wien 1986, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 9.
2016 Neue Galerie New York.
Literatur
Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #9 (m.Farbabb.)
APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 67, Kat.#37, Abb.#24.
Provenienz
Familie Urban Wien.
Deren Familiennachkommen.
Privatbesitz Wien.
Seit ca. 1987 Privatbesitz USA.