John Quincy Adams, Werkschau John Quincy Adams, Bilder von John Quincy Adams

Gräfin Alice Harrach 1919

Halbportrait en face, den Betrachter direkt anblickend. Die Portraitierte trägt ein weit ausgeschnittenes Spitzenkleid, darüber eine Pelzstola, um den Hals eine lange zweireihige Perlenkette, die sie mit ihrer linken Hand umschlungen hält, ebenso wie am Ringfinger einen Goldring sowie Saphir-Ohrgehänge, die mit Perlen umfasst sind. Ihr braunes Haar ist gewellt und hochgesteckt. Hintergrund: braune Wandfläche. Das gesamte Portait ist lediglich in verschiedenen Brauntönen gehalten.

JQAW# P_1919_040
Öl auf Leinwand 80 x 62 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1919.
Privatbesitz Österreich.



Alice Gräfin Harrach, geb. Gräfin zu Hardegg auf Glatz und Machlande, 10.7.1879 Groß-Harraß bis 10.2.1962 Aschach an der Donau.
Alice („Icy“) Harrach wurde in die alte Adelsfamilie der Hardegg geboren. Die Grafen von Hardegg gehen bis vor 1200 zurück, die gegenwärtigen Grafen gehen in direkter verwandtschaftlicher Line bis vor 1500 zurück. Heute ist die Familie Hardegg als Besitzer und Betreiber der größten Landwirtschaft Österreichs (mehr als 2000 ha Ackerbau, Viehzucht, Weinbau und Forstwirtschaft) bekannt. Ab 1900 ist Icy Hardegg Mitglied der Wiener Gesellschaft und über ihre Auftritte bei Veranstaltungen und ihre Garderobe wird von der Presse oftmals berichtet. Ihre Erscheinung „glich einem Porzellanfigürchen“ (Fritsche 1922, S.12) und ihre Schönheit wird sowohl oft beschrieben als auch in Bildern dokumentiert. Am 1.2.1910 verehelichte sie sich mit dem zweimal verwitweten Franz Maria Alfred Graf von Harrach (1876-1937). Die Harrachs, die 1627 vom Freiherren in den Reichsgrafenstand erhoben wurden, sind heute vor allem durch ihre große Kunstsammlung bekannt, die in einem öffentlich zugängigen Privatmuseum auf ihrem Stammsitz Schloss Rohrau, in einem kleinen Dorf östlich von Wien (in dem Josef Haydn geboren wurde), ausgestellt ist. Der Ehe entsprang eine Tochter Alice Harrach (1916-2006), die sich 1940 mit dem Baron Dreihann-Holenia verehelichte und freundlicherweise als Leihgeberin der 1986 Adams Ausstellung fungierte.

Ihre Mutter Alice (Icy) Harrach führte das charakteristische Leben der Hocharistokratie der k.u.k. Monarchie. Wechselnde Aufenthalte zwischen ihrem Palais in Wien Favoritenstraße, den Schlössern Aschach (Oberösterreich) und den ausgedehnten Besitzungen in der heutigen Tschechoslowakei (Schloss Groß-Meseritsch und Schloss Janowitz, nach 1945 verstaatlicht) und in Kurorten, rege Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen und bei karitativen Initiativen prägten ihr Leben. Der Erste Weltkrieg, der Untergang der Monarchie, sowie das Gesetz zur Abschaffung des Adels stellten auch für Franz und Alice Harrach eine einschneidende Zäsur dar. Graf Franz Hardegg war Adjudant des Thronfolgers Franz Ferdinand und unmittelbarer Zeuge des Attentates von Sarajevo, in dem der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie (in Graf Hardeggs Automobil – heute im Heeresgeschichtlichen Museum- unterwegs), ermordet wurden. Wohl auch um sich diesem gesellschaftlichen Rollenverlust zu widersetzten, ist das Portrait Alice Gräfin Harrach 1919 bei Adams in Auftrag gegeben worden. Das Ehepaar Harrach setzte in der Zwischenkriegszeit seinen gewohnten Lebensstil zwischen seinen nun in der Tschechoslowakei liegenden Gütern und Schlössern sowie in Wien fort. Der Tod des Grafen 1937, die Zweite Weltkrieg, sowie der Verlust der Güter in der Tschechoslowakei waren für Alice Harrach sicherlich traumatische Erlebnisse. Sie verstarb 1962 in ihrem Wohnhaus im Park des Schlosses Aschach, das leerstehend und baufällig, schlussendlich 1959 verkauft wurde.

Das Portrait Alice Harrach ist ohne Zeifel eines der bedeutendsten und charismatischsten Werke von Adams. Die, Rembrandt zitierende, lediglich in Brauntönen gehaltene Farbgebung, der distinguirte Ausdruck, sowie die Schönheit der nunmehr 40-jährigen sprechen den Betrachter unmittelbar an. Zusammen mit den Portraits des/der Grafen/Gräfin Hans und Marie Traun (s. Querverweise) leitete es 1919 eine Renaissance der repäsentativen Portraits der nunmehr ihrer politischen Funktionen, Titel, und Namen beraubten Aristrokatie ein, einer Aufgabe der sich Adams gerne stellte und die eine Reihe von meisterlichen Portraits hervorbrachte, von denen das der Alice Harrach sicherlich einen Höhepunkt darstellt.
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Ausgestellt

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 46

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #46 (m.Farbabb.).

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 172, Kat.#139, Abb.#94.

Provenienz

Dargestellte.
Ihre Familiennachkommen,
Privatbesitz, Österreich.

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