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Gisela Edlinger 1908

Ganzkörperportrait einer stehenden jungen Dame in leichter Schrägansicht, ihr Kopf leicht geneigt und dem Betrachter zugewandt. Sie trägt ein bodenlanges schwarzes Chiffon Kleid mit weitem Ausschnitt sowie über ihren Schultern einen hellgrauen Pelzmantel mit hellblauem Seidenfutter, den sie mit ihrer linken Hand auf ihrer linken Schulter festhält und mit ihrer rechten Hand in Hüfthöhe nach vorne ausschwingen lässt. Die Dargestellte trägt eine einreihige, kurze Perlenkette, Perlen-Ohrclips sowie einen Perlenring. In ihr braunes Haar ist eine kleine Perlenkette diademgleich eingeflochten. Im Bildhintergrund ist eine antike massive Kommode, ein Landschafts-Wand-Gobelin sowie teilweise ein goldgerahmtes Bild sichtbar.

JQAW# P_1908_050
Öl auf Leinwand 215 x 135 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1908
Unbekannter Privatbesitz.
Abbild: Auktionshaus Geble, Deutschland.

(Wohl) Gisela Franziska Edlinger, verh. Schürer von Waldheim, 1880 Wien bis 1926 Wien.

Dieses laut Auktionshaus mit 1908 datiertes Portrait war bis zu seiner Auktion am 2. Juli 2011 in der Adams Literatur unbekannt. Bei der Auktion als „Portrait einer stehenden jungen Frau, wohl Dame der Wiener Gesellschaft“ bezeichnet, gab es keinerlei Provenienz oder sonstige Hinweise, die die Identifizierung der Dargestellten ermöglichen würde. Zu dem später auf Wikimedia Commons geposteten Bild aus der Auktion scheint ein anonymer englischer Kommentar auf: „this is Amalia Edlinger from Vienna“, eine Zuschreibung, zu der allerdings keinerlei Quelle oder Dokumentation gegeben wurde. Nachforschungen bei den Nachfahren der Familie Edlinger haben ergeben, dass das Bild wohl Gisela Edlinger darstellt und anlässlich deren Verehelichung mit Friedrich Andreas Schürer von Waldheim im Jahr 1908 in Auftrag gegeben wurde. In der Edlinger Familientradition ist das Bild jedoch als Amalie ("Tante Maltschi") bekannt, was wohl eine Verwechslung mit dem 1912 entstandenen Portrait von Gisela's Schwester Amalie Schrantz, geb. Edlinger (s. Querverweise) darstellt.

Gisela Edlinger war die Tochter des Textilindustriellen Ferdinand Edlinger (1844-1932) und der Amalia/Amalie E. (1849-1928), geb. Wech, verwitwete Garber. Die Geschichte der Textilindustriellenfamilie Edlinger, deren Fabrik und Wohnung in Wien Kaisermühlen angesiedelt war, umspannt rund zwei Jahrhunderte. Der Textilbetrieb bestand noch bis 1986. Das Unternehmen ist als Pionier des Hypochloritverfahrens (Kunstbleiche von Textilien) sowie der Erfindung von Kunstleder bekannt.
Über Gisela's Leben liegen keine detaillierte Informationen vor. Im Gegensatz zu ihrern Eltern oder ihrer Schwester Amalie, die oftmals in Presseberichten und Gesellschaftsnachrichten erwähnt werden, gibt es keinerlei Berichte über sie in der zeitgenössischen Presse. Gisela war eines von 7 Kinder des Ferdinand und der Amalie Edlinger (4 Söhne und 3 Töchter). Die Eltern waren grosse Förderer des Baues der Herz Jesu Basilika in Wien Kaisermühlen (Ferdinand E. war im Vorstand des Bauvereins der Baslika und das Ehepaar stiftete mehrere Glasfenster und Bilder, u.a. mit Darstellung der Kommunion-empfangenden Amalia Edlinger. Das Ehepaar stifteten auch ein Glasfenster in der Kirche Maria Hilf in Wien VI.) Es kann also angenommen werden, dass Gisela eine katholisch geprägte Erziehung genoss und ein eher zurückgezogenes Leben führte. 1908 verehelichte sich Gisela mit dem Staatsbahn-Beamten Dr. Friedrich Andreas Schürer von Waldheim (1874-1944), der aus einem alten weitverzweigten europäischen Adelsgeschlecht mit Zweigen in Böhmen, Schweden, und Österreich stammte, die vor allen als Glasindustrielle, sowie in Österreich als Ärzte, Apotheker und Beamte bekannt sind. Gisela verstarb 46-jährig in Wien (Begräbnis am 2.10.1926) und ist in der Schürer Familiengruft auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Das gegenständliche Portrait ist ein typisches für Adams in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Das Repräsentationsbedürfnis des aufstrebenden Großbürgertums wird durch Kleidung und Schmuck der Portraitierten, sowie feudalem Wohninterieur (in Adams Atelier in der Theresianumgasse 5 inszeniert), sowie dem überlebensgrossen Format Rechnung getragen. Die Darstellung verbleibt jedoch „bürgerlich“ im Vergleich zu Adams späteren mondän inszenierten Damenportraits. Lediglich der Schwung des Mantels, den die Dargestellte in Begriff ist, abzustreifen, verleiht dem Portrait eine interessante Dynamik. 1908 bedeudete für Adams den Durchbruch als Portraitmaler: sein Bildnis des Mäzens Johann II Fürst Liechtenstein, das von der Stadt Wien in Auftrag gegeben wurde, sorgte für große öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Ausgestellt

Literatur

Provenienz

1908 bis ca. 1970? Die Dargestellte sowie Familie Edlinger, Wien.
1970? bis 2011 unbekannt.
2.7.2011 Auktion Auktionshaus Geble Deutschland.
Unbekannter Privatbesitz.

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