Gabriele Fekete ca. 1910
¾ Ganzkörperportrait stehend, Seitenansicht von links. Die Dargestellte steht an einem Tisch, gelbe Chrysanthemen in einer blauen Vase ordnend. Eine Blume liegt vor der Vase auf dem Tisch. Ihr Haupt ist nach unten geneigt, der Blick dem Betrachter zugewandt. Sie trägt ein weißes Seidenkleid mit einer braun-goldenen Stoffblume vor der Brust und ein Haarband im selben Stoff sowie um den Hals eine kurze Perlenkette. Hintergrund: ein angedeutetes Wohninterieur mit einem teilweise sichtbaren gold-gerahmten Bild an der Wand.
JQAW# P_1910_142
Öl auf Leinwand 122 x 100 cm
(vom Original in der Höhe verkleinert)
Signatur: John Quincy Ɑdams (rückseitig auf der umgeschlagenen Leinwand)
Unbekannter Privatbesitz USA
Abbild: freundliche Mitteilung Auktionshaus Schuler AG, Zürich, September 2024
Gabriele (Gabriella Ella) Fekete, geb. Schindler-Barnay 28.10.1879 Wien bis 14.10.1950 Zürich (CH), Stifterin (jüdisches Altersheim Zürich).
Gabriele wurde 1879 in Wien als Tochter des Dr. Carl Schindler-Barnay (1840-1901) und der Flora S-B, geb. Bettelheim (1857-1929) geboren. (Der Doppelname des Vaters entstand aus einem tragischen Grund: sein Vater Josef Schindler starb vor/kurz nach seiner Geburt. Die Mutter verehelichte sich wieder mit Ignaz Barnay (ursprünglich Braun). Gabrieles Vater nahm als Doppelnamen Schindler-Barnay an.) Gabriele hatte drei Geschwister (einen Bruder und zwei Schwestern). Ihr Vater war Arzt, der zur Zeit ihrer Geburt Kurarzt in Marienbad (heutige Tschechische Republik) mit einer Privatpraxis in Wien war. Später avancierte er zum Chefarzt des Spitals der Kronprinz Rudolf Stiftung (heute das Privatspital Rudolfinerhaus). Gabrieles Kindheit und Erziehung war durch einen großbürgerlichen jüdischen Haushalt geprägt.
1897 ehelichte Gabriele Mor (Moritz) Fekete in Bratislava. Das Paar wohnte in Wien, zuerst in der Ungargasse im 3. Bezirk, später dann im repräsentativen Palais Dreher in der Operngasse 8 gegenüber der Hofoper (das Gebäude wurde durch Bomben im 2. Weltkrieg zerstört und modern wiederaufgebaut). 1900 wird die (einzige) Tochter Helene Marie Ilona (ab ihrer Heirat 1921 Ilona Tandler, 1900 Wien – 1981 Wien) geboren. Die Heirat der Tochter im jüdischen Stadttempel in Wien bezeugt das weiter bestehende Bekenntnis zum jüdischen Glauben der Familie. Der wirtschaftliche Erfolg des Gatten Moriz ermöglichte einen großbürgerlichen Lebensstil, der am besten durch das Adams Portrait charakterisiert ist, da der Künstler um 1910 bereits der führende Portraitist der Wiener Gesellschaft war und entsprechend hohe Honorare verlangte. Das Portrait von Gabriele ist nicht datiert, ist aber wohl zeitgleich/zeitnah zum Portrait ihres Gatten Mor Fekete, das mit 1910 zu datieren ist (Ausstellung zum Jahreswechsel 1910/1911, Publikation 1911), entstanden. Durch die identen Abmessungen ist für das Gabriele Portrait wohl ein ähnlicher Preis (rund 7000 Kronen Versicherungswert bei der Ausstellung des Portraits Mor Fekete) anzunehmen (nach heutigem Geldwert rund 50,000 Euro).
Die knapp 60-jährige Gabriele hat wohl vor dem Anschluss (d.h. der Annexion Österreichs) 1938 allen Grund gehabt, einem geruhsamen, wohl-versorgten Lebensabend entgegenzusehen. Umsomehr muss die rasch einsetzende rassische Verfolgung durch die Nazis ein Schock gewesen sein. Genauere Informationen über ihr Schicksal nach 1938 liegen nicht vor. Es ist bekannt, dass Mor und Gabriele Fekete 1941 nach Argentinien ins Exil gingen und in Buenos Aires lebten. Da eine Emmigration aus Wien nach Kriegsbeginn 1939 praktisch unmöglich war ist es wahrscheinlich, dass Mor und Gabriele in einem sicheren Drittstaat (wie die Schweiz oder auch Ungarn vor 1944) die Zeit zwischen 1938 und 1941 verbrachten. Tochter Ilona überlebte die Verfolgung im Exil in London. Nach dem Krieg kehrte das Ehepaar Fekete nach Europa zurück und lebte wohl bis zur Abwicklung der Restitutionen ihres österreichischen Besitzes in der Schweiz. 1950 stirbt Gabriele in Zürich an einem Herzschlag und wird am Züricher Zentralfriedhof in Zürich-Wiedekon zu Grabe getragen. Ihr Andenken lebt in der 1951 etablierten Gabriele und Mor Fekete Stiftung zur Errichtung eines jüdischen Altenheims oder eines Spitals fort. Die Stiftung hat 1976 den Um- und Neubau der Hugo Mendel jüdischen Seniorenresidenz in Zürich finanziert. Auch der Ertrag aus der Versteigerung ihres Portraits kommt der Hugo Mendel Stiftung zugute.
Querverweise
Mor Fekete (Gatte)Ausgestellt
Literatur
Provenienz
Die Dargestellte und ihre Rechtsnachfolger, Wien und Zürich.
2024 Auktionshaus Schuler Zürich Auktion 18.9.2024 Lot 3144.
Unbekannter Privatbesitz USA.