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Friedrich Sueß Senior 1906

¾ Portrait stehend, den Betrachter direkt ansehend. Der Dargestellte mit kahlem Haupt und gepflegten weißen Vollbart. Er trägt einen schwarzen Frack mit weißem Hemd und Frackbinde, darunter das Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens mit roter Halsbinde. Am Revers eine goldene Reverskette mit drei Miniaturorden (Ritterkreuz des Franz Josef Ordens, Orden der Eisernen Krone sowie das Goldene Verdienskreuz mit Krone), an der Frackweste eine goldene schlichte Uhrkette. Hintergrund: Wandflächen durch grobstrukturierte Pinselstriche in dunkelbrauner Farbe gestaltet; neben dem Portraitierten ein Tischchen unter dunkelbraunem Tuch, darauf ein aufgeschlagenes Buch; an der Wand zwei teilweise sichtbare angedeutete Bilder.

JQAW# P_1906_070
Öl auf Leinwand 140 x 90 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 906
WienMuseum Inv.Nr. 304634




Friedrich Sueß (Suess, auch Süß) Sen., 8.6.1833 London bis 6. 11.1907 Wien, Lederfabrikant und Philanthrop, s. auch seinen Eintrag im OeBL.
Friedrich Sueß wurde 1833 in London geboren. Die Familie übersiedelte zuerst nach Prag und 1844 nach Wien. Nach Studienaufenthalten im Ausland trat er in die Lederwarenfabrik seines Vaters in Sechshaus (NÖ, ab 1890 XV. Wiener Gemeindebezirk) ein, dort seit 1857 Gesellschafter, nach dem Tode des Vaters 1862 Leiter und (nach dem Tode seines Bruders) ab 1872 Alleineigentümer. 1897 schied er aus der Geschäftsführung aus, die sein Sohn Friedrich Sueß Jun. (seit 1908 Ritter von Hellrath, 1864-1938) übernahm, und widmete sich seinen politischen Mandaten und humanitären Aufgaben. Mitglied des NÖ-Landtages (1870-1877), des Reichsrates (1873-1891), sowie des Industriellen Clubs (1880-1903, seit 1899 Präsident). 1866-1907 im Generalrat der österr.-ungarischen Bank, sowie bis zu seinem Tode in weiteren Aufsichtsfunktionen öffentlicher Einrichtungen tätig. In Anerkennung seiner humanitären Verdienste wurde 1888 die Sueß-Gasse im 15. Wiener Gemeindebezirk nach ihm benannt (seit 1914 nach seinem Bruder Eduard Sueß benannt). Friedrich Sueß Sen. wurde mit insgesamt vier kaiserlichen Orden ausgezeichnet, die im Portrait auch dargestellt sind.

Friedrich Sueß verehelichte sich 1858 mit Helene (Ilka), geb. Rath (1837-1915), der Ehe (geschieden 1898) entsprangen ein Sohn sowie vier Töchter. Die Familie Sueß hat jüdische Wurzeln, die Mitglieder waren aber alle vom Bekenntnis Evangelisch AB. Sie hat eine Reihe hervorragender Unternehmer und Wissenschafter hervorgebracht. Heute am bekanntesten ist Friedrichs Bruder, der Geologe Eduard Sueß (1831-1914), der 1875 erstmals den Begriff der Biosphäre prägte und maßgeblich an der Planung der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung beteiligt war, die seit 1873 Wien mit hochqualitativem Trinkwasser versorgt. Auch bekannt ist Eduards Enkel, der Chemiker und Kernphysiker Hans Eduard Sueß (1909-1993). Als Unternehmer ist insbesondere Friedrichs Sohn Friedrich Sueß Jr. Ritter von Hellwart (1864-1938) zu erwähnen, der 1908 nobilitiert, u.a. mit der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet wurde und viele Jahre hochdekorierter Portugiesischer Konsul und Generalkonsul in Wien war.

Das 1906 kurz vor dem Ableben des Friedrich Sueß Sen. entstandene Portrait vereint sowohl konservative Elemente des Herrenportraits in der Tradition des späten 19. Jahrhunderts, aber auch bereits neue Elemente einer moderneren Darstellung, charakterisiert durch das weitgehende Fehlen dekorativer Accessoires sowie den Ton-in-Ton gestalteten, weitgehend abstrakten Bildhintergrund. Das Bild ist wohl durch die Bekanntschaft des Künstlers mit Friedrich Sueß Jun., die beide aktive Fechtsportler waren, entstanden. (Friedrich Sueß Jun. ist als Duellteilnehmer aus der Biographie des von Adams portraitierten Max Friedmanns aus 1908 bekannt. Ill. Kronenzeitung 28.5.1909 S.12-13.) Trotz der Bekanntheit des Portraitierten ist das Portrait aber nicht im Wiener Künstlerhaus ausgestellt worden, vielleicht wegen des bald nach der Fertigstellung erfolgten Todes des Dargestellten. Das Bild gelangte aus dem Besitz von Familiennachkommen durch Ankauf ans WienMuseum, wo es unter der Nr. 304634 inventarisiert wurde.

Querverweise

Max Friedmann 1908

Ausgestellt

Literatur

Provenienz

Der Dargestellte und seine Familiennachkommen.
2018 Ankauf durch WienMuseum, Inv. Nr. 304634.

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