Ferdinand Nándor Prinz Montenuovo 1911
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Ganzkörperportrait im Jagdkostüm in freier Landschaft, im Hintergrund schneebedeckte Berge. Der Dargestellte mit schütterem Oberlippenbart, in schreitender Haltung seitlich dargestellt, den Blick dem Betrachter zugewandt. Bekleidung und Ausrüstung: steirische Jagdkleidung mit knielanger Lederhose, Stutzen, Janker, Hut mit breitem Hutband und Gamsbart. Das Jagdgewehr waagrecht geschultert mit Lauf nach vorne gerichtet, in seiner linken Ellenbeuge und Schulter einen Jagdstecken haltend, am Rücken ein Rucksack.
JQAW# P_1911_030
Öl auf Leinwand, 198 x 109 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1911 (lt. Inventar Montenuovo Familienarchiv)
Verschollen.
Abbildung: Westermanns Monatshefte 1913 S.93
Ferdinand/Nándor (Bonaventura Franz Alfred Wilhelm Erwin Maximilian Maria) Prinz Montenuovo, 29.5.1888 Margarethen am Moos bis 2.5.1951 Szob; Offizier und ungarisches Oberhausmitglied, k.u.k. Kämmerer, ungarischer Geheimer Rat.
Sohn von Alfred (1854-1927) Fürst Montenuovo und Franziska Maria (1861-1935) Fürstin Montenuovo, geborene Reichsgräfin Kinsky von Wchnitz und Tettau. Ab September 1927 letzter (3.) Fürst Montenuovo. Die Montenuovos sind seit 1951 im Mannesstamme erloschen. Sie stammen von Erzherzogin Marie-Louise von Österreich, die zuerst mit Napoleon Bonaparte und in 2. Ehe mit Adam Adalbert Graf Neipperg, italienisiert als Montenuovo, verheiratet, ab. Aufgrund der Erfolge in der Schlacht bei Komorn (Ungarischer Unabhängigkeitskrieg 1848-49) wurde Ferdinands Großvater Wilhelm Albrecht von Montenuovo (1821-1895) und seine Nachkommen 1864 in den erblichen Fürstenstand erhoben. Das Vorhaben, die Verbindung zum Kaiserhaus durch eine Verlobung Prinz Ferdinands mit Erzherzogin Alice im Jahr 1910, über das in der ausländischen Presse berichtet wurde, weiter zu stärken, kam nicht zur Durchführung.
Im Gegensatz zu seinem Vater wählte Nándor/Ferdinand Ungarn zu seinem Lebensmittelpunkt. Am 8.11.1927 ehelichte er in Budapest Ilona Baronin Solymosy de Loós és Egervár (1895-1988); der Ehe entstammten 3 Töchter (Juliana, Maria und Franziska). Während des 1. Weltkrieges diente er als Oberleutnant beim Husarenregiment No.9 und erhielt mehrere Auszeichnungen. Er war K.u.k Kämmerer, ungarischer Geheimer Rat, sowie Mitglied im Oberhaus des ungarischen Parlamentes, wo er zeitweise die antisemitische Politik des Reichsverswesers Miklós Horthy‘s (siehe dessen Adams Portrait) opponierte. Ab 1921 begründet er einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb im Ausmaß von 10.000 ha auf seinen Besitzungen um Schloss Bóly (wo sich auch das bemerkenswerte Mausoleum der Familien Batthyány und Montenuovo befindet, welches Ferdinands Großmutter Juliana Fürstin Montenuovo geborene Gräfin Bathyány stiftete und Ihr Sohn Alfred Fürst Montenuovo erbauen ließ). 1944 wurde er nach dem Sturz des Horthy Regimes von den faschistischen ungarischen „Pfeilkreuzlern“ verhaftet und in den Konzentrationslagern Sopronkőhida und Dachau (als sogenannter „Ehrenhäftling“ der SS) inhaftiert, später aber freigelassen. 1945 bis auf 100 ha Grundbesitz enteignet, wurde er 1950 aus fadenscheinigen Gründen (Illegaler Waffenbesitz in Form von historischen Jagdwaffen) erneut verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er starb am 02.05.1951 im Gefängnis in Szob, sein Leichnam wurde 1966 im Familienmausoleum in Bóly beigesetzt. Seine Familie flüchtete im Zuge des Ungarn-Aufstands von 1956 nach Margarethen am Moos. Seine Tochter Juliana Máthe, geborene Montenuovo, erreichte nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ die Rehabilitierung ihres Vaters.
Das Portrait des jungen Ferdinand Montenuovo als Jäger in Steirertracht ist eine ikonische Darstellung, die Adams später in weiteren Portraits (s. Querverweise) mehrmals wieder aufgriff. Das Portrait ist wohl aufgrund der freundschaftlichen Beziehungen der beiden Sportbegeisterten (Winter- sowie Automobilsport) entstanden. Gemeinsame Teilnahme an den legendären Künstlerhausfesten (1908 und 1909), Bällen (1909-1913), Bobrennen (1911) sowie Pferdesportveranstaltungen (1909-1913) sind durch Presseberichte belegt. Signatur und Datierung des Portraits des 22-Jährigen mit 1911 folgen den erhaltenen Aufzeichnungen in den Montenuovo-Inventarbüchern. Das Bild verblieb in der Familie und ist noch in den 1920/1930er Jahren am Standort des Schlosses Margarethen am Moos belegt. Es ist wohl bei den Kriegswirren oder unter der russischen Besatzung nach 1945 aus dem Schloss verloren gegangen, wurde also entweder zerstört oder geplündert. Lediglich eine S/W Reproduktion aus den Westermanns Monatsheften aus 1913 verbleibt als Dokumentation dieses Bildes.
Querverweise
Der Dargestellte in ungarischer Magnatenuniform. Undat. Photo (wohl 1920er Jahre)
Portrait Afred Montenuovo (Vater) 1917
Portrait Franziska Lobkowicz 1926 (Schwester)
Herr Hardtmuth als Jäger 1908 (verschollen)
Karl von Trautmannsdorf 1913
Ausgestellt
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Literatur
APH Werkskatalog S.117, Kat#85, Abb.59
Arthur Roessler, 1913, John Quincy Adams, Westermanns Monatshefte 115. Band Teil 1, September-November 1913, S.93
Provenienz
Familie des Dargestellten bis ca. 1938, Österreich.
1939-45 oder danach wohl zerstört oder geplündert.
Verschollen.