Ganzkörperportrait in sitzender Stellung (Ezhg Elisabeth), Tochter Elisabeth (Stephanie) stehend an sie angelehnt. Die Ezhg. sitzt in einem hohem Gobelin-Lehnsessel, den Betrachter direkt mit distanziertem Blick ansehend. Sie trägt ein ärmelloses Kleid mit einer mit reichen Spitzen verzierten Seidenbluse. Am Kopf ein extravaganter Hut mit Blumenschmuck sowohl auf als auch unterhalb der Hutkrempe. Lange Perlenkette, an den Ohren große Perlengehänge, am rechten Ringfinger ein goldener Ehering. Tochter Elisabeth lehnt sich an die Mutter, die Finger der Hände in einer verlegenen Geste verschränkt, den Betrachter direkt anblickend. Sie trägt ein weißes Seidenkleid, das unter dem Knie endet und im Haar eine weiße Masche. Im Bildhintergrund ein am Boden liegender Seidenschal, an der Wand ein großformatiger Landschaftsgobelin und ein teilw. sichtbares Bild in reichem barocken Rahmen.
Erzherzogin Elisabeth „Erzsi“, verh. Fürstin Windischgraetz, wiederverh. Petznek, 2.9.1888 Laxenburg bis 16.3.1963 Wien. Tochter des durch Suizid umgekommenen Kronprinzen Rudolf und Prinzessin Stefanie von Belgien, nach der Monarchie als „rote Erzherzogin“ (seit 1925 Mitglied der sozialdemokratischen Arbeiterpartei) bekannt. Zu ihrer schillernden Biographie, unstandesgemäßer Heirat und späterem Rosenkrieg im Hause Windischgraetz, ihren Affairen, ihren sozialistischen politischen Ansichten und Ehe mit dem sozialdemokratischen Lehrer und Politiker Leopold Petznek siehe die Einträge auf wikipedia und Das rote Wien, sowie die Literaturhinweise. Ihre einzige Tochter (neben drei Söhnen) ist als Stephanie Windischgraetz bekannt (im Portrait mit ihrem 4. Vornamen als Elisabeth bezeichnet. Ihr voller Name war Stéphanie Eleonore Maria Elisabeth Kamilla Philomena Veronika zu Windischgrätz), 9.6. 1909 Bloskovice CZ bis 7.9.2005 Uccle Belgien.
Adams hat mit diesem Portrait eine treffende Milieustudie verfertigt. Die modische Exaltiertheit (und Vorliebe für extravagante Hutkreationen), das ausgeprägte Standesbewusstsein (auch Arroganz) der Erzherzogin, und die durch große Spannungen gekennzeichnete Familiensituation, die in der umfangreichen Literatur über die Erzherzogin breit beschrieben wird, ist im eisigen, distanzierten Blick der Erzherzogin, ihrem unkoventionellem Hut (vgl. auch das ebenso verschollene Laszlo Portrait), dem imperialen Bildhintergrund, und auch in der unsicheren Haltung der 5-jährigen Tochter Stefanie, die sich offensichtlich in der Atelieratmosphäre unwohl fühlt, treffend eingefangen.
Das Portrait von „Erzsi“ mit ihrer Tochter wurde 1914 im Künstlerhaus ausgestellt und auch von ihrem Großvater Kaiser Franz Josef I. besichtigt, in der Presse kurz erwähnt und ist seither (wie auch das Laszlo Portrait der Erzherzogin, s. Querverweise) verschollen. Es fand sich nicht um umfangreichen Nachlass der Kunstsammlung der Elisabeth Petznek, die sie der Republik Österreich vermacht hat. Erst durch die rezente Digitalisierungsoffensive, tauchte ein Photo des Adams Portraits aus dem Archiv des MAK Wien auf (dort mit Adams? von einem Archivar dem Künstler zugeordnet) und wird hier als das verschollene 1914 Portrait identifiziert.
Es ist möglich, daß das Bild während des langjährigen Rosenkrieges im Hause Windischgraetz (Heirat 1902, Trennung 1919, langwieriger Rechtstreit um das Sorgerecht für die Kinder, Scheidung 1948) und den damit einhergehenden wechselnden Wohnsitzen entweder verloren ging oder gar zerstört wurde. Obwohl einige Kunstwerke aus dem Nachlass der Elisabeth Petznek den Erben zur freien Auswahl als Familienerinnerungen überlassen wurden (die Auswahl jedoch nicht dokumentiert wurde) ist auch ein Verbleib unter Familiennachkommen unwahrscheinlich, da das Bild in keiner Biographie (auch nicht im Werk ihrer Nichte Ghislaine Windischgraetz) erwähnt wird.
Querverweise
Philip Alexius de László: Erzherzogin Elisabeth Fürstin Windischgraetz, 1906 (verschollen).
Familienphoto Elisabeth Windischgraez mit ihren Kindern, ca. 1912.
Ausgestellt
1914 Künstlerhaus Wien (EL 59 1914/15 #1725).
Literatur
APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 121, Kat.#89 (o.Abb.).
Friedrich Weissensteiner, Die rote Erzherzogin. Österr. Bundesverlag Wien 1984. Neuauflage 2005.
Ghislaine Windisch-Graetz, Kaiseradler und rote Nelken. Amalthea, Wien/München 1992.
Provenienz
Bildnis verschollen.
Photo: MAK Archiv Wien.