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Damenportrait mit Blumenvase 1907

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Bildbeschreibung s. unten.


JQAW# P_1907_030
Öl auf Leinwand 130 x 110 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 907
Privatbesitz USA.



Halbportrait in leichter Schrägansicht, sitzend, in nachdenklicher Pose. Die Portraitierte sitzt in einem hohen Lehnsessel an einem braunen Biedermeiertischchen, auf das sie ihren linken Ellenbogen abgestützt hat, die Finger ihrer linken Hand stützen das Haupt in einer nachdenklichen Pose. Ihr Blick ist ernst, dem Betrachter zugewandt und diesen direkt anblickend. Ihre rechte Hand ruht auf ihren Oberschenkeln. Die Porträtierte trägt ein schwarzes Kleid, das am Ausschnitt mit dunkel-violetten Blumen verziert ist, darüber eine dunkle Pelzstola. Ihr Schmuck ist einfach: ein Ehering, ein Ring mit einem schwarzen ovalen Stein sowie Perlen-Ohrclips. Auf dem Tischchen liegt ein helles Tuch oder Handschuhe. Ebenso befindet sich darauf eine auffällige dunkelblaue Blumenvase, darin ein Trockengesteck in gedämpften, dunklen Farben. Im Hintergrund ist ein schlichter Holzkasten zu sehen sowie eine nackte dunkelgraue Wand.

Das von einem privaten Besizter in den USA über ebay zur Jahreswende 2021/2022 angebotene Bild gibt eine Reihe von Rätseln auf. Vom Besitzer wird die Dargestellte als Gräfin Marie von Bienerth-Schmerling identifiziert, was unmöglich ist, da diese (Lebensdaten 1895-1935) 1907 erst 12 Jahre alt war. (Marie von B-S war später Schriftstellerin und schied nach dem Misserfolg der von ihr produzierten Operette Theodora, zu der sie das Libretto schrieb, tragisch durch Selbstmord aus dem Leben.) Vielleicht ist mit der Zuschreibung ihre Mutter Anka von Bienerth-Schmerling, geb. von Lazarovics de Nagy et Kis Szredistyé (1869-1937) gemeint, was altersmäßig (38 Jahre) in etwa zur Portraitierten passen würde, aber aufgrund mangelnder Ähnlichkeit (ausser der Augenbrauenpartie) mit dem einzigen erhaltenen Portrait der Anka B-S (s. Bildvergleich in den Querverweisen) und vor allem durch das völlige Fehlen der Attribute des aristokratischen Damenportraits (Salon-Hintergrund, modische Kleidung und teurer Schmuck) im gegenständlichen Portrait als unwahrscheinlich angesehen wird. Ein weiterer Grund, diese Hypothese der Zuschreibung zu verwerfen liegt darin, daß Anka Bienerth-Schmerling ohne Nachkommen 1937 verstarb (ihr Gatte Richard starb bereits 1918, ihr Sohn Rudolf verstarb 1921, die Tochter Marie 1935). Ihr gesamter Nachlass gelangte beim Dorotheum Wien am 26. November 1937 zur Versteigerung, aber ein Adams Portrait war nicht darunter.

Die Portraitierte ist demgegenüber wohl eher im bürgerlichen Milieu zu situieren und ihre Kleidung und Schmuck deuten darauf hin, dass sie eventuell zum Zeitpunkt des Portraits (1907) in Trauer war (was wiederum nicht zu den bekannten Familiendaten der Bienerth-Schmerlings passt). Ein Rätsel ist der Künstlerhausaufkleber 1907 (schwarz) 1914 (rot) auf der Rückseite des Rahmens des Bildes. Der Kleber bezeichnet ein Bild, das im Wiener Künstlerhaus ausgestellt war und ist in den Einlaufbüchern auch inventarisiert, wo die Nummer 1914 aus 1907 allerdings auf ein Herrenportrait (Ernst Regenhart) verweist. Eine Prüfung, ob die Portraitierte evtl. die Gattin Ernst Regenhards Luise (1859-1934) darstellt, verlief negativ, da eine Ähnlichkeit (Haarfarbe, Gesichtszüge, Alter) fehlt (s. Bildvergleich in den Querverweisen) und auch ein Portrait von Luise in den detaillierten Familienaufzeichnungen (Photos, Inventare) der Familie Regenhart, die von den Nachkommen gesichtet wurden, fehlt. Fakt hingegen ist, dass das Bildformat (130x110 cm Hochformat bzw. Querformat) und der Bilderrahmen des gegenständlichen Portraits und des von Ernst Regenhart ident sind, was einen irrtümlichen Austausch der Bilderrahmen in der Rahmenhandlung nahelegt.

Für diesen Katalog wird deshalb das Bild als unbekanntes „Damenportrait mit Blumenvase“ geführt. Die auffällige Vase und das Trockengesteck sind praktisch ident zu der Blumenvase, die im verschollen Portrait der Gattin des Künstlers aus 1905/06 dargestellt ist (s. Querverweise) und deshalb auch ein passendes Charakteristikum und Bezeichnung für das vorliegende Portrait des Künstlers.

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