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Antonie Prinzessin Reuss 1924

¾ Portrait in sitzender Stellung in linker Seiten-Schrägansicht, den Blick nach links in die Ferne gerichtet. Die Dargestellte trägt einen grauen Seidenrock und eine hellgelbe Seidenbluse mit durchsichtigen Ärmeln, darüber eine dunkelbraune Pelzstola, die ihr von der Schulter nach hinten gerutscht ist. Sie trägt um den Hals eine einreihige Perlenkette mit Perlenschließe, sowie eine lange Kette aus kleinen Perlen, die sie mit ihren Händen in Schoß umfasst, weiters am linken Arm einen goldenen Armreif und am Ringfinger einen zierlich Goldring mit Schmuckstein. Hintergrund eine stilisierte Landschaft andeutend, aber großteils in flächigem Dunkelgrau, das lediglich durch Pinselstriche strukturiert ist.

JQAW# P_1924_060
Öl auf Leinwand 125 x 90 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1924
Privatbesitz Österreich.

Antonia/Antonie (Emma Elisabeth) Prinzessin Reuss, geb. Gräfin Castell-Castell, 18.4.1896 Castell, D. bis 4.5.1971 Ernstbrunn, Ö. Mutter von sechs Kindern.
Antonie wurde 1896 als ältestes Kind des Friedrich Karl 1. Fürst zu Castell-Castell (1864-1923) und der Gertrud, geb. zu Stolberg-Wernigerode (1872-1924) in Castell geboren, wo sie auch ihre Jugend verbrachte. Am 10.4.1918 wurde ihre Verlobung mit Heinrich XXXIX Reuss zu Köstritz bekannt gegeben. Die Eheschließung erfolgte am 7.8.1918 in Wien. Die Ehe ist eine der zahlreichen Verbindungen zwischen den Familien Reuss, Castell, und Stolberg. Das Ehepaar Heinrich und Antonia war mit insgesamt 6 Kindern gesegnet, die 1919, 1922, 1923, 1924, sowie 1927 und 1931 geboren wurden. Durch ihre zahlreichen Schwangerschaften dürfte Antonia ein eher zurückgezogenes Leben vor allem auf Schloss Ernstbrunn geführt haben. Teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen und karitativen Veranstaltungen in Wien sind selten belegt (u.a. Konzert der Museumsfreunde Wien 1926, Jagdgesellschaft bei Fürstin Collalto 1930, Festakademie des Ersten Evangelischen Unterstützungsvereins für Kinder 1934) und auch ihre Reisen beschränkten sich auf regelmäßige Besuche auf Schloss Köstritz in Thüringen sowie Kuraufenthalten in Karlsbad. Dieses ruhige aristokratische Leben fand mit dem Zweiten Weltkrieg ein Ende. 1942 fällt ihr zweiter Sohn Heinrich VI bei Stalingrad, 1946 stirbt ihr Mann Heinrich XXXIX erst 54-jährig an Krebs. Die Güter in Thüringen und Schloss Köstritz wurden 1946 enteignet und auch Schloss Ernstbrunn war bis 1955 unter sowjetischer Verwaltung und war bei der Rückgabe weitestgehend devastiert. Erst nach ersten Renovierungsarbeiten, die auch heute noch nicht völlig abgeschlossen sind, war es wieder einigermaßen bewohnbar. Die ebenso zum Reuss Besitz gehörige Herrschaft und Schloss Hagenberg ging ebenfalls verloren. Die Gründe mussten 1959 verkauft werden, das Schloss (in dem eine Künstlerkolonie der Wiener Gruppe, u.a. Friedensreich Hundertwasser, eingemietet war) 1974.
Antonie blieb bis an ihr Lebensende auf Schloss Ernstbrunn wohnhaft, wo sie 1971 auch verstarb. Sie ist am Evangelischen Friedhof Ernstbrunn bestattet.

Das Adams Portrait der Antonie Prinzessin Reuss ist, obwohl ein Spätwerk, ganz in der Tradition des repräsentativen aristokratischen Portraits verwurzelt. Der soziale, mittlerweile durch die 1919 erfolgte Abschaffung des Adels in Österreich nurmehr historische gesellschaftliche Rang wird in Kleidung und Schmuck und in eher hoheitsvoller Pose präsentiert, die Person aber gleichzeitig auch durch den verträumten Blick der Dargestellten wohltuend menschlich dargestellt. Antonie‘s Schönheit bezaubert im Portrait und ist zeitgenössischen Photoaufnahmen überlegen; die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter Gertrud ist augenfällig (s. Querverweise). Das Portrait ist wohl in Adams Atelier in Wien entstanden, wurde aber zu Lebzeiten der Portraitierten nie öffentlich ausgestellt. Erst 1986 konnte das Portrait anlässlich der Adams Ausstellung in der Akademie der Bildenden Künste in Wien erstmals öffentlich besichtigt werden. Es verblieb im Familienbesitz, ist aber bei den Con Anima Musiktagen auf Schloss Ernstbrunn, die die musikalische Tradition der Reuss fortführen, halb-öffentlich zugänglich.

Ausgestellt

1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait #51.

Literatur

Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #51 (S/W Abb.)

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 189, Kat.#156, Abb.104 (S/W)

Provenienz

Die Dargestellte.
Ihre Familiennachkommen,
Privatbesitz, Österreich.

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