Alice Hauser 1901
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Drei-viertel Ganzkörperportrait von hinten seitlich links, das Gesicht im seitlichen Profil dargestellt, vor türkisfarbigem, flächigem Hintergrund. Die Dargestellte im schwarzen Kleid mit schwarzen Tafftärmeln und grosser Tafftmasche am Dekolleté sowie weißem Spitzenkragen, dieser im Rücken V-förmig ausgeschnitten. Sie trägt einen großen, breitkrempigen schwarzen Hut mit schwarzem Federnschmuck.
JQAW# P_1901_010
Pastell auf Leinwand 110 x 75 cm
Signatur: J. Q. Adams. 1901
Belvedere Wien Inv.Nr. 4574
Alice Hauser (1.8.1873 Wien – 1963 USA), geb. Sobotka, Schwägerin von John Quincy Adams (verh. mit Stefanie Sobotka), Tochter von Moritz Sobotka, dem Mitbesitzer der Ersten Wiener Exportmalzfabrik. Am 27.10.1895 Heirat mit ihrem Cousin Alfred Charles Hauser (1870-1948). 1901 treten Alice, Alfred, und Sohn Ernst zum Evangelischen Glauben AB durch Taufe über. Afred Hauser war Sohn des Mitbegründers der Sobotka-Hauser Ersten Wiener Exportmalzfabrik (gegr. 1884) Jakob Hauser. Die Eheverbindung zwischen den Kindern (und Cousin/Cousine) der beiden Eigentümer (Jakob Hauser und Moritz Sobotka) wiederholt ein Muster der Elterngeneration: Jakob Hauser und Moritz Sobotka waren ihrerseits mit den Schwestern Johanna und Sofie Brum, Töchter eines Geschäftspartners und Financiers der beiden Unternehmer, verheiratet. Solche „Allianzehen“ (oft auch mehrfach-Heiraten von Geschwistern) zur Stärkung familärer und wirtschaftlicher Bande waren im Wien um 1900 in der Aristrokatie und im jüdischen Bürgertum weit verbreitet. Das Ehepaar Hauser hatte zwei Söhne (Ernst Alfred 1896-1956 und Wolfgang Johannes 1902-??). Rassisch verfolgt, emigrierte die Familie Hauser 1936 in die USA, wo Ernst Alfred bereits als Chemiker und Professor am MIT tätig war. Alice Hauser erlangte die US Staatsbürgerschaft (Naturalization) im Jahr 1938 (s. Querverweise, und ihr von Verfolgung und Emigration gezeichnetes Abbild) und starb dort 1963.
Das Portrait Alice Hauser (im Belvedere als „Dame mit schwarzem Kleid und Hut“ bez.) war wohl ein Werk, um die familiäre Verbindung zur Familie Sobotka, anlässlich der Heirat von John Quincy Adams mit Stefanie Sobotka (Schwester der Alice Hauser) 1901 zu dokumentieren, bzw. um seitens der Familie dem jungen Künstler Aufträge zukommen zu lassen. Obwohl ein Frühwerk von Adams, stellt es durch die Wahl der Perspektive und der meisterlichen Pastelltechnik eines der besonders gelungenen Portraits von Adams dar. Das zeitnah entstandene Knabenportrait aus 1902, ebenfalls in Pastelltechnik, stellt ein Pendant zum Bild Alice Hauser dar und zeigt wahrscheinlich ihren Sohn Ernst Alfred Hauser im Alter von sechs Jahren (oder evtl. alternativ seinen Cousin Franz Valentin Epler).
Die Provenienz des Alice Hauser Bildes ist nicht vollständig dokumentiert. Wahrscheinlich wurde es bei der Auswanderung 1936 nicht in die USA mitgenommen, sondern gelangte an den Juristen und Poliker Dr. Eugen Margarétha (1885-1963, u.a. 1949-1952 Finanzminister, 1952-1960 Präsident der Nationalbank), der mit Alfred Hauser im Wiener Industriellenverband zusammenarbeite und wohl mit der Familie Hauser freundschaftlich verbunden war. Dr. Margarétha emigrierte 1938 in die Schweiz und kehrte erst nach 1945 nach Österreich zurück. Das Schicksal des Bildes während der Nazizeit ist unbekannt. Dr. Margarétha widmete das Bild 1951 dem Belvedere Wien.
Ausgestellt
1986 Akademie Schillerplatz Wien, Wiener Gesellschaft im Portrait, Katalog Nr. 5.
Literatur
Schaffer/Eisenburger 1986, Ausstellungskatalog #5 (m.Farbabb.)
APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 42, Kat.#11, Abb.#5.
Provenienz
Die Dargestellte (wohl bis 1936).
Ungeklärt.
Eugen Margarétha, Wien.
1951 Widmung ans Belvedere Wien Inv.Nr. 4574