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Fürst Alexander Dietrichstein 1927

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¾ Portrait stehend en face, den Kopf nach links gewandt, in die Ferne blickend, den Mund leicht geöffnet. Der Dargestellte trägt einen braunen Drei-teiligen Anzug mit blauer, gestreifter Krawatte, darüber einen offenen schwarzen Mantel mit dunkelbraunem Pelzkragen und braunem Innenfutter und Revers. Seine rechte Hand ist in der Manteltasche, seine linke Hand, an der er einen goldenen Ring trägt, ist mit dem Daumen in die Hosentasche eingehakt. Hintergrund weiße Wandfläche, auf der sich lediglich der Schatten des Portraitierten abzeichnet.

JQAW# P_1927_060
Öl auf Leinwand 124 x 89 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1927 (aus 1922 abgeändert)
Privatbesitz Argentinien, Dauerleihgabe an
Regionalmuseum Mikulov, Schloss Mikulov, CZ.

Alexander II. (Albert Viktor Olivier Anton), Graf von Mensdorff-Pouilly, 3. Fürst von Dietrichstein zu Nikolsburg, 15.7.1899 Weidlingau bis 12.1.1964 München, der Letzte seines Geschlechtes.
Alexander wurde 1899 in der Familienvilla in Weidlingau (Wien) als Sohn des Hugo Graf von Mensdorff-Pouilly 2. Fürst von Dietrichstein zu Nikolsburg (1858-1920) und der russischen Fürstin Olga Alexandrovna Dolgoruky (1873-1946) geboren. Die Fürsten Dietrichstein-Nikolsburg leiten sich vom alten Kärntner Geschlecht der Dietrichstein her, das seit ca. dem Jahre 1100 belegt ist und im 17. Jahrhundert in den Fürstenstand erhoben wurde. Das Geschlecht erlosch in männlicher Linie mit dem Tode des 8. Reichsfürsten Moritz von Dietrichstein (1775-1864), dem Erzieher des Herzogs von Reichsstadt (1811-1832, Sohn von Napoleon und Erzherzogin Marie Luise). 1869 wurde Alexander Graf Mensdorff-Puilly (1813-1871), österreichischer Staatsmann und Außenminister, der mit Alexandrine Dietrichstein verheiratet war und so in den Besitz der Dietrichstein Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) gelangt war, per kaiserlichem Diplom zum 1. Fürsten von Dietrichstein zu Nikolsburg ernannt. Sein Enkel Alexander II., war der letzte Träger dieses Titels und Besitzer von Herrschaft und Schloss Nikolsburg/Mikulov.

Alexander hatte drei Schwestern und verbrachte die Jugend vorwiegend in Wien (s. das Kokoschka-Portrait der Geschwister im Park von Weidlingau aus dem Jahre 1916). Bereits mit 21 Jahren wurde er nach dem Tode des Vaters Hugo 3. (und letzter) Fürst von Dietrichstein zu Nikolsburg (auch als Fürst Dietrichstein-Nikolsburg, oder einfach als Fürst Dietrichstein bezeichnet). Er wird in zeitgenössischen Quellen als „elegante, grazile, fast mädchenhafte Jünglings-erscheinung [die] von allen Festen, von der Oper und vom Turf wohl bekannt ist“ (Die Stunde 10.1.1925 S.3) beschrieben und führte einen internationalen Jetset Lebensstil als früher Automobilist (u.a. einer Horch Limusine, die ihm 1929 entwendet wurde, Arbeiter Zeitung 30.12.1929 S.4), Polospieler, und Gastgeber zahlreicher Prominenter (u.a. dem spanischen Ex-König Alphonse XIII., dem Herzog von Winsor [der abgedankte englische König Edward VIII.] und seiner Gemahlin Wallis Simpson, Richard Strauss, sowie den Rothschilds) in seinem Palais am Wiener Minoritenplatz sowie auf Schloss Nikolsburg/Mikulov, dessen Großgrundbesitz nach angeblichen Interventionen des Englischen Königshauses (mit dem die Mensdorff-Pouilly verwandt waren), von der tschechoslowakischen Landreform (Enteignungen, die zahlreiche andere Aristokraten betraf) in den 1920er-Jahren nicht betroffen war (Die Stunde 10.1.1925 S.3). Trotzdem sah er sich genötigt, zur Finanzierung seines Lebensstils die Filetstücke der einzigartigen historischen Bibliothek des Schlosses 1933 bei Auktionen in Wien und Luzern zu veräußern (der Schätzwert der Toplose betrug bis 5000 Schweizer Franken, H. Gilhoffer & H. Ranschburg, Versteigerungs Katalog No. 11, 1933). Am 29.10.1930 verehelichte er sich in Paris mit der Argentinierin María de las Mercedes Dose y Obligado (1902-1964). Der Ehe entsprang 1932 eine Tochter, Mercedes (Olga María de las Mercedes Theresia Margarete). Nach Machtübernahme der Nazis versuchte Fürst Alexander sich mit diesen zu arrangieren und stellte 1939 einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP (Bundesarchiv Berlin, Bestand: Parteikorrespondenz, Alexander Dietrichstein, geb. 15.7.1899, Lesefilm-Nr. B 311, Bild-Nr. 615), der aber abgelehnt wurde. In den letzten Kriegstagen 1945 brannte Schloss Nikolsburg/Mikulov vollständig aus, und der Großgrundbesitz wurde 1946 enteignet. 1949 verlies die Familie Dietrichstein das besetzte Wien und übersiedelte nach Argentinien. Das Dietrichsteinpalais am Minoritenplatz wurde 1955 an die Republik Österreich verkauft und ist heute Bestandteil des Regierungssitzes. Alexander und Maria Mercedes Dietrichstein verstarben anlässlich eines Europabesuches tragisch bei einem Autounfall im Jänner 1964 in München. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte in der Dietrichstein Familiengruft in Wien Hietzing. Mit Alexander II. erlosch das Geschlecht der Dietrichstein zum zweiten Male in männlicher Linie.

Das Portrait des Alexander Dietrichstein stellt den Höhepunkt und zugleich den Abschluss der Spätphase des Künstlers dar. Accessoires, die den Stand des Portraitierten charakterisieren, sind völlig verschwunden, die Kleidung ist leger-modern, und der Bildhintergrund ist zugunsten einer weißen Leinwandfläche völlig verschwunden. Laut dem Einlaufbuch der Künstlerhauses war das Portrait, bzw. eine Erstversion davon bereits 1922 ausgestellt (KH EL 62 1922/23 #3506), das endgültige Portrait dann 1929 (KH EL 81 1929/30 #928) wiederum. (Eine Änderung der Datierung von 1922 auf 1927 in der Signatur ist wahrscheinlich.) Es war das letzte Bild, das Adams vor seinem Tode 1933 im Wiener Künstlerhaus ausgestellt hat und erregte Aufsehen. Das Portrait zierte das Cover der Zeitschrift Sport im Bild (Heft 2 aus 1929), wurde dort allerdings ohne namentliche Nennung des Portraitierten abgedruckt. Das Portrait verblieb beim Dargestellten und begleitete ihn auch bei seiner Übersiedelung nach Argentinien, wo es im Erbgang an seine Familiennachfahren ging. Es ist nunmehr als Dauerleihgabe in der Dietrichstein Ahnengalerie (die das verheerende Feuer 1945 durch Auslagerung überstand) des Regional Museums Mikulov im wiederhergestellten Schloss Mikulov ausgestellt. Ein Besuch des Museums ist auch wegen dem einzigartigen Renaissance-Funeralkleid der Margaretha Francisca Lobkowicz, geborene Dietrichstein, empfehlenswert.

Ausgestellt

1922 Künstlerhaus Wien (EL EL 62 1922/23 #3506)

1929 Künstlerhaus Wien (KH EL 81 1929/30 #928)

1930 Österreichische Kunstausstellung Warschau

Permanent: Regional Museum Mikulov, Schloss Mikulov

Literatur

APH, Werksverzeichnis JQA 1995, S. 213, Kat.#180, Abb.#121.

Provenienz

Der Dargestellte und seine Familiennachkommen,
Privatbesitz, Argentinien.
Dauerleihgabe an Regional Museum Mikulov, Dietrichstein Galerie, Schloss Mikulov, CZ.

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