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Damenportrait angebl. Amalia Edlinger 1908

Ganzkörperportrait einer stehenden jungen Dame in leichter Schrägansicht, ihr Kopf leicht geneigt und dem Betrachter zugewandt. Sie trägt ein bodenlanges schwarzes Chiffon Kleid mit weitem Ausschnitt sowie über ihren Schultern einen hellgrauen Pelzmantel mit hellblauem Seidenfutter, den sie mit ihrer linken Hand auf ihrer linken Schulter festhält und mit ihrer rechten Hand in Hüfthöhe nach vorne ausschwingen lässt. Die Dargestellte trägt eine einreihige, kurze Perlenkette, Perlen-Ohrclips sowie einen Perlenring. In ihr braunes Haar ist eine kleine Perlenkette diademgleich eingeflochten. Im Bildhintergrund ist eine antike massive Kommode, ein Landschafts-Wand-Gobelin sowie teilweise ein goldgerahmtes Bild sichtbar.

JQAW# P_1908_030
Öl auf Leinwand 215 x 135 cm
Signatur: John Quincy Ɑdams 1908
Unbekannter Privatbesitz.
Abbild: Auktionshaus Geble, Deutschland.

Dieses laut Auktionshaus mit 1908 datiertes Portrait war bis zu seiner Auktion am 2. Juli 2011 in der Adams Literatur unbekannt. Bei der Auktion als „Portrait einer stehenden jungen Frau, wohl Dame der Wiener Gesellschaft“ bezeichnet, gab es keinerlei Provenienz oder sonstige Hinweise, die die Identifizierung der Dargestellten ermöglichen würde. Zu dem später auf Wikimedia Commons geposteten Bild aus der Auktion scheint ein anonymer englischer Kommentar auf: „this is Amalia Edlinger from Vienna“, eine Zuschreibung, zu der allerdings keinerlei Quelle oder Dokumentation gegeben wird, was eine unabhängige Überprüfung unmöglich macht und deshalb hier lediglich als Hypothese, die aber als unplausibel erachtet wird, wiedergegeben wird. Die Zuschreibung zu Amalia Edlinger erscheint aus zwei Gründen unplausibel: erstens war Amalia Edlinger 1908 bereits verheiratet und das Portrait wäre sicherlich als Amalia/Amelie Schrantz/Schranz bezeichnet worden und nicht mit dem Mädchennamen der Dargestellten. Zweitens gibt es ein Portrait der Amalie Schranz, das Adams 1912 angefertigt und ausgestellt hat (verschollen, s. Querverweise) und eine zweifache Darstellung der selben Person ist bei Adams selten.

Aufgrund der angeblichen Zuschreibung und der Datierung würde es sich bei der Dargestellten um Amalia (später: Amelie) Schrantz, geborene Edlinger, 5.4.1877 Wien bis 21.1.1954 Wien, handeln.
Sie war die Tochter des Textilindustriellen Ferdinand Edlinger (1844-1932) und der Amalia/Amalie E. (1849-1928), geb. Wech. Die Eltern waren große Förderer des Baues der Herz-Jesu Basilika in Kaisermühlen, der 1895 eingeweiht wurde, einer Zeremonie der Kaiser Franz Josef I. persönlich beiwohnte. Bei dieser Gelegenheit überreichte ihm die junge Amalia einen Blumenstrauß. (Die Eltern stifteten auch ein Glasfenster in der Kirche Maria Hilf in Wien VI.) Am 20.10.1902 verehelichte sich Amalia Edlinger in der Evangelischen AB Kirche in Wien mit dem Großindustriellen Alfred Friedrich Schrantz (1876-1914, die alternative Schreibweise Schranz wird ebenso verwendet). Er war Präsident der Huetter & Schrantz AG, die 1824 gegründet wurde und auch heute noch besteht. Alfred Schrantz schied 1914 durch Freitod aus dem Leben. Zwischen 1919/1925 verehelichte sich Amalia Schrantz wieder mit dem ungarischen Grafen Georg Orssich und nannte sich fortan Amelie Orssich. Presseberichte bezeugen Anpassungsschwierigkeiten an die neuen ökonomischen und gesellschaftlichen Umstände, die mit einer Reihe von Gerichtsverfahren einher gingen, aber der Lebenstil verblieb weiterhin großbürgerlich mit Personal, Villa in Hietzing sowie Stadtwohnung im IV. Bezirk. Amelie Orssich stirbt am 21.1.1954 und ist in der Edlinger Familiengruft in Wien Hietzing beigesetzt.

Das gegenständliche Portrait ist ein typisches für Adams in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Das Repräsentationsbedürfnis des aufstrebenden Großbürgertums wird durch Kleidung und Schmuck der Portraitierten, sowie feudalem Wohninterieur (in Adams Atelier in der Theresianumgasse 5 inszeniert) Rechnung getragen. Die Darstellung verbleibt jedoch „bürgerlich“ im Vergleich zu Adams späteren mondän inszenierten Damenportraits. Lediglich der Schwung des Mantels, den die Dargestellte in Begriff ist, abzustreifen, verleiht dem Portrait eine interessante Dynamik in ansonsten eher statischen Portraits. 1908 bedeudete für Adams den Durchbruch als Portraitmaler: sein Bildnis des Mäzens Johann II Fürst Liechtenstein, das von der Stadt Wien in Auftrag gegeben wurde, sorgte für große öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung. Dementsprechend stiegen auch Adams Honorare. Insofern ist die Zuschreibung zu Amalia Edlinger/Schrantz und ihrem Familienhintergrund (sowohl Vater als auch Ehemann waren Industrielle, bzw. Großindustrielle und werden für 1910 durch Sandgruber Traumzeit für Milliadäre, 2013, als 788- und 137-reichste Wiener nach versteuerten Einkommen gelistet) wiederum auch durchaus plausibel.

Ausgestellt

Literatur

Provenienz

1908-1954? Die Famile der Dargestellten, Wien.
Unbekannter Privatbesitz (USA?).
2.7.2011 Auktion Auktionshaus Geble Deutschland.
Unbekannter Privatbesitz.

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